Warnstreik: In Hannover standen erneut Busse und Bahnen still
Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat ver.di die Warnstreiks am Donnerstag in Teilen Niedersachsens fortgesetzt. In Hannover fuhren erneut die Busse und Bahnen nicht.
In ganz Niedersachsen waren zudem kommunale Kliniken betroffen. Unter anderen legten nach Angaben der Gewerkschaft ver.di die Beschäftigten der kommunalen Krankenhäuser in Hannover, Lüneburg, Wolfsburg und Oldenburg ihre Arbeit nieder. In allen Krankenhäusern sei vereinbart worden, dass Notfälle behandelt werden, hieß es. In Hannover war neben den Verkehrsbetrieben Üstra auch der Abfallentsorger aha von dem Ausstand betroffen. Wie schon am Mittwoch und in der vergangenen Woche wurde der Müll in der Landeshauptstadt und in der Region nicht abgeholt.
Kommunaler Arbeitgeberverband: Leidtragende sind die Bürger
Der kommunale Arbeitgeberverband in Niedersachsen hat dafür kein Verständnis. Für Hauptgeschäftsführer Michael Bosse-Arbogast wird der Bogen gerade überspannt. Leidtragende seien Bürgerinnen und Bürger. Erst seien Familien mit kleinen Kindern und die Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs betroffen gewesen. Jetzt müssten sogar wichtige Operationen in Kliniken verschoben werden. Dabei stehe bereits seit vielen Monaten schon der Termin für die nächste Verhandlungsrunde. "Da gehören die Diskussionen hin, da muss verhandelt werden", sagte Bosse-Arbogast. Er zeigte sich aber optimistisch, dass am kommenden Mittwoch gemeinsam ein angemessenes Ergebnis erzielt werde. Scheitern die Gespräche, dann will die Gewerkschaft ver.di auch unbefristete Streiks nicht ausschließen.
9.500 Menschen bei Kundgebung von ver.di in Hannover
Bereits am Mittwoch hatte ver.di landesweit die Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu Warnstreiks aufgerufen. In Hannover seien rund 9.500 Menschen zur zentralen Kundgebung der Gewerkschaft gekommen, sagte die Polizei. Sieben Demonstrationszüge trafen sich am Nachmittag unweit des Hauptbahnhofs am Opernplatz. Der befürchtete Verkehrskollaps sei aber ausgeblieben, sagte der Polizeisprecher. Nur während der An- und Abreise habe es sich auf den Straßen gestaut. Denn: In Hannover fuhren auch gestern schon - ebenso wie in Goslar, Braunschweig, Wolfsburg und Göttingen - weder Busse noch Bahnen. Von dem Warnstreik betroffen waren laut ver.di unter anderem auch die öffentliche Verwaltung, Sparkassen, Kindertagesstätten, die Müllabfuhr und Krankenhäuser.
Streiks bei Verwaltung, aha, Üstra, in Kindergärten und Sparkassen
Die Schwerpunkte der Warnstreiks lagen am Mittwoch der Kommunalgewerkschaft Komba zufolge in der Region Hannover, in Braunschweig, Göttingen, im Landkreis und in der Stadt Lüneburg, in Peine und Salzgitter. Auch in Osnabrück, dem Emsland und der Grafschaft Bentheim legten Menschen die Arbeit nieder, um in Bremen zu demonstrieren. Wie ver.di auf Twitter mitteilte, gingen in Niedersachsen und Bremen am Mittwoch insgesamt 22.000 Menschen die Straßen. Den Anfang der niedersachsenweiten Warnstreiks hatten die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bereits am Dienstag in Braunschweig gemacht. Dort waren unter anderem das Stadtbad, das Jobcenter, Kindertagesstätten und der öffentliche Nahverkehr von dem Ausstand betroffen.
Mehr als 600 Klinikärztinnen und -ärzte im Warnstreik
Auch Ärztinnen und Ärzte an kommunalen und privaten Krankenhäusern hatten schon am Dienstag ihre Arbeit niedergelegt. Zu dem Warnstreik aufgerufen hatte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Mehr als 600 Medizinerinnen und Mediziner hatten sich den Angaben zufolge an dem Ausstand beteiligt. Betroffen waren von Aurich über Lüneburg und Verden bis Goslar zahlreiche Kliniken in Niedersachsen. Zur zentralen Kundgebung am Asklepios-Klinikum St. Georg in Hamburg kamen laut Marburger Bund rund 2.000 Personen. Angereist waren sie unter anderem aus Lüneburg, Osnabrück, Hildesheim und Salzgitter. Der Ärzteverband fordert einen Inflationsausgleich für die Monate seit Oktober 2021 und eine lineare Erhöhung der Gehälter um zweieinhalb Prozent.
Hintergrund der Warnstreiks
Ver.di und der Beamtenbund dbb, zu dem auch die Komba gehört, fordern für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Arbeitgeber und Gewerkschaften treffen sich am 27. März erneut zu Tarifverhandlungen in Potsdam.