Gabriele Schnaut als Euphrat in einer Szene der Oper "Babylon" © picture alliance Foto: Frank Leonhardt
Gabriele Schnaut als Euphrat in einer Szene der Oper "Babylon" © picture alliance Foto: Frank Leonhardt
Gabriele Schnaut als Euphrat in einer Szene der Oper "Babylon" © picture alliance Foto: Frank Leonhardt
AUDIO: Sopranistin Gabriele Schnaut ist tot: Das Böse auf der Bühne (3 Min)

Sopranistin Gabriele Schnaut ist tot: Die Böse auf der Bühne

Stand: 21.06.2023 09:16 Uhr

Die Sängerin Gabriele Schnaut ist tot. Nach Angaben ihres Managements und der Wiener Staatsoper starb sie im Alter von 72 Jahren. In Hamburg feierte die Sopranistin ihren Durchbruch zum internationalen Star.

von Marcus Stäbler

Wer Gabriele Schnaut einmal live erlebt hat, dem glühte das Trommelfell. Ihre stimmliche Strahlkraft war beeindruckend. Unvergessen sind ihre Auftritte als Isolde in Wagners "Tristan und Isolde" an der Hamburgischen Staatsoper, der legendären Inszenierung von Ruth Berghaus aus dem Jahr 1988. "Mich reizt generell immer bei diesen Frauen herauszuarbeiten, warum sie so sind, wie sie zunächst erscheinen", sagte sie einmal im Interview.

Die Inszenierung in Hamburg bescherte ihr den internationalen Durchbruch. Die gebürtige Mannheimerin, die ihre Karriere als Mezzosopran begonnen hat, wird nach der Inszenierung zu einer weltweit gefragten Interpretin des hochdramatischen Fachs. "Es sind unglaublich reizvolle Partien", so Schnaut. "Isolde, Brünnhilde - das sind Partien, die einen ein Leben lang begleiten können, wo man immer etwas rausfindet." 1995 wurde sie für ihre Verdienste an der Staatsoper zur Hamburger Kammersängerin ernannt.

Gabriele Schnaut und die Elektra

Gabriele Schnaut auf einem Berg. © picture alliance / dpa | Frank Leonhardt
Die Sopranistin Gabriele Schnaut als Euphrat in einer Szene der Fotoprobe zur Uraufführung der Oper "Babylon" in der Bayerischen Staatsoper in München.

Gabriele Schnaut galt als eine der führenden Wagner-Sängerinnen - aber auch als herausragende Darstellerin der Opern von Richard Strauss machte sie sich einen Namen: "Eine meiner wichtigsten Produktionen ist die Neuproduktion der Elektra gewesen, die ich 1997 an der Bayerischen Staatsoper in München mit Herbert Wernicke gemacht habe".

Schnaut hat die Figur der Elektra nicht nur stimmlich mit einer packenden Intensität belebt. Manche Kritiken fanden sie so authentisch, dass es schon furchteinflößend sei, sie auf der Bühne zu sehen. "Mir hat mal einer gesagt: Sie sind privat so ein netter Mensch, aber als Ortrud sind sie so böse", erzählt sie lachend. "Das Böse arbeite ich auf der Bühne ab. Wir Menschen sind ja nicht nur gut, sondern wir haben unsere hellen und unsere Schattenseiten." Als Bühnenkünstler habe sie die Chance in sich reinzuhorchen: "Was läuft da bei mir ab in der Situation - und dann diese Fallbeispiele auf der Bühne wirklich abzuarbeiten."

Gegen das Klischee der Opern-Diva

Als Elektra konnte sie grausam sein, sie hat sich mit ihren Rollen identifiziert. Abseits der Bühne war sie keine Diva, sondern ein Mensch, der immer seinen Humor mitbrachte, wie die Bayerische Staatsoper in ihrem Nachruf schreibt. Selbst nach der Diagnose ihrer schweren Krankheit habe sie Zuversicht verströmt. Jetzt ist die vielfach ausgezeichnete Sängerin im Alter von 72 Jahren gestorben.

Weitere Informationen
Ein Mann im Anzug vor dem Bild einer Berglandschaft © Sandra Then Foto: Sandra Then

Swing und hämmernder Puls bei "Nixon in China": Oper in Hannover

Die Minimal-Music-Oper von John Adams wird an der Staatsoper Hannover gespielt - ein politischer Stoff erzählt aus persönlicher Sicht. mehr

George Gershwin sitzt am Klavier © picture alliance / ASSOCIATED PRESS |

George Gershwins "Porgy and Bess" aus der Elbphilharmonie

Zusammen mit Stars der New Yorker Metropolitan Opera ist der Große Saal in eine spektakuläre Opernbühne verwandelt worden. mehr

Der brasilianische Musiker Jovey an der Alster in Hamburg © NDR Foto: Patricia Batlle

Jovey: Vom Straßenmusiker zur Oper am Thalia Theater in Hamburg

Opernregisseur Kirill Serebrennikov hat den 24-jährigen brasilianischen Straßenmusiker Jovey entdeckt und für sein Opus Magnum "Barocco" auf die Hamburger Bühne geholt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 20.06.2023 | 17:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Oper

This Band is Tocotronic, Cover
Podcast von ARD Kultur, rbb, NDR Kultur © ARD

"This Band is Tocotronic" in der ARD Audiothek

Der Podcast von rbb und NDR erzählt die Geschichte der Band. extern

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Benjamin Hüllenkremer

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Entwurf für das neue Rostocker Volkstheater

Rostock: Erster Spatenstich für Volkstheater-Neubau am Montag

Seit Jahrzehnten wird in Mecklenburg-Vorpommerns größter Stadt in einem Provisorium Theater gespielt. Jetzt bekommt Rostock den von vielen lang ersehnten Neubau. mehr