Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) spricht in einer Pressekonferenz. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Weil will "Reichsbürger" genauer beobachten lassen

Stand: 16.12.2022 10:41 Uhr

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil spricht sich dafür aus, die "Reichsbürger"-Szene genauer durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Auch Verbindungen zur AfD sollten untersucht werden.

"Diejenigen, die sich mutmaßlich zu einem Staatsstreich verschworen haben, sind nur ein Teil der "Reichsbürger"-Szene. Das ist die Spitze des Eisbergs", sagte SPD-Politiker Weil der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hannover. "Der Resonanzboden ist leider viel größer. Das muss man sehr ernst nehmen." Er gehe davon aus, dass der Verfassungsschutz künftig sehr viel stärker auf diesen Bereich des Rechtsextremismus schauen werde. "Wir werden überall verstärkt zeigen müssen, dass wir eine wehrhafte Demokratie sind", betonte Weil.

VIDEO: AfD und Pistorius liefern sich Schlagabtausch über "Reichsbürger" (15.12.2022) (1 Min)

Verfassungsschutz soll Verbindungen der "Reichsbürger" zu AfD untersuchen

Auch mit Blick auf Verbindungen der AfD zu der Szene sieht der niedersächsische Regierungschef den Verfassungsschutz in der Verantwortung. "Es gibt personelle Berührungspunkte. Ich kann das nicht quantifizieren. Das wird Aufgabe des Verfassungsschutzes sein, dieses Dunkelfeld aufzuhellen", sagte Weil. Der Ministerpräsident sagte, auch in Niedersachsen gebe es die "Reichsbürger," die die Existenz der Bundesrepublik abstreiten. "Wir scheinen prozentual etwas unter dem Bundesdurchschnitt zu liegen, aber das sollte niemanden von uns beruhigen. Es gibt sie, und das in einer Zahl, die uns beunruhigen muss."

Vorwurf: Mitgliedschaft in terroristischer Vereinigung

Bei einer großen Razzia im "Reichsbürger"-Milieu hatte die Bundesanwaltschaft vergangene Woche 25 Menschen festnehmen lassen, darunter eine Ex-Bundestagsabgeordnete der AfD. 22 der Festgenommenen wird vorgeworfen, Mitglieder einer terroristischen Vereinigung zu sein, die das politische System in Deutschland stürzen wollte. Die drei weiteren Festgenommenen gelten als Unterstützer.

AfD weist Verbindungen zu "Reichsbürgern" zurück

Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover gibt es in Niedersachsen etwa 900 sogenannte Reichsbürger. Etwa 50 von ihnen seien als rechtsextrem zu bezeichnen. Die niedersächsische AfD weist Verbindungen zu der Szene von sich. Der Grünen-Innenpolitiker Michael Lühmann fordert dagegen eine Debatte über ein Verbot der AfD. "Es gibt mehrere Menschen, die mit AfD-Bezug da drin sind", sagte Lühmann am Dienstag nach einer Unterrichtung im Innenausschuss des Landtags über die Szene.

Weitere Informationen
Ein Blick in den Niedersächsischen Landtag in Hannover. © NDR Foto: Eric Klitzke

Das war der Landtag im April

Es war für die Abgeordneten in Niedersachsen die letzte Sitzung des Jahres. Es ging auch um die Razzia bei Reichsbürgern. (14.12.2022) mehr

Vermummte Polizeibeamte laufen während einer Durchsuchung vor einem Gebäude entlang. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Razzia bei "Reichsbürgern": LKA suspendiert Beamten vorläufig

Unter den Beschuldigten ist ein Beamter des Landeskriminalamtes. Gegen ihn wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. (13.12.2022) mehr

Boris Pistorius (SPD), Innenminister in Niedersachsen, steht in der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD) vor verschiedenen Polizeifahrzeugen. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Pistorius: "Wir können nicht in die Köpfe der Beamten schauen"

Bei der Polizei oder in Behörden sei es schwer, einen Hang etwa hin zur Corona-Leugner-Szene zu erkennen, so der niedersächsische Innenminister auf NDR Info. (10.12.2022) mehr

Nach der Razzia gegen "Reichsbürger" bringen Polizisten eine festgenommene Person in Karlsruhe aus einem Hubschrauber der Bundespolizei. © dpa Foto: Uli Deck

Razzia bei "Reichsbürgern": Drei Festnahmen in Niedersachsen

Eine als terroristisch eingestufte Gruppe hat offenbar einen Umsturz geplant. Auch Ex-Polizist Michael F. gehört dazu. (07.12.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 16.12.2022 | 09:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rechtsextremismus

AfD

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Soldat der Bundeswehr geht einen Waldweg entlang, nachdem er ein Waldstück nach dem vermissten Arian aus Bremervörde abgesucht hat. © dpa Foto: Lars Penning

Weiter kein Lebenszeichen vom vermissten Arian aus Bremervörde

Auch am Samstag suchten Helfer auf dem Wasser und an Land nach dem Sechsjährigen. Bis zum Abend gab es keine Spur von dem Jungen. mehr