Die Süddeutsche Zeitung liegt in einem Zeitungsständer. © picture alliance / ROPI | Antonio Pisacreta Foto: Antonio Pisacreta
Die Süddeutsche Zeitung liegt in einem Zeitungsständer. © picture alliance / ROPI | Antonio Pisacreta Foto: Antonio Pisacreta
Die Süddeutsche Zeitung liegt in einem Zeitungsständer. © picture alliance / ROPI | Antonio Pisacreta Foto: Antonio Pisacreta
AUDIO: Medienhäuser starten Kampagne gegen Rechtsextremismus (3 Min)

#Zusammenland: Medienhäuser starten Kampagne gegen Rechtsextremismus

Stand: 15.02.2024 17:29 Uhr

Seit Wochen gehen hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Jetzt haben mehrere deutsche Verlage und Medienhäuser eine Kampagne gegen Rechtsextremismus gestartet - zusammen mit rund 500 Unternehmen, Verbänden und Stiftungen.

von Annika Schneider

"Dieses Jahr zählt. Gegen Hass und Spaltung. Für ein neues Miteinander" - so steht es in der doppelseitigen Anzeige, die heute in der "Zeit" und in der "Süddeutschen Zeitung" erscheint, aber auch im "Handelsblatt", im "Tagesspiegel" und in der "Wirtschaftswoche". Das Medienhaus Ströer, zu dem unter anderem das Nachrichtenportal "T-Online" gehört, macht ebenfalls mit und veröffentlicht die Anzeige auf seinen Werbewänden in Bahnhöfen und Innenstädten.

Rainer Esser, Geschäftsführer der Wochenzeitung "Die Zeit", erklärt: Nachdem Millionen Menschen in ganz Deutschland gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen seien, habe man überlegt, "dass wir auch ein kleines Scherf bei dieser großen Bewegung beitragen müssen, um möglichst viele Menschen zu erreichen und sie zu stärken bei ihrem Commitment für die Demokratie. Wir dürfen den Populisten nicht die Meinungshoheit überlassen. Wir müssen dagegenhalten."

Weitere Informationen
Verschiedene Zeitungen stecken in einem Zeitungsständer © picture alliance/dpa Foto: Annette Riedl
6 Min

"#Zusammenland: "Medien stehen im Dauerfeuer der AfD"

Ein Gespräch mit dem Kommunikationswissenschaftler David Bebnowski, der gerade an der Harvard University in Cambridge forscht. 6 Min

500 Unternehmen, Verbände und Stiftungen machen mit

Rund 500 Unternehmen, Verbände und Stiftungen haben sich der Kampagne angeschlossen, darunter Dax-Konzerne, große Beratungsfirmen, Mittelständler. Ihre Logos erscheinen in den kommenden Wochen nacheinander in den Anzeigen der Kampagne. Den entsprechenden Gegenwert für Werbung sollen sie spenden. Die angefragten Unternehmen hätten sich sehr schnell zurückgemeldet, berichtet Andrea Wasmuth, Geschäftsführerin der Handelsblatt Media Group: "Ich war selbst überwältigt von dem Zuspruch, weil wir nicht damit gerechnet haben, dass so viele bereit sind, es so deutlich nach außen zu tragen. Da ist gerade in den letzten Wochen viel Bewegung entstanden."

Medienhäuser könnten dieser Entwicklung einen Rahmen und Reichweite bieten. Als politische Aktion wollen die Initiatoren ihr Engagement trotzdem nicht verstanden wissen. Gabriel Grabner, Geschäftsführer des "Tagesspiegels", betont: "Wir machen diese Kampagne nicht aus der Redaktion und aus dem Verlag heraus und auch dezidiert nicht gegen oder für eine einzelne Partei, sondern für die Demokratie." Die AfD wird in der Anzeige nicht direkt erwähnt. Allerdings heißt es: "Wir brauchen keine Alternative zur Freiheit und Vielfalt."

Weitere Informationen
Bei einer Demo auf dem Opernplatz in Hannover halten Menschen Plakate mit der Aufschrift: "Meine Zukunft ist nur mit Demokratie". © NDR Foto: Markus Golla

Weitere Demos gegen Rechtsextremismus in Niedersachsen

Seit Mitte Januar gehen vor allem an Wochenenden Tausende auf die Straße. In Braunschweig kamen am Samstag 2.000 Menschen zusammen. mehr

Wasmuth: "Meinungsfreiheit ist Teil der journalistischen Unabhängigkeit"

Einen Konflikt mit der unabhängigen Berichterstattung ihrer Häuser sehen die Initiatoren nicht. Zwischen den Redaktionen und der jeweiligen Geschäftsführung herrsche eine strikte Trennung. Vorgaben zur Berichterstattung gebe es selbstverständlich nicht. Andrea Wasmuth vom Handelsblatt betont: "Aus meiner Sicht hat das überhaupt nichts mit journalistischer Unabhängigkeit zu tun, zu sagen, man ist für Vielfalt, man ist für Meinungsfreiheit. Im Gegenteil, das ist ein Teil der journalistischen Unabhängigkeit. Ich glaube, das kann eigentlich nur jeder unterstützen." Sollte es zu Widerspruch kommen, stelle man sich der Diskussion - auch das sei Demokratie, betont sie.

Und wenn nun Abos gekündigt werden sollten? Rainer Esser von der "Zeit" sagt: "Ganz ehrlich, das ist mir relativ wurscht, weil wir können nicht aus Angst vor ein paar Abo-Kündigungen unsere Werte nicht nach außen tragen."

Weitere Informationen
Ein Mottowagen, der einen entsetzten Clown zeigt, der hinter einer AfD-Maske den noch lebenden Hitler entdeckt, fährt im Rosenmontagszug durch eine Menschenmenge feiernder Karnevalisten. © picture alliance/dpa | Federico Gambarini

AfD-Politiker auf Kulturveranstaltungen: Einladen oder nicht?

Nach der Ausladung der AfD bei der Berlinale ist eine Debatte um den Umgang mit der Partei entbrannt. Wie gehen norddeutsche Kulturbetriebe vor? mehr

Ulrich Vosgerau. © picture alliance / Flashpic Foto: Jens Krick

Hamburger Gericht befasst sich mit "Correctiv"-Artikel zu Potsdam

Ulrich Vosgerau hat an dem Treffen in Potsdam teilgenommen und sieht sich in dem Bericht des Recherche-Netzwerks nicht richtig dargestellt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 15.02.2024 | 17:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rechtsextremismus

AfD

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mann und Frau sitzen am Tisch und trinken Tee. © NDR Foto: Christian Spielmann

Tee mit Warum - Die Philosophie und wir

Bei einem Becher Tee philosophieren unsere Hosts über die großen Fragen. Denise M‘ Baye und Sebastian Friedrich diskutieren mit Philosophen und Menschen aus dem Alltag. mehr

Mehr Kultur

Conor O'Brien mit einer Gitarre. © NDR Foto: Tim Piotraschke

Singer-Songwriter Conor O'Brien über sein neues Album "That Golden Time"

"Ich habe mich verletzlich gefühlt, als ich die Texte geschrieben habe", sagt Conor O'Brien im Interview. mehr