Ukrainian Freedom Orchestra in der Elbphilharmonie
Das Ukrainian Freedom Orchestra vereint geflüchtete Musiker, ukrainische Mitglieder europäischer Orchester und einige der besten Berufsmusiker der Ukraine. Die insgesamt 75 Musikerinnen und Musiker wollen ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine setzen. Am Sonntag traten sie in der Hamburger Elbphilharmonie auf.
Musiker, die weniger als zwei Monate zusammenspielen sind das erste Mal in der Elbphilharmonie. In einem Saal, der eigentlich auf Jahre ausgebucht ist - für sie wurde eine Ausnahme gemacht. „Es gibt einen Grund, warum wir alle hier sind“, sagt Trompeter Arsen Khizriiev. "Jeder hat eine eigene Tragödie in der Ukraine. Ich auch. Ich kann auch meine Eltern nicht sehen. Und sie können auch die Ukraine nicht verlassen. Aber sobald wir auf die Bühne gehen, gehen alle Probleme weg."
Die ukrainischen Musiker leben in ganz Europa. Einige sind Flüchtlinge, einige sind ausgewandert, viele leben nach wie vor in der Ukraine. Die Männer im wehrfähigen Alter dürfen das Land eigentlich nicht verlassen. Hierfür schon.
Gründungskonzert in Warschau
In Warschau begann das Projekt. "In Kiew können wir unsere Konzerte nicht spielen", sagt Kontrabassist Nazir Stets. "Wir proben vier oder fünf Tage, dann kommt ein Alarm und alle müssen in Schutzbunker. Das zerstört einfach alles."
Die Idee zu diesem Orchester hatte die kanadische Dirigentin Keri-Lynn Wilson. Ihre Vorfahren kamen aus der Ukraine, Angehörige von ihr kämpfen an der Front. "Das Putin-Regime versucht, die ukrainische Kultur auszulöschen", so die Dirigentin. "Deshalb hatte ich die Idee zu diesem Orchester, nicht nur für meine Freunde, die Flüchtlinge sind, sondern damit wir Putin zeigen, dass die ukrainische Kultur lebt, sie ist unzerstörbar."
Orchestermitglieder sind "so etwas wie Musiksoldaten"
Im Programm: unter anderem der ukrainische Komponist Valentyn Silvestrov. Die Musiker widerlegen so Putins Behauptung, es gäbe keine eigene ukrainische Kultur. "Die Musiker sind wirklich auf einer Mission, sie kämpfen für ihre Brüder und Schwestern", sagt Dirigentin Wilson. "Sie sind so etwas wie "Musiksoldaten, denn wir verteidigen unser Land damit, wir kämpfen für Freiheit und Unabhängigkeit."
"Musik wichtig fürs Überleben"
Die Premiere fand in Warschau statt. Es gab viel internationale Solidarität. Sponsoren finanzieren die Tournee, die ukrainische Regierung unterstützt sie. Mit dabei: die beeindruckende Pianistin Anna Fedorova. "Ich denke, Musik ist derzeit für viele ein unglaublich wichtig zum Überleben - nicht physisch, aber emotional", sagt sie. "Mich beeindrucken alle diese Musiker, ihre Stärke und ihr Mut. Die Stimmung im Orchester ist so voller Hoffnung und Zuversicht und unglaublich kraftvoll."
Die Elbphilharmonie ist ausverkauft. "Ich freue mich, dass so viele Menschen kommen und alle Ukrainer unterstützen. Für mich persönlich bringt das Energie." Große Musik, mit einer großen Mission, die sich überträgt, durch große Musiker - und Menschen.