Kinodoku wirft beunruhigenden Blick auf nuklearen Albtraum
Carsten Rau zeigt in der Kino-Doku "Atomkraft Forever" den gefährlichen Rückbau von abgeschalteten Kernkraftwerken und das Problem der Endlagerung. Die Doku steht bis zum 2. März in der ARD Mediathek.
Im ehemaligen Kernkraftwerk Greifswald ist das Herzstück der Anlage schon raus: der Kern. Seit den 1990er-Jahren läuft der Abbau. 33 Jahre sind dafür veranschlagt - doppelt so lang, wie das Kraftwerk Strom lieferte.
Rückbau von Atommaterialien kostet Milliarden Euro
Viele radioaktive Materialien müssen 70 Jahre lagern, bevor man sie überhaupt entsorgen kann. Rund 600.000 Tonnen belastetes Material sind es in Greifswald, bundesweit fallen vier Millionen Tonnen an. Der Rückbau allein hier kostet 5,6 Milliarden Euro. "Das sind 500, 600, gut 800 Räume unterschiedlicher Größe. Sie müssen ein neues Gebäude bauen, um das alte Gebäude herum, wo sie die Gebäudeteile heraustrennen. Dort wird gemessen und geguckt, wo die Strahlung eigentlich herkommt? Es ist total absurd", sagt Dokumentarfilmer Carsten Rau.
"Atomkraft Forever": Doku blickt in den Alltag des Abbaus
Die Dokumentation "Atomkraft forever" wurde über Jahre gedreht, sie liefert seltene Innenansichten. Man sieht Arbeiter, die ihre eigene Arbeitsstelle demontieren, für die das hier mal ihr Traum war. Der Film wertet das nicht.
Atomkraft war ein großes Versprechen. Und Atom heißt ja auch: weniger Kohle, weniger CO2. Der Film blickt auch nach Frankreich, wo drei Viertel der Stromproduktion aus Atomkraftwerken kommt. In Deutschland überwiegt die Angst vor Atomkraft - die meisten begrüßen den Ausstieg.
Ein Endlager für eine Million Jahre
Aber wohin mit dem Müll? In Gorleben hat man sich erfolgreich dagegen gewehrt, Endlager zu werden. Die Suche nach neuen Endlagern läuft, begleitet von viel Skepsis, wie das möglich sein soll.
Dass darüber nachgedacht werde, wie ein Endlanger - in zehn Eiszeiten - aussehen müsse, klingt für Rau absurd: "Aber das kann man natürlich keiner 35-jährigen Geologin vorwerfen. Wir haben mit dem Zeug angefangen und werfen denen jetzt das Problem vor die Füße."