Längere Laufzeit? Lingens AKW-Betreiber irritiert über Vorstoß
Ende 2022 soll das AKW in Lingen den Betrieb einstellen. Oder doch nicht? Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zeigt sich offen für eine Debatte über die Rückkehr zur Kernkraft.
Mehrere Kraftwerksbetreibende äußerten sich irritiert über Lindners Aussagen. Ein Sprecher der RWE AG, die das Atomkraftwerk (AKW) in Lingen betreibt, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", dass das Kernkraftwerk Emsland auf den Auslaufbetrieb zum Ende des Jahres ausgerichtet sei. Ein Weiterbetrieb darüber hinaus "wäre mit hohen Hürden technischer als auch genehmigungsrechtlicher Natur verbunden".
RWE-Sprecher: Gibt klare gesetzliche Vorgaben
Der Sprecher verwies zudem darauf, "dass es eine klare gesetzliche Regelung zur Abschaltung der Kernkraftwerke gibt". Zudem hätten die Bundesregierung und die Energieminister der Länder am 8. März erklärt, dass eine Laufzeitverlängerung keine Option sei, "um die Versorgungssicherheit zu erhöhen und Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland zu reduzieren". Ähnlich äußerte sich der EnBW-Konzern, Betreiber des Kraftwerks Neckarwestheim II (Baden-Württemberg). Zusammen mit dem Kernkraftwerk Isar 2 (Bayern) sind dies die letzten Kernkraftwerke, die in Deutschland am Netz sind. Alle drei sollen Ende des Jahres abgeschaltet werden.
Lindner: Dürfen uns Debatte nicht verschließen
Bundesfinanzminister Lindner hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, eine Rückkehr zur Kernkraft zumindest nicht kategorisch auszuschließen. "Die Menschen erwarten, dass wegen des Klimaschutzes, der Abhängigkeit von Putin und der Inflation alle Möglichkeiten erwogen werden", sagte Lindner der "Bild" (Donnerstag). Wirtschaftlich sei er zwar noch nicht überzeugt, dass sich neue Investitionen in Kernkraft wirklich rechneten. "Aber Deutschland darf sich einer Debatte nicht verschließen, die überall auf der Welt geführt wird. Ich rate dazu, die Argumente vorurteilsfrei auf den Tisch zu legen", so Lindner.