Unterwegs in der kanadischen Musikstadt Montréal
Was ist der Sound von Montréal, wie klingt die kanadische Stadt? Welche Einflüsse gibt es hier und welche Musikerinnen und Musiker haben hier die Musikszene geprägt?
Im Osten Kanadas, über 5.700 Kilometer von Hamburg entfernt, liegt Montréal, die zweitgrößte Stadt Kanadas. Hier - am glitzernden Sankt-Lorenz-Strom - wurde Leonard Cohen geboren, der große Sohn der Stadt. Auf einem riesigen 900 Quadratmeter großen Mural hat man ihn an einer Hauswand unweit des Musée des Beaux-Arts verewigt. Was ist der Sound dieser Metropole, in der neben Leonard Cohen auch Jazzlegende Oscar Petersen oder Dirigentenstar Yannick Nézet-Séguin geboren wurden? Welche Einflüsse gibt es hier, welche Musikszene hat sich herausgebildet und wer hat sich hier niedergelassen, um Musik zu machen? Diesen Fragen ist Eva Schramm nachgegangen, als sie im April in Montréal unterwegs war. Dabei hat die NDR-Kultur-Moderatorin verschiedene Musikerinnen und Musiker getroffen.
Cellist Stéphane Tétreault
Stéphane Tétreault ist 29 Jahre alt und Cellist. Er steht in den Startlöchern einer großen Karriere. Allein das Cello, das er spielt, sorgt bei vielen schon für glänzende Augen. Das Stradivari-Cello "Gräfin von Stainlein, Ex-Paganini", eines der begehrtesten Celli auf diesem Planeten. Auf seinem Sofa im Wohnzimmer erzählt Stéphane Tétreault über das so lebendige und unkonventionelle Montréaler Musikleben, über ein enthusiastisches Publikum und seine neueste Aufnahme mit der Harfenistin Valérie Milot.
Jazzpianist Matt Herskowitz
Matt Herskowitz ist ein mehrfach ausgezeichneter Jazzpianist, Komponist und Arrangeur. Er ist auch in Norddeutschland von seinen umjubelten Auftritten beim Musikfest Bremen bekannt. Seine große Vielseitigkeit zeigt sich in seinen vielen, teils preisgekrönten CD-Aufnahmen, bei denen er sich mühelos in ganz verschiedenen Genres bewegt. Momentan läuft ein großes Projekt mit eigenen Bearbeitungen von Chopin-Stücken. Vor vielen Jahren hat er sich so sehr in Montréal und seine Musikszene verliebt, dass er von New York nach Montréal umgezogen ist. Dort hat er die innere Freiheit gefunden, die er als Künstler braucht.
Jean-François Rivest: Geiger, Dirigent und Hochschulprofessor
Jean-François Rivest ist ein Montréaler Urgestein. Er ist Geiger, Dirigent und Hochschulprofessor. In seiner Freizeit zieht es den Outdoorfan gerne in den eisigen Norden Kanadas. Seit dieser Saison leitet er das von Yuli Turovsky gegründete weltbekannte Kammerorchester I Musici de Montréal. Das Orchester arbeitet in seinen Konzerten mit Literaten, Schauspielern und auch Zirkusartisten zusammen. Und es sucht auch verstärkt Kontakt mit Künstlerinnen und Künstlern, die den First Nations, den Ureinwohnern Kanadas angehören.
Musikwissenschaftlerin Alexandra Scheibler
Die Musikwissenschaftlerin Alexandra Scheibler kam vor vielen Jahren nach Montréal und vermisste vor allem die Musik Johann Sebastian Bachs im Montréaler Musikleben. Kein Weihnachtsoratorium zur Adventszeit, keine Johannes-Passion in der Karwoche. "Das kann so nicht bleiben", dachte sie sich und gründete kurzerhand das Festival Bach Montréal, das mittlerweile jedes Jahr im Herbst stattfindet und an verschiedenen Plätzen der Montréaler City Barockmusik mit internationalen Gästen präsentiert.
Bratschistin Bojana Milinov
Außerdem kommt auch die Bratschistin Bojana Milinov zu Wort, die wie so viele internationale Musikerinnen und Musiker nach Montréal kamen und blieben. Sie alle berichten von einer großen Gemeinschaft innerhalb Montréals, von einer großen Flexibilität dieser internationalen Community. Ergänzt wird die Sendung von vielen neuen Aufnahmen, die das aktuelle Montréal klanglich abbilden.