VW-Chef Blume: "Elektromobilität ist die richtige Technologie"

Stand: 13.03.2024 21:29 Uhr

Der Volkswagen-Konzern hat im vergangenen Jahr rund 770.000 E-Autos verkauft - so viele wie nie zuvor. Aktuell steckt die E-Mobilität allerdings in der Krise, VW fordert deshalb Hilfe vom Staat für die Auto-Branche.

von Annette Deutskens und Hilke Janssen

Die Zahlen, die der VW-Konzern am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat, sind positiv. Nach Abzug der Steuern erzielte der Konzern 2023 einen Gewinn von 17,9 Milliarden Euro. Gleichzeitig will VW weiterhin den Spagat schaffen: Die Verbrennermodelle "pflegen", wie es Finanz-Vorstand Arno Antlitz formuliert, und parallel dazu die Elektromobilität hochfahren. Verdient hat der Autobauer aus Wolfsburg im vergangenen Jahr vor allem an seinen Autos mit Verbrennungsmotor. Gleichzeitig hat VW so viele Elektro-Autos verkauft wie nie zuvor. Der Anteil der verkauften Stromer lag 2023 bei 8,3 Prozent - ein bisheriger Bestwert. Aktuell allerdings ist der Absatz von E-Autos eingebrochen.

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VW fordert Unterstützung von der Politik

Im NDR Interview fordert Konzernchef Oliver Blume daher eine "vielseitige Unterstützung" von der Politik: "Das sind verbindliche Regelungen, das sind angemessene CO2-Ziele, das ist Unterstützung der Ladeinfrastruktur. Und das sind auch Förderungen gerade im niedrigen Preissegment, um den Anreiz für Elektromobilität zu erhöhen." Eine solche Förderung gab es, sie wurde allerdings von der Bundesregierung Ende des Jahres relativ abrupt beendet, die Nachfrage nach E-Autos ging daraufhin massiv zurück. Die Folge: In Zwickau und Emden, den Werken, die bereits auf Elektromobilität umgerüstet wurden, herrscht Flaute. Schichten wurden gestrichen, Besserung ist zumindest kurzfristig nicht in Sicht. Anderen Herstellern ergeht es ähnlich.

"Prämien verderben das Geschäft"

Automobilexperten sagen, die Bundesregierung habe mit ihrer E-Auto-Prämie den Absatz zunächst befeuert - und ihn dann durch das kurzfristige Ende der Förderung einbrechen lassen. "Die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland sind gerade nicht so positiv", sagt Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg. "Die Kunden sind verunsichert", resümiert Felix Kuhnert von der Beratungsgesellschaft PwC. "Prämien verderben das Geschäft. Sie kurbeln die Nachfrage erst an und lassen sie dann einbrechen", kritisiert Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover.

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Günstiges E-Modell soll 2026 kommen

Einer der Gründe für die Kaufzurückhaltung dürften die vergleichsweise hohen Preise für E-Autos sein. Auch bei Volkswagen fehlt ein günstiges E-Auto in der Angebotspalette. Erst Anfang 2026 soll es ein E-Modell geben, das um die 25.000 Euro kosten könnte. "Wir machen uns sehr tiefgehende Gedanken, auch ein Produkt auf den Markt zu bringen, das um die 20.000 Euro liegt", so Blume. "Weil wir als Volkswagen auch gerade dieses Segment für besonders wichtig halten, um junge Leute an die Marke heranzuführen."

Batterien größter Kostenfaktor

Noch seien die Batterien der größte Kostenfaktor - auch wenn der technologische Fortschritt sie nach und nach günstiger mache, erklärt PwC-Experte Kuhnert. "Wir sehen da viel Potenzial." Kuhnert warnt davor, den Wandel zur Elektromobilität generell in Frage zu stellen. "Wir brauchen einen Konsens in der Gesellschaft, dass wir den Weg zum emissionsfreien Fahren weiter beschreiten wollen."

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Auch Blume sieht die "Elektromobilität als die richtige Technologie. Sie wird den Verbrennungsmotoren in kurzer Zeit überlegen sein." Blume warnt daher auch davor, das geplante EU-weite Verbrenner-Aus ab 2035 in Frage zu stellen. Und weiß dabei den einflussreichen VW-Betriebsrat hinter sich. Alle Pläne für die Entwicklung neuerModelle seien auf den Wendepunkt 2035 ausgerichtet, heißt es von der Arbeitnehmervertretung. Wenn die Politik von diesen Plänen abrücke, hätte das gravierende Folgen - auch für die Arbeitsplätze.

Chinesische Modelle drängen auf den Markt

Die Konkurrenz für die etablierten Autobauer kommt vor allem aus China. 20 bis 30 neue E-Auto-Marken werden in den europäischen Markt drängen, schätzt Automobil-Experte Schwope. Nicht alle würden den Konkurrenzkampf überleben, "aber fünf bis acht am Ende wahrscheinlich schon." Das weiß auch VW-Chef Blume. Man werde jetzt "alle Kraft reinsetzen, um die richtigen Produkte anzubieten. Und wenn das ganze Umfeld passt, dann wird die Elektromobilität Erfolg haben."

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Hallo Niedersachsen | 13.03.2024 | 19:30 Uhr

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