Zverev: Viel riskiert und verloren
Tennisprofi Alexander Zverev hat sich bei den Australian Open nach schwacher Leistung früh verabschiedet. Aber solche Rückschläge sind für den 25 Jahre alten Hamburger auf dem Weg zurück zur Bestform zu erwarten.
Der Abgang aus der Margaret Court Arena in Melbourne war für Alexander Zverev schmerzhaft. Das Aus schon in der zweiten Runde gegen Lucky Loser Michael Mmoh, nur die Nummer 107 der Weltrangliste, war aufgrund der besonderen Umstände zwar keine Sensation.
Aber nach dem erfolgreichen Fünf-Satz-Kampf Zverevs in der ersten Runde, waren die meisten davon ausgegangen, der Hamburger habe sich akklimatisiert und würde das Match gegen den eher biederen US-Amerikaner schon gewinnen und sich gleichzeitig Matchpraxis für den weiteren Verlauf des Turniers holen. Aber es kam anders.
Vorbereitung war nicht ausreichend
Im Sport ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Rückkehr zu alter Stärke in etwa so lange dauert wie die vorangegangene Verletzungszeit. Im Fall von Zverev waren es sechs Monate, die er raus war aus dem Profi-Tennis-Zirkus.
Seine Rückkehr begann Mitte Dezember langsam mit ersten Schaukämpfen im Nahen Osten und ging dann zum Jahreswechsel beim neu geschaffenen United Cup weiter. Zwar ein ernst zu nehmender Wettbewerb, bei dem es sogar um Weltranglisten-Punkte ging. Der aber trotzdem nicht zu vergleichen ist, mit einem regulären, kräfteraubenden Einzel-Turnier.
Zverev: "Physisch noch eine Menge Nachholbedarf"
Der 25-Jährige ist bei den Australian Open also an den Start gegangen, ohne ernst zu nehmende vorbereitende Wettkämpfe. In anderen Sportarten unvorstellbar. Der Olympiasieger von Tokio hat mit der Teilnahme am ersten Grand Slam-Turnier des Jahres etwas riskiert. Und er hat verloren.
Das hat er nach dem Aus in Melbourne dann auch zugegeben. "Ich habe auf dem Platz einfach kein Gefühl gehabt und war nicht in der Lage, die richtigen Entscheidungen zu treffen", waren seine Worte. Zudem wisse er, "dass es physisch noch eine Menge Nachholbedarf gibt" und nun sehr harte Arbeit vor ihm liege, wenn er zurück in die Weltspitze wolle.
Abrutschen in der Weltrangliste wahrscheinlich
Der Hamburger ist ein Kämpfertyp, der extrem schuften kann. Das ist ihm bei seinem Comeback sogar zum Verhängnis geworden. Nach seinem siebenfachen Bänderriss hatte er nämlich zu früh mit der Belastung begonnen. Ein Knochenödem zwang ihn zu einer weiteren Pause. Diese Arbeitsmoral wird ihm aber helfen, den Weg zurückzufinden.
Das spielerische Potenzial hat er weiterhin. Allerdings ist in seiner Abwesenheit die Konkurrenz nicht kleiner geworden. Neben den üblichen Verdächtigen Novak Djokovic, Daniil Medvedev und Stefanos Tsitsipas sind nun auch Carlos Alcaraz, Casper Ruud und Holger Rune da. Und wie diese Australian Open zeigen, wird die Dichte in der Spitze immer größer.
Die Weltrangliste bildet immer genau die Ergebnisse eines Kalenderjahres ab. Im ersten Halbjahr 2023 hat Zverev viele Punkte zu verteidigen. Es könnte also sein, dass der Hamburger sogar aus den Top 30 herausfällt. Aber da die derzeitige Nummer 13 der Welt im zweiten Halbjahr 2022 kein einziges Turnier bestritten hat, kann er dann verlorenen Boden wieder gutmachen.