Anti-rechts-Protest: Bündnis aus Ostfriesland schlägt neuen Weg ein
Um dem Rechtsruck in Politik und Gesellschaft entgegenzuwirken, macht sich das Protestbündnis "Emden Demokratisch" stark für die Demokratie. Nun wird ein ostfrieslandweiter Verein gegründet, der vor allem Bildungsarbeit leisten soll.
Tausende gehen in Niedersachsen auf die Straße, als das Medienhaus "Correctiv" im Januar Recherchen zu einem "Geheimplan" von Rechtsextremen veröffentlicht. Knapp drei Monate später werden die Proteste weniger. Kreative Kundgebungen gibt es aber weiterhin. In Emden zum Beispiel, wo aus einem Protest-Bündnis gegen rechts jetzt ein Demokratie-Verein entstehen soll.
Singen für Demokratie
Unter dem Motto "Emden singt wieder" hat das Bündnis "Emden Demokratisch" am Samstag erneut in den Emder Stadtgarten eingeladen. Mit Liedern wie "All you need is love" oder "Schrei nach Liebe" sollte gemeinsam ein Zeichen für eine offene und demokratische Gesellschaft gesetzt werden. Bei der ersten Ausgabe der Gesangs-Demo Mitte Februar waren trotz strömenden Regens 300 Menschen gekommen.
Vereinsgründung "Ostfriesland Demokratisch"
Wenn es nach Daniel Zempel vom Bündnis geht, sollen solche Veranstaltungen bald häufiger stattfinden - und zwar in ganz Ostfriesland. "Wir müssen den Rechten in der Region etwas entgegensetzen." Zu dem Bündnis "Emden Demokratisch" gehören verschiedene Parteien, Gewerkschaften und Kirchen. Gemeinsam mit sieben Mitstreitern aus dem Bündnis gründet Zempel nun den Verein "Ostfriesland Demokratisch". "Wir müssen noch zum Amtsgericht und uns offiziell eintragen lassen, aber ansonsten sind wir startklar."
Bildungsarbeit und Dialogveranstaltungen geplant
Mit der Rechtsform eines Vereins sei es dann auch möglich, Fördergelder für Demokratieprojekte zu beantragen. "Wir wollen hier Bildungsarbeit machen, den Menschen zeigen, dass ihnen sehr wohl zugehört wird und sie die Demokratie mitgestalten können", sagt Zempel. Dazu seien unter anderem Dialogforen geplant. Auch kreative Veranstaltungen wie "Emden singt" soll es zukünftig geben.
Anfänge in Anti-Querdenker Protest
Das Bündnis "Emden Demokratisch", aus dem der Verein nun hervorgehen soll, ist bereits seit der Corona-Pandemie aktiv. "Wir haben damals eine Menschenkette um die Stadt mit Corona-Abstand gemacht, um Emden symbolisch zu schützen. Wir haben damit dafür gesorgt, dass die Querdenker-Aufmärsche weniger wurden", erinnert sich Zempel. Zuvor seien bei den sogenannten Querdenker-Demos offen rechte Symbole getragen worden. "Dem wollten wir etwas entgegensetzen und uns für die Demokratie einsetzen."
Wiederbelebung im Jahr 2024
Nach der Corona-Pandemie wird es aber ruhig um das Bündnis. Erst Anfang 2024 wird es wieder aktiv. "Wir haben bei den sogenannten Bauern-Protesten wieder rechte Symbole entdeckt. Das wollten wir so nicht stehen lassen."
Correctiv-Recherche sorgt für Massenprotest
Als wenige Tage später das Medienhaus "Correctiv" Recherchen zu einem Geheimtreffen von Rechtsextremen in Potsdam veröffentlicht, nimmt der Protest gegen rechts landesweit zu. Ein Blick ins NDR Pressearchiv zeigt, dass im Januar in rund 200 Artikeln über Anti-rechts-Demos in Niedersachsen berichtet wird. Im Februar erscheinen in niedersächsischen Medien noch knapp 100 Berichte. Im März waren es nur noch rund 50.
Verein will Engagement für Demokratie aufrechterhalten
Auch das Bündnis "Emden Demokratisch" ruft nach den Correctiv-Enthüllungen zum Protest auf. Zu einer ersten Demo auf dem Rathausplatz kommen nach eigenen Angaben 4.000 Menschen. Es folgt die erste Ausgabe von "Emden singt" und "Emden leuchtet". Mithilfe des Vereins, der nun gegründet wird, sollen weitere Events folgen. "Für Mai planen wir eine größere Veranstaltung", kündigt Zempel an. Was damit genau gemeint ist, will er noch nicht verraten. "Wir wollen uns mit dem Verein kontinuierlich für die Demokratie einsetzen."