Gewalt im Stadion: Vereine und Polizei planen gemeinsames Konzept

Stand: 06.12.2023 13:38 Uhr

Hannover 96 und Eintracht Braunschweig wollen zusammen mit Polizei und Innenministerium Maßnahmen gegen Randale von Ultras erarbeiten. Beim Niedersachsenderby im November war es zu Ausschreitungen gekommen.

In einem gemeinsamen Arbeitsprozess wolle man das Problem in den Griff kriegen, sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Mittwoch nach einem Gespräch mit Vertretern von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig. Eine Projektgruppe soll bisherige Vorfälle aufarbeiten und Strategien entwickeln, wie Gewalt bei Fußballspielen besser verhindert werden kann. "Das ist ein Meilenstein, dass wir gemeinsam, das Innenministerium, die Polizei und die Vereine, sehr konkret an den Problemen arbeiten, die wir haben", so Behrens. Ansatzpunkte für Verbesserung seien zum Beispiel bauliche Maßnahmen, Einlasskontrollen und die Einschränkung von Pyrotechnik.

Erste Maßnahmen für Niedersachsenderby im April

An dem Treffen nahmen neben 96-Geschäftsführer Martin Kind und Eintracht-Präsidentin Nicole Kumpis auch Fanbetreuer der Clubs und Sicherheitsbeauftragte teil. "Ich bin sehr froh, dass sich die beiden Vereine darauf eingelassen haben und auch sofort bereit waren, diesen Weg mitzugehen“, sagte Behrens. Gewalt im Stadion sei nicht akzeptabel - das sei das gemeinsame Verständnis. Bis zum nächsten Niedersachsenderby im April in Braunschweig soll die Projektgruppe erste Maßnahmen erarbeiten. Nach dem Spiel werde man sich erneut in großer Runde zusammensetzen, um zu analysieren, ob diese Maßnahmen Wirkung zeigen. Danach werde man sich weiterhin einmal im Jahr über Fortschritte austauschen.

VIDEO: Fußball-Gipfel: Wie kann Fan-Gewalt bekämpft werden? (3 Min)

Vereine begrüßen gemeinsame Initiative

Das Thema Gewalt im Stadion begleite Hannover 96 schon seit Jahren, erklärte Geschäftsführer Martin Kind. "Wenn man ehrlich ist, haben wir bisher wenig erreicht". Daher sei die gemeinsame Initiative "mehr als zu begrüßen". In dem kommenden Prozess sei es wichtig, auch die Fans von dem gemeinsamen Ziel zu überzeugen. Auch Nicole Kumpis, Präsidentin von Eintracht Braunschweig, betonte, es sei ein "großes Anliegen", jeden Fan mitzunehmen und transparent zu kommunizieren. Sie sprach am Mittwoch von einem "sehr konstruktiven" Auftakt.

Videos
Martin Kind, Hannover 96, Daniela Behrens, Innenministerin Niedersachsens, und Nicole Kumpis, Präsidentin von Eintracht Braunschweig, bei einer Pressekonferenz © NDR Foto: Antje Schmidt
23 Min

Die Pressekonferenz nach dem Fußballgipfel in voller Länge

Eintracht Braunschweig, Hannover 96 und das Innenministerium wollen zusammenarbeiten, um Fan-Gewalt zu bekämpfen. 23 Min

Müssen Vereine künftig Kosten für Polizeieinsatz tragen?

Nach dem Niedersachsenderby in Hannover Anfang November hatte Innenministerin Behrens sich angesichts der Gewalt und des Vandalismus alarmiert gezeigt. Ihr Eindruck sei, dass die Vereine nicht genug unternehmen, um die Sicherheit in den Stadien zu gewährleisten. Zudem hatte die Innenministerin angedeutet, die Kosten für künftige Polizeieinsätze an die Vereine weiterzureichen. Nach dem Gespräch mit den Vereins-Vertretern am Mittwoch erklärte Behrens, das sei lediglich eine Option, wenn sich durch die geplanten Maßnahmen keine Besserung ergebe. Klares Ziel sei es aber, die Gewalt im Stadion zu verringern, und nicht die Einnahmen für die Polizei zu steigern. Über Maßnahmen gegen gewaltsame Ausschreitungen im Fußball will Behrens in den kommenden Tagen auch bei der Innenministerkonferenz in Berlin sprechen.

Mehr als eine Million Euro für Polizeieinsatz

Rund um das Niedersachsenderby hatte es mehrere verletzte Polizisten und Ordner gegeben. Nach Polizeiangaben flogen innerhalb des Stadions unter anderem Metallteile und Feuerwerkskörper. Im Gästebereich warfen Besucher ganze Sitzreihen. Insgesamt waren wegen des Spiels nach Angaben des Innenministeriums mehr als 2.000 Polizistinnen und Polizisten vor Ort, die Kosten für den Einsatz lagen bei mehr als einer Million Euro.

Weitere Informationen
Daniela Behrens (SPD), Innenministerin Niedersachsen, bei einer Pressekonferenz. © Screenshot
1 Min

Fußball-Gipfel: Kein rechtsfreier Raum mehr im Stadion

Es sei nicht Job der Polizei, als privater Sicherheitsdienst zweckentfremdet zu werden - so Niedersachsens Innenminsterin. 1 Min

Fanmarsch von Fans von Hannover 96 zum Stadion. © Moritz Frankenberg/dpa Foto: Moritz Frankenberg

Derby-Randale: Müssen Fußball-Clubs Polizeieinsätze bald mitzahlen?

Niedersachsens Innenministerin Behrens will das Gespräch mit den Vereinen suchen. Es geht ihr vor allem um Hochrisikospiele. (06.11.2023) mehr

Fans aus Braunschweig werfen eine ganze Sitzreihe im Satdion von Hannover 96 von der Tribüne. © IMAGO / osnapix

Derby: Eintracht Braunschweig verurteilt "hemmungslosen Vandalismus"

Eintracht-Geschäftsführer Benz zeigte sich "entsetzt" nach den Vorfällen. Die Forderung nach einer Kostenübernahme von Polizeikosten bei Risikospielen lehnt der Club ab. (06.11.2023) mehr

Besucher des Spiels Hannover 96 gegen den BTSV Braunschweig brennen Pyrotechnik im Stadion ab. © Axel Heimken/dpa Foto: Axel Heimken

Niedersachsenderby: Polizist nach Rangelei mit Fans schwer verletzt

96-Anhänger sollen den Beamten attackiert haben. Die Bilanz der Polizei fällt durchwachsen aus. (05.11.2023) mehr

Einsatzkräfte der Polizei begleiten einen Fanaufmarsch. © Screenshot
1 Min

Nach Niedersachsenderby: Debatte um Kosten für Polizeieinsätze

Rund 2.000 Beamte waren bei dem Zweitliga-Spiel von Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig im Einsatz. (06.11.2023) 1 Min

Flaggen von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig © imago Foto: Joachim Sielski, Kaletta

Eintracht Braunschweig - Hannover 96: Rivalen aus Tradition

Das Niedersachsen-Derby ist mehr als nur ein Fußballspiel. Die Rivalität zwischen Hannover und Braunschweig reicht weit zurück. (03.11.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 06.12.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Eintracht Braunschweig

Hannover 96

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Einsatzfahrzeug, Streifenwagen der Polizei mit Blaulicht, im Hintergrund sieht man einen Rettungswagen. © Fotostand / Gelhot

"Grenze überschritten": Sanitäter bei Einsatz angegriffen

Die Rettungskräfte stehen nach einer Attacke durch zwei Männer in Königslutter unter Schock. Die Polizei ermittelt. mehr