Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, spricht in einem Interview. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey

Weil und Behrens sehen mögliches AfD-Verbotsverfahren skeptisch

Stand: 19.01.2024 13:22 Uhr

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat vor einem möglichen Verbotsverfahren gegen die AfD gewarnt. Scheitere ein Verbot, so würde das dem Rechtspopulismus Auftrieb verleihen, so Weil.

"Es ist zunächst die Aufgabe der Verfassungsschützer zu klären, ob ausreichend belastbare Erkenntnisse für ein erfolgreiches Verbotsverfahren vorliegen. Sollten Zweifel bestehen, dann sollte man die Finger davon lassen", sagte Weil in einer Mitteilung der Staatskanzlei in Hannover am Mittwoch. Ebenso wichtig sei es für eine wehrhafte Demokratie, dass die Zivilgesellschaft eine "klare Kante" gegen jede Form von Rechtsextremismus und menschenverachtende Ideologien zeige. Es sei wichtig, dass viele Menschen für die Demokratie auf die Straßen gehen würden, so Weil.

Videos
Politikwissenschaftler Prof. Sebastian Haunss von der Uni Bremen im Interview. © Screenshot
5 Min

Hannover: Demo für AfD-Verbot mit über 8.000 Teilnehmern

Deutschlandweit sorgen sich Menschen um die Demokratie. Wird ein Ruck durch die Gesellschaft gehen? Dazu Sebastian Haunss von der Uni Bremen. (17.01.2024) 5 Min

Behrens: "Demonstrationen viel mehr wert als Verbots-Debatte"

Ähnlich skeptisch äußerte sich Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Sie verweist darauf, dass der Verfassungsschutz in Niedersachsen die hiesige Partei nicht als gesichert rechtsextrem einstuft, sondern als Verdachtsfall. Ein Verbotsverfahren könne dazu führen, dass die Opferrolle, in die sich die AfD immer wieder begebe, bekräftigt werde, sagte die SPD-Politikerin. Statt mit einem Verbotsverfahren, müsse man sich mit der AfD inhaltlich auseinandersetzen, und zwar mit Themen, welche die Bürger bewegten, die AfD zu wählen. Darüber hinaus begrüßte die Ministerin die Demonstrationen gegen die AfD. "Ich finde, die Antwort auf der Straße mit Demonstrationen gegen Rassismus, gegen Menschenverachtung ist viel mehr wert als jede Verbots-Debatte", so Behrens.

Große Demonstration für Samstag angekündigt

Stephan Weil ist bei einer Kundgebung am kommenden Samstag in Hannover als Redner angekündigt. Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, der Kirche, Sportvereinen, der Politik und der Stadtgesellschaft hat zu einer Demonstration gegen die AfD aufgerufen. Bereits am Dienstagabend kamen bei einer Demo in Hannover etwa 8.000 Menschen zusammen.

Weitere Informationen
Bei einer Demo auf dem Opernplatz in Hannover halten Menschen Plakate mit der Aufschrift: "Meine Zukunft ist nur mit Demokratie". © NDR Foto: Markus Golla

Weitere Demos gegen Rechtsextremismus in Niedersachsen

Unter anderem in Hannover soll es eine Kundgebung geben. Dort wird Ministerpräsident Weil als Redner erwartet. (17.01.2024) mehr

Bundesjustizminister Marco Buschmann spricht in NDR Mikrofone. © Screenshot

AfD-Verbot: Justizminister Buschmann zeigt sich in Hamburg skeptisch

Beim Dreikönigstreffen der Hamburger FDP sagte der Bundesjustizminister: "Würde ein solches Verfahren scheitern, wäre es ein PR-Sieg für die AfD." Das könne niemand wollen. (15.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Hallo Niedersachsen | 17.01.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

AfD

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Der sechsjährige Arian Arnold aus Bremervörde-Elm wird vermisst. © Polizeiinspektion Rotenburg

Suche nach Arian geht in "realistische Phase": Bundeswehr rückt ab

Der Junge aus Bremervörde bleibt verschwunden. Am Sonntag suchten noch 1.200 Menschen nach ihm, nun wird der Einsatz zurückgefahren. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage: Demokratie unter Druck?