Schauspielpreis für Senta Berger am Ende des Filmfests Braunschweig vergeben

Stand: 13.11.2022 08:37 Uhr

Höhepunkt des einwöchigen Festivals: Die 81-jährige Schauspielerin wurde mit dem 25.000 Euro dotierten Schauspielpreis "Die Europa" für ihre "herausragenden darstellerischen Leistungen und Verdienste um die europäische Filmkultur" geehrt. Bis Sonntagabend sind die filmischen Neuerscheinungen und Retrospektiven in Braunschweig zu sehen.

von Janek Wiechers

Schauspielerin Senta Berger und Moderator Daniel Kothenschulte sitzen bei einer Veranstaltung im Rahmen des Filmfests Braunschweig auf der Bühne © dpa-Bildfunk Foto: Swen Pförtner/dpa
Senta Berger hat den Hauptpreis "Die Europa" des Braunschweiger Filmfests erhalten.

Auch im Gespräch war Senta Berger zu erleben, dabei blieb sie meistens professionell. "Ich arbeite in einem Beruf und dieser Beruf wird in der Öffentlichkeit beobachtet. Dann gibt es noch meine Privatheit und das ist meine Privatheit. Das ich die zu mir gehörig oder zu meinen Menschen, die mir nahe sind, zu meinen Freunden, zu meiner Familie gehörig betrachte und sie unter Verschluss halte, das ist glaube ich der größte Erfolg in meinem Leben." Seit Jahrzehnten im Geschäft, hat die Schauspielerin mehr als 100 Filme gedreht. Einige wichtige waren in Braunschweig noch einmal auf der Leinwand zu erleben.

Filmfest Braunschweig bot mehr als nur Filme

Außerdem gab es Konzerte, Lesungen und Podiumsdiskussionen. Das Braunschweig International Filmfestival begann mit einem großen Filmkonzert. Und zwar diesmal mit einem Stummfilmklassiker von 1923. "Safety Last" von Fred C. Newmeyer und Sam Taylor. "Mit dieser Komödie wollen wir ein wenig den Krisen geprägten Zeiten trotzen und einen kleineren, leichteren Einstieg in die Filmfestivalwoche bieten", sagt Karina Gauerhof, die künstlerische Leiterin des Filmfestivals in Braunschweig. "Damit feiern wir auch das 20-Jährige Jubiläum mit dem Staatsorchester Braunschweig, mit dem wir schon so lange zusammenarbeiten."

Staatsorchester Braunschweig spielt Musik von Carls Davis

Das Staatsorchester spielte die Musik aus der Feder des Komponisten Carls Davis live zur Filmprojektion. Dirigiert wurde das Staatsorchester Braunschweig von Helmut Imig. Er gilt als ausgemachter Spezialist für Filmkonzerte, dirigierte unter anderem das Filmorchester Babelsberg und war auch beim Filmfestival in Braunschweig schon häufiger zu Gast. Imig, mittlerweile über 80 Jahre alt, sei einer der ganz Großen seines Fachs, sagt Martin Weller, Orchesterdirektor des Staatstheaters Braunschweig. "Er dirigiert mit einer unfassbaren Gelassenheit. Wenn man sich vorstellt, dass ja kaum etwas Stressigeres für einen Dirigenten und ein Orchester denkbar ist, unter einem Zeitdiktat."

Brite Peter Strickland stellte Filme wie "Flux Gourmet" vor

Der außergewöhnliche britische Regisseur Peter Strickland, in dessen Kurz- und Langfilmen Anspruch und Trash, Kunst und Genre keine Gegensätze bilden, präsentierte dem Braunschweiger Publikum ältere und neueste Filme. Darunter "The Duke of Burgundy", "Flux Gourmet" und der jüngste Kurzfilm: "Blank Narcissus" von 2022. Am Sonnabend spricht er bei einem Werkstattgespräch ausgiebig über die menschlichen Obsessionen in seinen Filmen, die von Größen wie Fassbinder, Cocteau, Jarman, Bunuel und Tarkovsky beinflusst seien.

In der Reihe "Internationales Kino" waren 20 Filme zu sehen - aus Irland etwa, aus Kolumbien, Schweden, Iran - oder Bolivien. Zu den Filmperlen dieser Reihe gehörten etwa der dänisch-isländische Festivalliebling "Godland" von Hlynur Pálmason, der irische Debütfilm von Colm Bairèad "The Quiet Girl", der französische Mysteryfilm "The Five Devils" von Léa Mysius und der düstere Krimi "Decision To Leave", für den der Südkoreaner Park Chan-wook in Cannes als bester Regisseur ausgezeichnet wurde.

Einer der Schwerpunkte ist das Filmland Ukraine

Einen Schwerpunkt legt das Braunschweig International Filmfestival in diesem Jahr auf das Filmland Ukraine. Kuratorinnen und Kuratoren des Internationalen Filmfestivals in Odessa und des Internationalen Kurzfilmfestivals in Kiew haben für das Braunschweiger Festival eine Reihe wichtiger und sehenswerter Filme aus den vergangenen 30 Jahren zusammengestellt.

Unter den gezeigten zehn Filmen aus der Ukraine ist auch das verstörende Werk "Atlantis" von Valentyn Vasyanovych aus dem Jahre 2019. "Aber", so Karina Gauerhof: "Er spielt in der Zukunft - im Jahr 2025 in der Ostukraine. Der Film ist mit dem Wissen heute sehr, sehr traurig und es ist erschreckend zu sehen, was der Regisseur da vorweggenommen hat." Bekannt ist Vasyanovych etwa vom nicht minder verstörenden Vorgängerfilm "The Tribe" von 2014.

Weitere Informationen
Karina Gauerhof und Anke Hagenbüchner-Sobiech © Deniz K. Soğukpınar © BIFF / Deniz K. Soğukpınar Foto: Deniz K. Soğukpınar

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 07.11.2022 | 07:20 Uhr

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