Elyas M'Barek über Gleichberechtigung: "Es gibt noch viel zu tun"
In Anika Deckers divers besetzer Komödie "Liebesdings" spielt Elyas M'Barek die Hauptrolle. Im NDR Fernsehen erinnert der Schauspieler an eine Zeit, als die deutsche Filmwelt noch deutlich homogener war als heute.
Die Kussszene in einer romantischen Komödie ist eine ebenso vorhersehbare Zutat wie das Happy End. Dass jedoch nichts dagegen spricht, dabei neue Wege zu gehen, zeigt Anika Deckers neuer Film "Liebesdings". "Es ist die originellste Kussszene, die ich jemals gedreht habe - weil ich mich danach übergebe", hat Hauptdarsteller Elyas M'Barek, leicht spoilernd, in der NDR Talk Show verraten.
Komödie "Liebesdings": Elyas M'Barek spielt gejagten Filmstar
Der Film erzählt die Geschichte eines von M'Bareks verkörperten Filmstars, der, von Paparazzi gejagt, kurz vor der Premiere seines neuen Films abtaucht und durch die Stadt irrt. Zufällig landet er in einem queer-feministischen Off-Theater und erlebt dort einen Abend mit Stand-up-Comedy, die von Frauen präsentiert wird. Er verliebt sich in die taffe Theaterleiterin (Lucie Heinze) und lernt eine ganz neue Welt kennen.
In ihrem starbesetzten Film (mit dabei: Alexandra Maria Lara und Maren Kroymann) will Regisseurin und Drehbuchautorin Decker gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen - und so werden die Zuschauerinnen und Zuschauer, ebenso wie die Hauptfigur, mit MeToo, Feminismus, Homophobie und Rassismus konfrontiert.
"Wünsche mir mehr Frauen in Entscheidungspositionen"
Für M'Barek ist klar: Es war an der Zeit, dass sich Dinge in der Filmwelt ändern - auf der Leinwand, aber auch am Set. "Es findet auf jeden Fall ein viel sensiblerer Umgang mit Themen wie Feminismus, Gleichberechtigung und Diversität statt", so der Schauspieler. "Es ist auch spürbar, dass die MeToo-Debatte wirklich zielführend war. Auch der Letzte hat mittlerweile kapiert, dass man gewisse Dinge nicht mehr sagen und nicht mehr machen darf. Aber es gibt noch viel zu tun, auch was die gleiche Bezahlung angeht. Ich wünsche mir noch viel mehr Regisseurinnen wie Anika Decker, mehr Frauen in Entscheidungspositionen."
Vorreiter für Schauspieler mit Migrationshintergrund
"Liebesdings" ist divers besetzt, erzählt mit Nebenfiguren von queerer Liebe und hat eine Transgenderfigur. Es sind Lebenswelten, die im Mainstreamkino sonst nicht vorkommen. Als M'Barek seine Karriere begann (2006 startete die Serie "Türkisch für Anfänger"), ging es in deutschen Fernseh- und Kinoproduktionen noch homogener zu als heute. "Ich wurde schon öfter nach Vorbildern gefragt - es gab einfach keine", erzählt der in München geborene Sohn eines Tunesiers. "Es gab keine Menschen mit Migrationshintergrund, kaum Menschen mit anderer Hautfarbe, die irgendwie Identifikationsfiguren hätten sein können."
Dass er mittlerweile selbst zum Vorbild geworden ist, ist M'Barek bewusst: "Ich freue mich natürlich, wenn heute Jungs mit einem ähnlichen Migrationshintergrund sagen: Hey, ich möchte auch Schauspieler werden. Es geht darum, zu zeigen: Ihr seid genauso bedeutend."
Elyas M'Barek über sein Leben mit 40
In "Fack ju Göhte" spielte der Schauspieler 2013 noch einen jungen Aushilfslehrer, als Teenieschwarm mit Sixpack. Mittlerweile ist er 40 Jahre alt - und kommt gut klar mit seinem Alter: "Ich find's voll gut. Es ist doch geil, viele Dinge souveräner zu behandeln. Ich habe gelernt, das Leben anders zu schätzen, dass es endlich ist. Und dass man vieles - außer die wichtigen Dinge natürlich - nicht so ernst nehmen muss."