Stand: 08.09.2022 07:05 Uhr

"Hive": Berührender Film über Frauensolidarität

von Bettina Peulecke

In ihrem preisgekrönten Debutfilm erzählt die kosovarische Regisseurin Blerta Basholli sehr berührend von der Wiederkehr der Menschlichkeit in zerstörtem Kriegsgebiet. "Hive" basiert auf einer wahren Geschichte.

Der Film "Hive" wurde zum Sensationserfolg beim letzten Sundance Festival, wo er als erster Film überhaupt mit allen drei Hauptpreisen ausgezeichnet wurde. Und auch bei uns im Norden wurde er zum Festivalhit. Er wurde beim Hamburger Filmfest, in Osnabrück und in Braunschweig ausgezeichnet. "Hive" basiert auf einer wahren Geschichte von Frauen im Kosovo, die sich gegen die Männerherrschaft in ihrem Dorf durchsetzen. Jetzt kommt "Hive" in die Kinos.

Versammlungsprecherin: "Wir sind heute hierher gekommen, und wir werden so lange hierher kommen, bis jeder unserer Vermissten gefunden ist." Szene aus "Hive"

Unsere Vermissten, das sind die Ehemänner und Söhne der Frauen, die sich versammelt haben um daran zu erinnern, dass sie nicht aufhören werden nach ihren Männern zu suchen, die sie nach Kriegsende im Kosovo als vermisst gemeldet haben.

Auch Fahrije gehört dazu. Die meisten Männer aus ihrem Dorf sind nicht heimgekehrt. Schon so manche Leiche hat sie angeschaut und bislang war ihr Mann nicht unter den gefundenen Toten. Einmal steht sie mit ihrer Tochter an einem Flussufer vor einem LKW-Wrack, das vor sich hin rostend, halb gestrandet im Sand steckt.

Tochter: "Glaubst du, dass sie Papa hier rein geworfen haben? Und was, wenn er doch fliehen konnte? Man läuft doch weg, wenn man vor etwas Angst hat…" Szene aus "Hive"

Fahrije entwickelt eine eigene Geschäftsidee

Aber Fahrije ist keine Frau, die vor irgendetwas wegläuft. Neben der Ungewissheit plagen sie auch finanzielle Sorgen. Sie muss sich, ihre beiden Kinder und den kranken Schwiegervater versorgen. Die Zwanzig Euro monatliche Unterstützung sind nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Und als die Bienen, die sie züchtet, kaum noch Honig geben, beschließt Fahrije einen Führerschein zu machen und hat eine Geschäftsidee.

Fahrije: "Ich baue mit den Frauen aus Krusha etwas Neues auf. Wir stellen zusammen Ajvar her. Ajvar machen wir am besten. Niemand kann das so gut wie wir." Szene aus "Hive"

Selbstbewusste Frauen in patriarchalischer Dorfgemeinschaft

Die hausgemachte Paprikapaste soll im Supermarkt in der Stadt verkauft werden. Eine Frau mit Führerschein und Frauen, die unabhängig Geld verdienen? Die traditionelle patriarchalische Dorfgemeinschaft verurteilt und boykottiert offen Fahrijes Bemühungen.

Anfangs trauen sich viele Frauen nicht mitzumachen. Aber Fahrije lässt sich nicht einschüchtern, und langsam aber sicher bekommt sie immer mehr Unterstützung von immer mehr Frauen aus dem Dorf. Sie gründet eine landwirtschaftliche Genossenschaft für die Produktion von Ajvar.

"Hive": Unglaublich berührender Film über Frauensolidarität

"Hive" ist von der wahren Lebensgeschichte von Fahrije Hoti inspiriert. Sie ist heute eine erfolgreiche Unternehmerin und engagiert hauptsächlich Frauen und Witwen in ihrem Betrieb, in dem Ajvar und weitere landwirtschaftliche Erzeugnisse hergestellt werden.

Die Kriegswitwe und ihre Kooperative ist eine Erfolgstory, der Debutfilm der jungen kosovarischen Regisseurin Blerta Basholli ist ein unglaublich berührender, fantastischer Film über Frauensolidarität und die Wiederkehr der Menschlichkeit in zerstörtem Kriegsgebiet. "Hive" ist ein Festivalhit, der seinen Siegeszug im Kino fortführen sollte.

 

Weitere Informationen
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"Hive"

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2021
Produktionsland:
Kosovo, Schweiz, Albanien, Nordmazedonien
Zusatzinfo:
Mit Yllka Gashi, Çun Lajçi, Aurita Agushi, Kumrije Hoxha, Adriana Matoshi u.a.
Regie:
Blerta Basholli
Länge:
84 Minuten
FSK:
ab 12 Jahre
Kinostart:
8. September 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 08.09.2022 | 07:20 Uhr

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Spielfilm

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