Popp: Homosexualität im Sport darf kein Tabu sein
Nationalmannschafts-Kapitänin Alexandra Popp fordert die Enttabuisierung des Themas Homosexualität im Sport. Der Frauenfußball sei in dieser Hinsicht Vorreiter und "unfassbar tolerant". Die Männer hinken hinterher.
"Was hat Sexualität mit Sport selbst zu tun? Nichts, einfach nichts", sagte die Torjägerin von Bundesliga-Tabellenführer VfL Wolfsburg "Sportradio Deutschland". "Für mich spielt das keine Rolle und das sollte für jeden so sein." Der Fußball der Frauen habe das längst verstanden. Dort gingen die Frauen offen mit ihrer Sexualität um. "Es geht um den Sport, es geht um die Leistung und den Erfolg, den alle anstreben. Bei uns ist es normal."
Bei den Männern dagegen sei das nach wie vor "ein wahnsinniges Tabu-Thema. Das finde ich unglaublich schade", so Popp. Im deutschen Profifußball der Männer gibt es bislang kein offenes Bekenntnis eines aktiven Spielers zu seiner Homosexualität.
"Ich glaube, dass dieser Sportler oder Fußballer noch mehr Prozente aus sich herausholen könnte, wenn einfach akzeptiert würde, wen er liebt, als wenn er die ganze Zeit eine Lüge lebt. Denn das ist ja auch eine psychische Belastung." Alexandra Popp
Homosexualität bei Fußballern ein Tabu-Thema
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Immer noch häufig homophobe Fanszenen sorgen unter anderem dafür, dass Homosexualität (k)ein Thema im Fußball der Männer ist. Ex-Nationalspieler Philipp Lahm warnte in seinem Buch sogar vor einem Outing während der aktiven Karriere: Gegenwärtig erschienen ihm "die Chancen gering, so einen Versuch in der Bundesliga mit Erfolg zu wagen und nur halbwegs unbeschadet davonzukommen".
Popp trägt Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben
Homosexualität ist allerdings nicht nur ein Tabu-Thema im Fußball der Männer. Auch in anderen Sportarten gibt es kaum Outings - anders als bei den Frauen.
Vize-Europameisterin Popp hatte sich bereits im Sommer an der Kampagne "Ihr könnt auf uns zählen" beteiligt, die sich mit homosexuellen Fußballern solidarisiert. Als Zeichen der Solidarität mit der LGBTIQ*-Community trägt die Spielführerin der Nationalmannschaft die Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben.