Gladbach - Werder und der Pfostenbruch vom Bökelberg
Die Geschichte des modernen Fußball-Tores begann am 3. April 1971 in Mönchengladbach: In der Partie gegen Bremen brach ein Pfosten. Das Spiel wurde abgebrochen, die Punkte gingen an Werder.
27. Spieltag der Bundesliga-Saison 1970/1971: Drei Minuten vor dem Abpfiff hält Werder Bremen ein überraschendes 1:1 bei Meister Borussia Mönchengladbach. Der Tabellenachte muss zwar an diesem 3. April 1971 mit Horst Höttges und Werner Görts zwei Stammspieler ersetzen, macht es der Gladbacher Elf von Hennes Weisweiler aber schwer.
Die Borussia braucht den Sieg, um sich die Tabellenführung von den Bayern zurückzuholen und rennt mit allen Stars an. Der überragende Günter Bernard im Bremer Kasten ist jedoch unüberwindlich. Schließlich fällt es aber doch noch, das Tor auf dem Bökelberg. Allein, es jubelt keiner. Denn das Tor ist buchstäblich gefallen.
Bremer bemüht, Gladbacher teilnahmslos
Gladbachs Herbert Laumen erinnert sich: "Freistoß Netzer, ich steige mit Anlauf hoch, Bremens Torwart fischt den Ball weg und ich segle rückwärts ins Netz. Ich höre ein Krachen, und schon kippt der Pfosten zur Seite. Wenig später lag ich wie ein Fisch im Netz, ich kam alleine gar nicht mehr raus."
Doch auch nach Laumens Befreiung geht es nicht weiter. Bremer Spieler versuchen, das Tor wieder aufzurichten, Zuschauer im Innenraum werfen es wieder um. Die Gladbacher Spieler tun nichts: "Netzer, unser Kapitän, stellte sich gegenüber dem Schiri die ganze Zeit über taub, denn das 1:1 war uns zu wenig, und wir waren auf ein Wiederholungsspiel aus", gibt Herbert Wimmer später zu.
Sportgericht entscheidet gegen Gladbach
Ein Ersatztor existiert nicht und auf den Vorschlag von Schiedsrichter Gerd Meuser, man möge den Pfosten die verbleibenden zwei Minuten festhalten, geht niemand ein. Ein halbherziger Reparaturversuch mit Nägeln und einem Ersatzholzstück scheitert. Nach zwölf Minuten bricht Meuser die Partie ab - ein Novum in der Bundesliga.
Die Gladbacher wähnen sich im Glück, doch wenige Wochen später, am 29. April entscheidet das Sportgericht anders: Das Spiel wird mit 2:0 für Werder gewertet, die Borussia muss 1.500 D-Mark Geldstrafe zahlen. Der Gladbacher Protest scheitert vor dem DFB-Bundesgericht - die Punkte bleiben in Bremen. Ein Bundesligaverein müsse als Platzverein stets in der Lage sein, einen plötzlichen Schaden zu beheben, hieß es in der Begründung. Dennoch geht die Saison gut für die Borussia aus: Am 5. Juni wird Mönchengladbach erneut Meister und verteidigt damit als erste Mannschaft in der Bundesliga-Historie erfolgreich den Titel. Ein gelungener Schlusstrich für die Gladbacher unter die Affäre. Doch eine andere Geschichte nimmt mit dem Pfostenbruch vom Bökelberg ihren Anfang: die des modernen Fußball-Tores - aus Aluminium.