Der deutsche Sänger Max Raabe steht während der José-Carreras-Gala in Leipzig mit dem Palast Orchester auf der Bühne. © dpa Foto: Hendrik Schmidt

Max Raabe: Bariton mit Frack und Fliege

Stand: 07.05.2024 14:09 Uhr

Es ist, als wäre Max Raabe immer schon da gewesen. Umgeben vom Palast Orchester. Umweht von Klängen der 1920er- und 30er-Jahre. Seit 1986 sind er und sein Orchester ein Team.

von Martina Kothe

Sie bringen Klassiker auf die Bühne wie "Mein kleiner grüner Kaktus", "Ein Tag wie Gold" oder "In einer kleinen Konditorei". "Nachmittags so ein Stück Kuchen und Kaffee... Meine Mutter hat jeden Tag einen Kuchen gebacken. Einen Blechkuchen und der war auch ratzfatz weg - und Torte am Sonntag", erzählt der Sänger aus seiner Kindheit. Auf einem Bauernhof in Lünen ist Max Raabe aufgewachsen. Später besucht er ein katholisches Internat in Westfalen und war Messdiener.

"Auf Beerdigungen musste ich immer lachen"

Der deutsche Sänger Max Raabe steht während der José-Carreras-Gala in Leipzig mit dem Palast Orchester auf der Bühne. © dpa Foto: Hendrik Schmidt
Max Raabe singt bei José-Carreras-Gala in Leipzig

"Ich habe meine ganze Kindheit und Jugend in sehr katholischem Umfeld verbracht. Das war mir gar nicht bewusst, dass es so ist, aber irgendwann war das dann einfach vorbei und dann konnte ich dem auch die komischen Seiten abgewinnen. Da ich überhaupt alles sehr schnell ironisch sehe, war ich dann für ein solches Umfeld nicht mehr haltbar." Und auch als Messdiener war es nicht immer einfach, verrät Max Raabe: "Ich musste auf Beerdigungen immer lachen - auch als Messdiener. Und deswegen bin ich dann nach Berlin getürmt."

"Auf einmal waren wir das Orchester mit: 'Kein Schwein ruft mich an'"

"Als ich nach Berlin ging, war meiner Mutter schon klar, dass ich unter die Räder komme. Und dass ich Musiker werden wollte, Sänger: 'Junge, Junge, brotlose Kunst'. Sie haben ja recht, es ist ja auch ein gefährlicher Beruf. Ich hatte Glück." 19 Jahre alt ist der katholisch geprägte Bauernsohn, als er in die geteilte Hauptstadt kommt. Die Musik der 1920er-Jahre hat es ihm angetan. Er beginnt Musik zu studieren, lernt andere Musiker kennen und 1986 gründet sich das Palast Orchester. "Auf einmal waren wir das Orchester mit dem Titel 'Kein Schwein ruft mich an' und haben überall gespielt. Da haben wir gesagt, wir wären ja dumm, wenn wir jetzt alles dran ließen, nur um an die Oper zu gehen, was ja mein Plan war, oder ins Symphonieorchester. Und da haben wir gesagt, lass uns mal so weitermachen, solange wir Spaß haben und solange die Leute uns hören wollen. Und so läuft das."

Stärke der Lieder in der Reduktion

Der Musiker Max Raabe bei einem Interview. © dpa Foto: Britta Pedersen
Max Raabe bei einem Interview

Keine Oper für den studierten Bariton, keine Symphoniker für seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Stattdessen: ein Sänger im Frack und ein Palast Orchester, eine strenge Bühnenhaltung und ein besonderer Klang. Bei seinen Auftritten zeigt Max Raabe kaum Mimik, bewegt sich minimal und ist ganz Form und Klang. "Für mich war von Anfang an klar, dass die Stärke dieser Stücke, gerade in der Reduktion und in der strengen Original-Aufführungsform ihre stärkste Seite haben würden."

Von der klanglichen Welt der 1920er-Jahre hat sich Max Raabe nie ganz entfernt, auch wenn er schon lange mit Annette Humpe zusammenarbeitet, eigene Lieder schreibt, Songs aus den Charts interpretiert und tatsächlich wie musikalisch eine Augenbraue hebt.

Dieses Thema im Programm:

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