Kulturpolitik in Schleswig-Holstein: Wie geht es in Zukunft weiter?
Die schwarz-grüne Koalition in Schleswig-Holstein steht. Was bedeutet die "neue" Besetzung in der Landesregierung für die Kultur in Schleswig-Holstein? Ein Ausblick.
Kulturministerin Karin Prien (CDU) und der Intendant Daniel Karasek vom Theater Kiel mit Hintergründen zum Thema. Daniel Günther (CDU) wurde am Mittwoch im Landtag zum zweiten Mal zum Ministerpräsidenten gewählt. Gute Stimmung bei der ersten grün-schwarzen Koalitionssitzung am Mittwoch in Schleswig-Holstein. Die ist auch bei den Kulturschaffenden gut.
"Die Besetzung ist natürlich für uns gut, weil wir sie kennen und seit Jahren mit den wichtigsten Stellen schon zusammenarbeiten," sagt Daniel Karasek, Intendant des Theaters Kiel. Die Kultur wird mit vertrauten Gesichtern ihre bisher gute Zusammenarbeit fortsetzen. Karasek sieht gelassen in die Zukunft. Allerdings ganz ohne Forderung geht es doch nicht: "Ich erhoffe mir natürlich, dass die großen Projekte, zum Beispiel das Werkszentrum, das wir planen, wo vom Land schon die Gelder bewilligt sind, dass wir Bundesmittel dafür finden werden. Für die Theater hoffe, ich dass die vertrauensvolle Arbeit genauso weiter geht, wie sie bisher war", so der Intendant.
"Der absolute Horror wäre für uns im Herbst eine erneute Schließung oder Lockdown"
Aber das "Weiter so" ist noch ungewiss. Da sind zum einen die steigenden Energiekosten, sowie die Inflation und im Herbst droht eine neue Corona-Welle. Die fürchten die Kulturschaffenden: "Der absolute Horror wäre für uns eine erneute Schließung oder ein Lockdown." Er halte die bisherige Regel, freiwillig Maske zu tragen', für die beste Regel so Karasek. "Es ist so, dass wir diese Politik noch ein, zwei Jahre so brauchen werden. Wenn jetzt noch ein Corona-Herbst kommt - für uns wird es wieder keine leichte Spielzeit dadurch werden".
Die neue und auch alte Kulturministerin Karin Prien kann da beruhigen: Man habe aus den vergangenen zwei Jahren genug gelernt. Und sie verspricht: keine Schließungen. "Wir stehen an einem anderen Punkt, als vor zwei Jahren, weil mit den Impfungen ein probates Mittel haben, um schwere Erkrankungen zu vermeiden und eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden. Wir haben mit der Maske und einem angepassten Testregime und Hygiene-Maßnahmen wie Lüften weitere Mittel zur Verfügung, um die Bildungsinstitutionen offen zu halten."
Schleswig-Holstein soll im Bundesranking der Kulturhaushalte besser abschneiden
Wie allerdings steigende Unterhaltskosten und Inflation abgefangen werden können, da mag sich Karin Prien nicht festlegen. Aber: Sie hat ein ehrgeiziges Ziel. Denn laut des letzten Berichtes des Bundesamtes für Statistik werden in Schleswig-Holstein bei der Kultur 72 Euro pro Kopf ausgegeben. Damit belegt das Land den vorletzten Platz im Bundesranking: "Wir haben der Kulturhaushalt in der vergangenen Legislaturperiode um 30 Prozent anheben können. Das reicht natürlich nicht. Es ist unsere Absicht, wenn die Finanzsituation es zulässt, Schleswig-Holstein auch bei den Kulturausgaben in das Mittelfeld der deutschen Flächenländer zu bringen."
Mehr Geld für die Kultur, gute Zusammenarbeit in der letzten Legislaturperiode - so viel Harmonie macht misstrauisch. Der Haken an dem Koalitionsvertrag ist die Klimaneutralität bis 2040. Da sieht Intendant Karasek aber nicht nur die Politik in der Pflicht: "Natürlich werden sich die Häuser in Zukunft über Nachhaltigkeit verstärkt Gedanken machen."
Dass Kultur in Schleswig-Holstein nicht nur nice-to-have ist, das macht das Ministerium deutlich. Karin Prien ist zuversichtlich, dass der Rotstift dort nicht so schnell angesetzt wird: "Mein Eindruck ist, dass in Schleswig Holstein durch die Pandemie die Bedeutung von Kultur für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Entwicklung von demokratischem System deutlich gewachsen ist. Deswegen bin ich optimistisch, dass wir nicht in der Kultur als erstes den Rotstift anlegen. Kultur ist entscheidend für den Zusammenhalt der Gesellschaft - und gerade den brauchen wir in schweren Zeiten."