von Walli Müller

Hier wird zunächst nicht geredet, sondern gleich gekocht - auf Feuer beheiztem Herd, mit Kupferkesseln und gusseisernen Pfannen, in langen Röcken - was auf das 19. Jahrhundert schließen lässt. Juliette Binoche, die als Köchin Eugénie gerade vom Gemüseernten im Garten kommt, schlägt ein paar Eier in die Pfanne und zaubert daraus ein fluffiges Omelette - das Frühstück für den Hausherrn, die Küchenhilfe und einen jungen Gast.

"Mmm, Eugenie, es ist köstlich! Und wer bist Du, Mädchen?"
"Das ist Pauline, meine Nichte. Ich muss heute auf sie aufpassen."
"Nimm doch ruhig Platz. Ich empfehle Dir, es mit dem Löffel zu essen. Das ändert alles."

Faszinierende Kulinarik-Bilder

Auf dem Landgut von Dodin Bouffant wird die Kunst des Kochens und des Genießens zelebriert - in harmonischem Miteinander. Ein stattlicher Steinbutt wird in Milch gelegt und im Ofen gegart, ein Salatkopf im kochenden Wasser blanchiert, Suppe abgeschmeckt. Wer auch nur ein bisschen Lust am Zubereiten von Speisen hat, erliegt sofort der Faszination dieser Bilder. Der Film nimmt sich alle Zeit der Welt, um das traditionelle Kochen mit erlesenen Zutaten zu zelebrieren. Man meint, die sich verbreitenden Aromen zu riechen, die Suppen-Zutaten zu erschmecken.

Wer hier wo und wann für wen kocht, erschließt sich erst nach und nach: Dodin, gespielt von Benoit Magimel, ist 1885 ein legendärer Gourmet in Frankreich, der Freunde zu einem festlichen Diner empfängt; Eugénie ist seit 20 Jahren seine Köchin, aber offenbar mehr als eine Angestellte. Auch die Gäste behandeln sie wie die Frau des Hauses.

Kochen ist hier eine ganz eigene Sprache - auch zwischen Eugéníe und Dodin, die, wie sich herausstellt, mehr verbindet als die gemeinsame Leidenschaft fürs Kulinarische.

"Erlauben Sie, dass ich heute Abend an Ihre Tür klopfe?"
"Seit wann fragen Sie, bevor Sie an meiner Tür klopfen?"
"Klopfen Sie, dann werden Sie schon sehen, ob Sie offen ist."
"Ich bitte Sie noch einmal, Eugénie, heiraten wir!"
"Wie oft denken Sie, stellen Sie mir diese Frage wohl noch? Ich hätte wohl kaum die Wahl, die Tür verschlossen zu halten, wäre ich Ihre Frau." Filmszene

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"Geliebte Köchin": Ganz hohe Kunst des Kochfilms

Schöne Ironie, dass die Frau hinterm Herd hier so ein Freigeist sein darf! Vielleicht keine sehr realistische Figur, aber eine, die Juliette Binoche mit viel Charme verkörpert. Die Liebesgeschichte ist hier ohnehin nur das Salz in der Suppe. Denn "Geliebte Köchin" bedient gar nicht das Romantik-Genre, sondern die ganz hohe Kunst des Kochfilms! Kein Popcorn-, sondern Gourmet-Kino. Der französisch-vietnamesische Regisseur Trần Anh Hùng inszenierte die Küchenszenen mit fachkundiger Hilfe von Spitzenkoch Pierre Gagnaire und gibt ihnen außergewöhnlich viel Raum in seinem Film.

In Cannes gab es den Regie-Preis für "Geliebte Köchin". Die Bilder sind ein einziger Genuss!

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