Jürgen Schult, Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes für Diskuswurf der Männer (Foto aus dem Jahr 2018) © picture alliance | Axel Kammerer

Schweriner Jürgen Schult verliert Uralt-Weltrekord im Diskuswerfen

Stand: 15.04.2024 16:24 Uhr

Der Schweriner Jürgen Schult hält nach 38 Jahren nicht mehr den Weltrekord im Diskuswerfen. Die am 6. Juni 1986 in Neubrandenburg aufgestellte Bestmarke wurde nun von Europameister Mykolas Alekna geknackt. Schult freut sich für den Litauer.

Alekna schrieb am Sonntag (Ortszeit) bei den Oklahoma Throws Series in Ramona im US-Bundesstaat Oklahoma Leichtathletik-Geschichte. Auf einem freien Feld, über das der Wind wehte, gelang dem 21-Jährigen bei perfekten Bedingungen eine fabelhafte Serie von sechs Würfen über jeweils mehr als 70 Meter.

Im fünften Versuch schaffte der in Kalifornien studierende Alekna den Rekord. Zunächst wurden 74,41 Meter gemessen, die Weite wurde dann um sechs Zentimeter nach unten korrigiert. Sie muss nach Angaben des Leichtathletik-Weltverbandes noch offiziell als Rekord anerkannt werden.

Schults vor 38 Jahren in Neubrandenburg aufgestellte Bestweite betrug 74,08 Meter und war bis Sonntag der älteste Herren-Weltrekord in der Leichtathletik.

"Es scheint alles zusammengepasst zu haben"

Der Schweriner verschlief im wahrsten Sinne des Wortes den Verlust seines beinahe vier Jahrzehnte lang haltenden Weltrekords. "Ich war gestern ein bisschen kränklich und bin schon um 15 Uhr im Bett gewesen und erst heute Morgen um 6 Uhr wieder aufgewacht. Und da hatte ich schon die ersten Nachrichten von meinen ehemaligen Athleten und Kollegen bekommen, dass da was passiert war. Und so konnte ich mich schon gut einlesen", sagte der 63-Jährige im NDR Interview.

Ganz überraschend kam der Verlust seiner Bestmarke für den Olympiasieger von 1988 nicht. "Ich wusste ja, dass da in Oklahoma etwas stattfindet. Da wollte man den Weltrekord angreifen. Solche Challenges gab es auch schon vor einigen Jahren. Das hat dann noch nicht ganz funktioniert. Diesmal scheint alles zusammengepasst zu haben, der Wind, die Bedingungen, die Gegner, die Form der Athleten - und so kommt eben auch mal eine 74-Meter-Weite raus", erklärte Schult.

Schult freut sich für Alekna junior

Der litauische Diskuswerfer Mykolas Alekna © IMAGO / Bildbyran
Der 21-Jährige Mykolas Alekna ist neuer Weltrekordler im Diskuswerfen.

Der frühere Diskus-Bundestrainer empfinde keine Wehmut über den Verlust des Rekordes, versicherte er. Ganz im Gegenteil: "Ich habe Freude darüber empfunden, dass jemand wieder so ein Ding gemacht hat. Es war langsam mal an der Zeit, dass nach 38 Jahren ein neuer Name da vorne steht. Und ich kenne ja den Vater von Mykolas sehr gut, mit ihm habe ich viele Jahre zusammengeworfen. Insofern schließt sich irgendwo ein Kreis, dass der Nachwuchs eines großen Diskuswerfers diesen Weltrekord jetzt gepackt hat", sagte der 63-Jährige.

Dass der junge Litauer ihn irgendwann in der Bestenliste ablösen würde, hatte Schult bereits seit geraumer Zeit geahnt. "Ich habe ihn das erste Mal erlebt bei den Weltmeisterschaften 2022. Da war er schon sehr beeindruckend, ist, glaube ich, damals Zweiter geworden. Da war er gerade einmal 20 Jahre. Da deutete sich schon an, dass da was ganz Großes kommt", so Schult. Der neue Weltrekordler ist der Sohn von Virgilijus Alekna, der 2000 und 2004 Olympiasieger war und auch zwei WM-Titel gewann. Seine Bestleistung waren 73,88 Meter. Er könne es immer noch nicht glauben, dass er seinen Vater überholt habe, sagte Alekna junior.

Mika Sosna überbietet Olympia-Norm

Eine große Zukunft wird auch dem Hamburger Mika Sosna prophezeit. Der 20-Jährige stand in Ramona zwar im Schatten von Alekna, trat die Heimreise aber dennoch überglücklich an. Denn mit einer Weite von 68,96 Meter knackte der Athlet von der TSG Bergedorf nicht nur die Olympia-Norm, sondern verbesserte sich auch auf Platz fünf der ewigen deutschen Bestenliste. Zudem verbesserte Sosna seine aus dem vergangenen Jahr stammende eigene Bestmarke um bemerkenswerte 3,39 Meter.

Der 20-Jährige ist bisher der einzige deutsche Diskuswerfer, der im Nominierungszeitraum (noch bis zum 30. Juni) die Olympia-Norm überboten hat. Ob er das Paris-Ticket lösen wird, hängt nun auch von den Resultaten der nationalen Konkurrenz in den kommenden Wochen ab. Oder davon, ob der Hamburger seine Bestmarke noch einmal steigern kann.

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 15.04.2024 | 19:30 Uhr

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