Eine Person bedient im Hauptbahnhof Hannover einen von drei Fahrkartenautomaten. © NDR Foto: Julius Matuschik

Neun-Euro-Ticket: Niedersachsens Last mit der Entlastung

Stand: 16.05.2022 20:00 Uhr

Der Bundesrat stimmt in dieser Woche über das sogenannten Neun-Euro-Ticket ab, mit dem der Bund Bürger entlasten will. In Niedersachsen sorgen die Pläne weiterhin für Skepsis - auch in den Kommunen.

Marco Trips, Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, hatte das Vorhaben gegenüber dem NDR in Niedersachsen Ende April als "blödsinnigen Schnellschuss" bezeichnet. Er hatte angeführt, dass ländliche Räume nicht von der zeitlich begrenzten Ermäßigung profitierten. Zudem böte das Neun-Euro-Ticket Autofahrern keine Anreize, dauerhaft auf Bus und Bahn umzusteigen. "Unsere Haltung zu dem Thema hat sich nicht geändert. Wir sind skeptisch, ob das der große Wurf ist", sagte Stephan Meyn, Sprecher des Städte- und Gemeindebundes, am Montag gegenüber dem NDR.

Blockieren Länder das Neun-Euro-Ticket im Bundesrat?

Der Bund will das Sonderticket für die Monate Juni, Juli und August einführen. Es ist Teil des Entlastungspakets für Bürgerinnen und Bürger aufgrund hoher Energiepreise. Die Länder könnten allerdings zum Stolperstein werden. Bayern hat aktuell angekündigt, am Freitag den Beschluss im Bundesrat gegebenenfalls zu blockieren. Auch Niedersachsen hatte sich zunächst ein Veto vorbehalten. Am Montag klang war davon keine Rede. "Nach wie vor unterstützt das Land Niedersachsen das Neun-Euro-Ticket und wird alle notwendigen Anstrengungen unternehmen, um es erfolgreich umzusetzen. Wir sind uns aber mit den anderen Ländern einig, dass der Bund bei der Finanzierung nachbessern muss", sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) laut einer Mitteilung. Dabei gehe es unter anderem um einen dritten Finanzierungsbaustein für gestiegene Energie- und Betriebskosten der Verkehrsunternehmen und Nachzahlungen, sollten die Kosten für das Ticket 2,5 Milliarden Euro übersteigen.

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Verkehrsverbände sprechen von Finanzdruck

Kritik kommt auch von Verkehrsverbänden in Niedersachsen, bei denen die Finanzen drücken. Bei den Mitgliedern des Zweckverbands Verkehrsverbund Südniedersachsen habe das Neun-Euro-Ticket dazu geführt, dass treue Kunden reihenweise ihre Abos kündigen, wie Verbandschef Michael Frömming dem NDR sagte. Man habe einen Rückgang bei den Verkaufszahlen für Monatskarten festgestellt. Damit brächen noch mehr Einnahmen weg, so Frömming. Die Landkreise würden zudem vom geplanten Azubi- und Schüler-Ticket (30 Euro) belastet. Dies werde zum 1. September eingeführt, die Kreise müssten rund eine halbe Million Euro dazugeben. Gestiegene Dieselpreise belasteten die Bus-Unternehmer in den Landkreisen Göttingen, Northeim und Holzminden mit Zusatzkosten in Höhe von rund vier Millionen Euro. Die könne laut Frömming zur Folge haben, dass Busunternehmer ihre Geschäfte aufgeben müssten und dadurch zusätzlich benötigte Kapazitäten wegfielen.

Bentheimer Eisenbahn baut Angebot teilweise aus

Derweil bereiten sich die Verbände dennoch vor. Weil die Bentheimer Eisenbahn mit hohen Passagierzahlen rechnet, baut sie ihr Angebot teilweise aus. An den ersten beiden Wochenenden will das Unternehmen aus Westniedersachsen Züge mit doppelter Länge auf die Strecke schicken. Die Bentheimer Eisenbahn bereite zudem aktuell die Umstellung an den Bahnschaltern und Fahrkartenautomaten vor, hieß es.

Verkaufsstart laut DB 23. Mai - sofern die Länder zustimmen

Laut Deutscher Bahn soll das Neun-Euro-Ticket am 23. Mai in den Verkauf kommen - sofern der Bundesrat zustimmt. Das Ticket stehe dann über die App DB-Navigator sowie sämtliche andere digitale Bahn-Kanäle zur Verfügung, teilte der Konzern am Sonntag mit. "Ebenso wird es an den rund 5.500 Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn und in den über 400 DB Reisezentren in Bahnhöfen erhältlich sein", hieß es.

 

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NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 16.05.2022 | 15:00 Uhr

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