Erdnussallergie: In Buxtehude gibt es jetzt Hilfe

Stand: 24.02.2023 12:47 Uhr

Allergien bedeuten für Betroffene teils große Einschränkungen im Alltag. Im schlimmsten Fall können sie lebensbedrohlich werden - wie etwa bei Erdnüssen. In Buxtehude wird eine neue Therapie genutzt.

von Dominik Semrau

"Kann Spuren von Erdnüssen enthalten" - diesen Satz hat wohl jeder schon einmal auf einer Verpackung im Supermarkt gelesen. Für Menschen mit einer Erdnussallergie kann dieser Hinweis Leben retten. Denn die Besonderheit bei dieser Allergie ist, dass es bereits beim Kontakt mit kleinsten Mengen der Nüsse zu einem anaphylaktischen Schock kommen kann. Im schlimmsten Fall leiden Betroffene an akuter Atemnot, die bis hin zur Ohnmacht und einem Stillstand des Herz-Kreislauf-Systems führen kann. Bislang blieb Ärzten nichts anderes übrig, als die Patienten vor den Gefahren zu warnen und sie zu schulen, wie sie potenziell gefährliche Lebensmittel erkennen können. Aber Dank einer neuen Immuntherapie können Erdnuss-Allergiker wieder hoffen.

Erdnussallergie: Bereits 25 Kinder erfolgreich behandelt

Am Elbe Klinikum in Buxtehude wurden seit November 2021 bereits 25 Kinder mit einer Erdnussallergie erfolgreich behandelt, berichtet der Chefarzt des Dermatologischen Zentrums in Buxtehude, Dr. Andreas Kleinheinz. Bei der Therapie nehmen die Patienten in einem Zeitraum von sechs Monaten regelmäßig das Medikament Palforzia ein. Das Pulver enthält Proteine von Erdnüssen. "Dabei wird die Konzentration der Erdnussproteine regelmäßig gesteigert. So gewöhnt sich der Körper nach und nach an die für ihn gefährlichen Stoffe", erklärt Kleinheinz.

Therapie soll Alltag von Allergikern erleichtern

Als erfolgreich gelte die Behandlung, wenn die Patienten eine Dosis von 300 Milligramm des Erdnussproteins erreicht haben. "Das entspricht in etwa einer Erdnuss", sagt Kleinheinz. Das mag nach wenig klingen - allerdings bedeutet das für die Allergiker, dass besagte Warnhinweise auf Verpackungen ignoriert werden können, da von solch geringen Mengen der Erdnussproteine keine Gefahr mehr ausgeht. "Für Eltern von Allergiker-Kindern ist das eine große Erleichterung - gerade dann, wenn die Kinder regelmäßig in der Kita oder der Schule Mittag essen und die Gefahr besteht, dass doch mal Spuren von Erdnüssen ins Essen gelangen", erklärt Kleinheinz.

Vorerst vorwiegend für Kinder

"In Deutschland leiden circa 0,5 bis 1 Prozent der Menschen an einer Erdnussallergie", sagt Kim Abbenhaus von Aimmune Therapeutics Germany. Das Unternehmen hat die Immuntherapie mit Palforzia in Amerika entwickelt. Mittlerweile werden deutschlandweit in 60 bis 70 Krankenhäusern Kinder mit dieser Therapie behandelt, die meisten erfolgreichen Therapien haben in Buxtehude stattgefunden. "Die Therapie ist im Moment noch beschränkt auf Kinder zwischen 4 und 17 Jahren, da man aus Untersuchungen weiß, dass bei Erwachsenen nicht mehr so viele Erfolge erzielt werden können, wie bei Kindern", sagt Amely Brückner. Die Ernährungswissenschaftlerin begleitet die Kinder zusammen mit den Ärztinnen und Ärzten bei der Behandlung am Klinikum in Buxtehude. "Allerdings heißt das nicht, dass eine ältere Person nicht auch davon profitieren kann", sagt Brückner. Bei einer Genehmigung durch die Krankenkassen würde die Therapie auch bei älteren Betroffenen durchgeführt.

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