Tod beim Ironman: Triathlon-Präsident nimmt Ausrichter in Schutz
Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon Union, hat die Veranstalter der Ironman-EM in Hamburg nach dem Unfalltod eines Motorradpiloten in Schutz genommen. Er erklärte auch, warum das Rennen nicht abgebrochen wurde. Hamburgs Sportsenator Andy Grote will Sicherheitskonzepte überprüfen.
Auf der Strecke seien zu dem Zeitpunkt mehr als 2.000 Leute gewesen, sagte Engelhardt dem NDR: Da müsse natürlich abgewogen werden, "ob bei einem nicht geplanten abrupten Stopp der Veranstaltung nicht mehr Gefahren" produziert würden.
Natürlich seien alle über den Unfalltod geschockt gewesen, aber es gebe eben viel mehr Dinge zu berücksichtigen: "Das Team hat es sich nicht leicht gemacht, sich aber nach Abwägung aller Risiken dafür entschieden, das Rennen weiter zu führen. Ich kann das nachvollziehen und trage die Entscheidung als Präsident der DTU auch voll mit."
Warnung vor verfrühter Pauschalkritik
Die Entscheidung gegen einen Rennabbruch habe zudem das Veranstalter-Team in Hamburg getroffen und nicht, wie am Renntag kommuniziert, die in Tampa (Florida) ansässige Organisation World Triathlon Corporation, sagte Engelhardt, der das Organisationsteam im Deutschlandfunk als "extrem erfahren" bezeichnete: "Die haben weltweit Veranstaltungen organisiert. Das sind keine Hallodris, sondern verantwortungsbewusste Menschen."
Der DTU-Präsident warnte vor verfrühter und überzogener Kritik: "Die schnellen Reaktionen sind einerseits verständlich, weil die Leute emotional ergriffen sind", sagte er dem SID: "Aber man muss das meiner Ansicht nach seriös in alle Richtungen angucken. Natürlich kann dabei rauskommen, dass da auch Fehler begangen wurden."
"Ich kenne die Kritik, aber es ist schwer den richtigen Umgang zu finden" Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD)
Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) zeigte ebenfalls Verständnis für die Entscheidung der Organisatoren. "Ein schwerer tragischer Zwischenfall stellt eine hohe Herausforderung an den Veranstalter dar", sagte Grote dem NDR. "Ich kenne die Kritik, aber es ist schwer der richtigen Umgang zu finden."
Sicherheitskonzepte werden überprüft
Für Grote gelte es nun, die Unfallursache herauszufinden und das Sicherheitskonzept des Rennens genau zu überprüfen. Besonders im Hinblick darauf, ob für Veranstaltungen in naher Zukunft wie die anstehende Triathlon-WM in Hamburg (13. bis 16. Juli) die Sicherheit erhöht werden könne.
Allerdings sind die Events nur bedingt zu vergleichen: Die WM führt über die deutlich kürzere olympische Distanz und hat eine andere Streckenführung. Trotzdem will die Stadt ihr Sicherheitskonzept nach dem Unfall vom Sonntag noch einmal überprüfen. "Wir werden uns auch in Hinblick auf die anstehende Triathlon-Weltmeisterschaft im Juli noch einmal intensiv mit dem Thema Sicherheit befassen, was wir aber ohnehin vor jeder Großveranstaltung mit allen dafür verantwortlichen Stellen in Hamburg tun", sagte Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD).
Unfall geschah auf gerader Strecke
Der Unfall beim Ironman am Sonntag geschah 2:25 Stunden nach dem Start auf einer geraden Strecke parallel zu einem Deich im Hamburger Stadtteil Ochsenwerder. In der Liveübertragung der ARD war zu sehen, dass der Motorradfahrer mit einem Fotografen auf seiner Maschine andere Motorräder überholte und dann mit dem entgegenkommenden Sportler kollidierte.
Nach Angaben der Polizei starb der 70 Jahre alte Motorradfahrer noch am Unfallort, der 26 Jahre alte Sportler wurde schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Der Kameramann auf dem Motorrad erlitt einen Schock und wurde wie der Triathlet in ein Krankenhaus gebracht. Er wurde am Montagnachmittag wieder entlassen.
Frodeno: "Sicherheit muss vorgehen"
Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno, der beim Rennen Vierter wurde, hatte nach eigenen Angaben bereits auf dem Weg raus aus der Stadt ein ungutes Gefühl gehabt. "Ich habe dem Kampfrichter schon 15 Kilometer vorher gesagt, dass das nicht gut endet", so der 41-Jährige im NDR Interview. "Ich weiß, dass das immer medial begleitet werden muss, aber die Athleten-Sicherheit muss vorgehen."
In der ARD-Liveübertragung hatte der frühere Ironman-Weltmeister Sebastian Kienle als Co-Kommentator gesagt: "Es sind viel zu viele Motorräder unterwegs." Bedenken hatte es schon vor dem Rennen wegen der an einigen Stellen engen Radstrecke gegeben. Und auch Frodeno unterstrich: "Das war eine völlige Farce. Es war so unfassbar eng, da dürfen keine Motorräder sein."
Triathlon in Roth: 40 Motorräder weniger
Die Veranstalter der Challenge Roth haben schon vor dem tödlichen Unfall beim Hamburger Triathlon an einem sichereren Verkehrskonzept gearbeitet. "In Roth gibt es keine Out-and-back-Strecken mit Gegenverkehr. Wir versuchen, immer breite Straßen zu wählen und nicht solche Dämme und Kopfsteinpflaster-Passagen", sagte Geschäftsführer Felix Walchshöfer dem Bayerischen Rundfunk.
Bei der Veranstaltung am 25. Juni in Mittelfranken werden etwa keine externen Medienschaffenden auf Motorrädern auf der Radstrecke zugelassen. Konkret seien es 40 Motorräder weniger, sagte Walchshöfer. Fotografen würden jetzt von Außen an die Strecke gefahren.