Stand: 09.04.2017 16:14 Uhr

Final Four: Eine nostalgische Zeitreise

von Jan Kirschner, NDR.de
Kieler Spieler zeigen den Pokal. © dpa-bildfunk Foto: Jonas Güttler
Der THW Kiel ist mit zehn Pokalsiegen Rekordtitelträger.

Wenn in der Hamburger Handball-Arena die Sektfontänen knallen und der "Pott" durch die Reihen des Siegerteams wandert, hat in der Euphorie niemand Zeit, das gute Stück näher zu betrachten. Falls es jemand tun würde, könnte er die eingravierten Namen der früheren Sieger entdecken und sich auf eine nostalgische Zeitreise begeben - auf die Spuren der Geschichte des DHB-Pokals. Es war in den 70er-Jahren, als die Internationale Handball-Föderation (IHF) die Einführung eines internationalen Pokal-Wettbewerbs beschloss. Die Folge: In Deutschland entstand der DHB-Pokal, dessen Erstauflage 1975 der TSV Grün-Weiß Dankersen gewann. Ein Final-Four-Turnier, wie es heute Usus ist, gab es damals noch nicht. "Hin- und Rückspiel" hieß die historische Formel: 120 Minuten Pokal-Kampf in den Sporthallen der beiden Kontrahenten.

Von Frankfurt nach Hamburg

Die Initialzündung für die Schaffung der Pokalendrunde kam Anfang der 90er-Jahre. Welt- und Europameisterschaften fanden seit 1993 im jährlichen Wechsel statt. Die deutschen Handball-Funktionäre waren sich einig: "Wir müssen Termine sparen." Halbfinal- und Finalspiele im Pokal an einem Wochenende - ein klarer Zeitvorteil. Schon 1993 stieg die Premiere des Final Four in Frankfurt. Der Zuspruch hielt sich aber in Grenzen. "Wir müssen diese Endrunde zu einem Event machen", plädierte Heinz Jacobsen, damals Vorsitzender des Ligaverbandes. Die wichtigste Bedingung: ein fester, alljährlich wiederkehrender Spielort. Ein Pendant zum Fußball-Mekka in Berlin, wo jedes Jahr der DFB-Pokal ausgespielt wird. Die Wahl fiel auf Hamburg. "Die Hansestadt hatte damals keinen Bundesligisten", blickt Jacobsen zurück. "Gleichzeitig bestand durchaus eine Handball-Tradition, die Bedarf signalisierte."

Berlin durchbricht die norddeutsche Phalanx

Nachdem einige Kinderkrankheiten behoben waren, verstummten die Kritiker schnell. Das Final Four entwickelte sich rasch zu einem Event, die Kartennachfrage nahm immer größere Ausmaße an. Die Alsterdorfer Sporthalle war bald zu klein. Die Handballer machten sich auf die Suche nach einem größeren Veranstaltungsort. Einen Umzug in das Tennisstadion am Rothenbaum verhinderten die Maße und die saftige Miete. Dann entstand die Arena neben dem Volksparkstadion des HSV, die 2003 erstmals zum Austragungsort des Final Four avancierte. Die SG Flensburg-Handewitt gewann in diesem Jahr das zweitägige Event und begründete eine norddeutsche Pokal-Ära. Zehn Jahre lang trugen sich nur die Flensburger, Hamburger oder der THW Kiel in die Siegerliste ein. Erst die Füchse Berlin beendeten dieses Nord-Serie 2014 mit ihrem Finaltriumph gegen die SG.

Egal, woher der Sieger kommt: Die Stimmung in der Halle ist immer prächtig. Das Handball-Final-Four hat sich als Erfolgsgeschichte erwiesen.

Hintergrund
Der THW Kiel feiert den DHB-Pokal-Sieg im Finale gegen den SC Magdeburg © picture alliance/dpa Foto: Axel Heimken

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Sportclub | 09.04.2017 | 22:50 Uhr