Flüsterasphalt soll das Radfahren bequemer machen

Stand: 23.09.2023 14:14 Uhr

Eine 26 Jahre alte Niedersächsin hat einen Asphalt mit weniger Rollwiderstand für Fahrradwege entwickelt - der erste Asphalt speziell für Radwege. Die Teststrecke ist nun eröffnet.

von Anna Koerber

"Ich wollte einfach was Nachhaltiges und Umweltschonendes als Thema für meine Abschlussarbeit machen", sagt Rebecka Sophie Kriete. Sie hat an der Jade Hochschule Oldenburg ihren Master-Abschluss in Management und Engineering im Bauwesen gemacht. Ihre Forschungsergebnisse werden nicht schwarz auf weiß auf Papier erscheinen, sondern als schwarz glänzender Asphalt auf dem Deich liegen. Vor der Entwicklungsarbeit hat sie zunächst erforscht, was Radfahrern am wichtigsten ist: ebene Wege, auf denen keine Pfützen stehen. Genau das wollte sie realisieren und ob es klappt, soll jetzt die Teststrecke in Weyhe im Landkreises Diepholz zeigen. Der sogenannte Flüsterasphalt wurde auf dem Weserdeich ausgelegt.

Rebecka Sophie Kriete hat sogenannten Flüsterasphalt für Fahrräder entwickelt. © NDR
Rebecka Sophie Kriete hat den Flüsterasphalt mit ihrem Professor entwickelt. Es ist ihre Master-Arbeit.
Flüsterasphalt für besseres Fahrgefühl auf dem Rad

Flüsterasphalt gibt es bereits auf Autobahnen. Wenn man auf diesem Belag fährt, wird es leise und der Wagen scheint leichter zu rollen. Das Fahrgefühl soll auch der Fahrrad-Asphalt von Rebecka Sophie Kriete bieten. Denn wenn man nicht so viel strampeln muss, dann fährt man auch mal längere Strecken mit dem Fahrrad zur Arbeit, glaubt Alexander Buttgereit, Professor für Nachhaltige Infrastruktur. Wenn der Asphalt dann auch noch ohne Pfützen ist, sei das umso besser.

Der sogenannter Flüsterasphalt für Fahrräder ist offenporig. © NDR
Durch die Poren soll das Wasser abfließen. Das könnte bei Frost Unfällen entgegenwirken.
Durchgeschnitten sieht der Asphalt aus wie Schwarzbrot

Damit auf dem Asphalt keine Pfützen stehen, ist er offenporig. Auch das kennt man von der Autobahn. Nur hier ist alles etwas feiner. Schneidet man den Asphalt auf, sieht man kleine Löcher - das Ganze erinnert an Schwarzbrot. Wenn die Laborergebnisse sich mit der Praxis decken, soll in den Löchern das Wasser versickern und man könnte ohne nasse Hosenbeine zur Arbeit.

Der ADFC Niedersachsen fordert asphaltierte Radwege

Zum Bau der Teststrecke sind auch Margret Peters vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Diepholz (ADFC) und Rüdiger Henze, Sprecher des ADFC Niedersachsen, angereist. Sie hoffen auf eine deutliche Verbesserung der Radwege. Es gebe viel zu verbessern, sagt der ADFC-Sprecher. Vor allem ältere Menschen fühlten sich auf unebenen Wegen nicht sicher und wenn dann Regen und Frost dazukommen, könne es gefährlich werden. Unfälle seien die Folge. Auch für die dringend benötigte Verkehrswende sehen die beiden Fahrradexperten nur eine realistische Chance, wenn sich die Situation auf den Radwegen deutlich verbessert. Die durchschnittliche Entfernung, die Menschen mit dem Rad pendelnd zurücklegen, liegt bei 7 Kilometern auf einem normalen Fahrrad und bei 15 Kilometern mit einem E-Bike, sagt Rüdiger Henze. Und das bei optimalen Bedingungen. Die beiden fahren auf ihren Fahrrädern über die 200 Meter lange Teststrecke. Fazit: "wunderbar unanstrengend".

Alter Asphalt kann recycelt werden

Da der Asphalt feiner ist, soll er dünner aufzutragen sein als bisheriger Asphalt. Das würde Material und somit Geld sparen. Da das Granulat, welches für den Asphalt verwendet wird, feiner ist als herkömmlicher Asphalt, könnte zudem altes Material nochmals gemahlen und dann zu dem Flüsterasphalt verarbeitet werden. Bis Ende des Jahres soll sich herausstellen, ob der Asphalt sich bewährt. Mehre Städte haben schon angefragt, ob sie den Belag ebenfalls testweise verbauen dürfen. Zwei Bauvorhaben werden voraussichtlich noch in diesem Jahr umgesetzt.

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