Das Gemälde "Hinabsteigende Frau mit Leuchter" von Caspar David Friedrich © gemeinfrei

Pommersches Landesmuseum bekommt halben Caspar David Friedrich

Stand: 27.03.2024 11:25 Uhr

Das Pommersche Landesmuseum in Greifswald hat ein Gemälde von Caspar David Friedrich geschenkt bekommen - allerdings nur zur Hälfte. Das Bild "Hinabsteigende Frau mit Leuchter" gehörte zwei Brüdern.

Die Brüder hatten dem Museum das Gemälde bereits seit vielen Jahren als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Zum 250. Geburtstag des Malers hat jetzt einer der Brüder seinen Anteil dem Landesmuseum geschenkt. Mit so einem wunderbaren Geburtstagsgeschenk habe sie nicht gerechnet, sagt die Direktorin des Pommerschen Landesmuseums, Ruth Slenczka.

Hallo Frau Slenczka. Herzlichen Glückwunsch! Zu einem halben Caspar David Friedrich. Aber hätten sie nicht doch lieber gleich das ganze Bild gehabt?

Ruth Slenczka: Wir hätten auch das Ganze genommen, aber wir finden das wunderbar, dass wir jetzt so ein tolles Geburtstagsgeschenk zum 250. Geburtstag bekommen haben. Auch die Hälfte ist ja schon für so ein Museum etwas Tolles. Das ist nämlich eine gewisse Absicherung, dass dieses Gemälde auch für zukünftige Generationen hier in Greifswald im Pommerschen Landesmuseum zu sehen sein wird.

Was ist denn jetzt auf diesem Gemälde eigentlich konkret zu sehen?

Slenczka: Das ist ein sehr besonderes Bild, denn es zeigt einen Innenraum. Vermutlich ist das die Wohnung des Künstlers in Dresden. Die Frau ist die, die vermutlich fast immer sein Modell war, nämlich seine eigene Frau. Sie hat einen Leuchter in der Hand. Den hält sie so ein bisschen schräg nach unten und man sieht ihn nur zum Teil. Man sieht das Licht nicht, sondern tatsächlich nur die Halterung des Leuchters. Die Frau steht unter einem Türsturz, und das Licht scheint von der Lichtquelle, die sie in der Hand hat, in den dunklen Vorraum, aus dem sie unter der Schwelle in diesen beleuchteten Raum tritt.

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Wahrscheinlich sogar ein sehr intimer Einblick in das Privatleben des Künstlers. Sie hatten es eben schon angedeutet. Was heißt denn das jetzt eigentlich praktisch, dass sie ein halbes Gemälde besitzen? Könnte der andere Bruder immer noch sagen: Ich möchte es jetzt doch wieder haben und mir in die Wohnung hängen?

Slenczka: Der müsste sich darüber jetzt mit uns verständigen. Es gibt immer noch den Leihvertrag, der für ihn ja immer noch gültig ist. Natürlich kann er seine Leihgabe auch zurückziehen, weil man aber nicht ein halbes Bild entführen kann, muss er sich mit uns darüber einigen. Natürlich habe ich mit diesem anderen Eigentümer auch gesprochen. Wir sind mit beiden Eigentümern über viele Jahre eng verbunden und haben ein vertrauensvolles Verhältnis, so dass nicht zu erwarten ist, dass da jetzt eine böse Überraschung kommt.

Sprechen wir doch kurz über Hans-Georg Lorenz aus Bremerhaven. Der Eigentümer, der ihnen die Hälfte des Gemäldes geschenkt hat, ist ja auch gebürtiger Greifswalder, hat auch eine sehr interessante Geschichte. Vielleicht können Sie das noch mal erzählen.

Slenczka: Es ist ein bisschen wie Caspar David Friedrich auch, dass er eben hier geboren wurde und aufgewachsen ist. Und er hat die DDR mit 19 Jahren nach seinem Abitur zusammen mit einem Freund verlassen.

Er ist mit einem Segelboot über die Ostsee aus der DDR geflohen, aber trotzdem immer Greifswald verbunden geblieben.

Slenczka: Ich habe ihn ja besucht, nachdem er uns die Ankündigung gemacht hat. Ich hatte den Eindruck, es vergeht kein Tag, an dem er nicht an seine Heimat in Greifswald und an das Meer und den Bodden denkt. Das verbindet ihn durchaus auch mit Friedrich, möchte ich mal sagen, aber er hat dann sein Leben im Westen gemacht und lebt jetzt schon lange in Bremerhaven.

Bekommt jetzt dieses Geschenk einen Ehrenplatz im Pommerschen Landesmuseum? Wird es noch weiter upgegradet, oder wie muss man sich das vorstellen?

Slenczka: Das Bild ist auch darin etwas Besonderes, dass es zu einem Bildpaar gehört. Das andere zugehörige Bild besitzen wir auch. Das ist die Frau, die zum Licht die Treppe emporsteigt. Diese beiden Werke sind im Moment bei uns nebeneinander ausgestellt, in unserer Interimsausstellung "Publikumslieblinge" - die Ausstellung, bis unsere Galerie der Romantik fertig gebaut ist. Bis dahin werden die Bilder jetzt im Jubiläumsjahr in allen drei Sonderausstellungen zu sehen sein und man wird natürlich auch lesen können, dass dies ein Geschenk zum Geburtstag Caspar David Friedrichs ist und den Schenker werden wir auch namentlich erwähnen.

Das Interview führte Frank Breuner.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Kulturjournal | 26.03.2024 | 19:35 Uhr

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