Restauratorin Teodora Szanto arbeitet an mehreren Porzellanschalen © Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim/Sigmar von Blanckenburg Foto: Sigmar von Blanckenburg
Restauratorin Teodora Szanto arbeitet an mehreren Porzellanschalen © Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim/Sigmar von Blanckenburg Foto: Sigmar von Blanckenburg
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AUDIO: Roemer- und Pelizaeus-Museum eröffnet neue Dauerausttelung (3 Min)

Nach Diebstahl: Hildesheimer Museum zeigt Fotos statt Originalgeschirr

Stand: 17.01.2024 08:54 Uhr

Bei einem Einbruch im Oktober 2023 waren im Roemer- und Pelizaeus-Museum wertvolle Objekte gestohlen worden. In der neuen Dauerausstellung macht das Museum nun einiges anders. Es soll auch ein Aufschrei sein.

von Svenja Estner

"Es ist angerichtet", lautet der Titel der neuen Dauerausstellung. Es soll rund um das große Thema Essen und Trinken gehen, sagt die Museumsdirektorin Dr. Lara Weiss. "Das Besondere an der Ausstellung ist, dass wir da unsere stadtgeschichtliche Sammlung, unsere Hildesheimer Stadtgeschichte wieder zeigen - aber in spannender Verknüpfung mit der Ethnologie. Also mit allen möglichen anderen Kulturen." Da werde etwa geschaut, wo die Kartoffel herkomme oder welche Tischsitten es in anderen Ländern gibt.

Passend zur Esskultur sollte auch wieder Porzellan aus Ostasien gezeigt werden. Eigentlich. Denn nach dem Einbruch durch Auftragsdiebe im vergangenen Oktober, und aus Angst vor neuen Einbrüchen, geht das Museum nun andere Wege.

"Wir haben uns jetzt dafür entschieden, das ostasiatische Geschirr nicht auszustellen. Die Objekte werden dann durch Fotos ersetzt." So nimmt das Museum die Schau auch zum Anlass, darüber nachzudenken, wie eine Ausstellung aussehen kann, wenn man Objekte durch Fotos ersetzt.

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Schau soll Aufmerksamkeit generieren

Auch über digitale Formen denkt die Direktorin nach - ein Aufschrei. Denn nach dem Einbruch war klar, dass nun mehr Geld in verschärfte Sicherheitsmaßnahmen investiert werden muss, sagt Weiss. Geld, das das Hildesheimer Museum kaum aufbringen kann.

Die neue Leiterin des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim steht inmitten einer Ausstellung. © Nationales Museum für Altertümer, Leiden, Niederlande
Museumsdirektorin des Roemer- und Pelizaeus-Museum: Dr. Lara Weiss.

"Was eigentlich unser großer Vorteil in Hildesheim und gleichzeitig unsere Notlage ist, ist eben, dass das Roemer- und Pelizaeus-Museum im 19. Jahrhundert aus bürgerlichem Engagement entstanden ist", erklärt die Direktorin. Deshalb sei es immer noch ein kommunales Museum, auch wenn man mittelfristig gern größere Träger mit einbinden würde. Durch die Dauerausstellung hofft sie, einen solchen zu finden.

Durch die finanzielle Notlage, und Fotos statt Ausstellungsstücken in den Vitrinen, würden grundlegende Fragen aufgeworfen, so Weiss: "Wenn unsere Ausstellung trotz der Einschränkungen dazu beiträgt, sich grundsätzlich mit der Bedeutung von Kunst und Kultur auseinanderzusetzen, fände ich das ein fantastisches Ergebnis."

Kultur als Chance, sich neu zu positionieren

Um zu diskutieren, wie viel Kultur sich die Gesellschaft leisten sollte, stehen in den Ausstellungsräumen Tische für die Besucher zum Austausch bereit. Für Lara Weiss ist es wichtig, in Kultur zu investieren: "Kultur ist ein wichtiger Anker, die Rückversicheurng in die Vergangenheit und immer wieder Bezug ins Heute." Sie sei stets ein Chance, sich neu zu positionieren und über Themen nicht auf eurozentrische Weise ins Gespräch zu kommen, "wie jetzt über die Essens und Tischkultur".

Die Dauerausstellung "Es ist angerichtet" wird am 31. Januar im Roemer- und Pelizaeus Museum in Hildesheim eröffnet.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 17.01.2024 | 07:40 Uhr

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