James Webb Telescope: 13 Milliarden Jahre in die Vergangenheit
Die NASA hat erstmals ein Bild aus dem Weltall gezeigt, dass das James-Webb-Space-Teleskop aufgenommen hat. Das Teleskop war im Dezember gestartet und soll Blicke in die Vergangenheit ermöglichen.
Ein Blick in die Vergangenheit - so weit, dass nicht weniger zu sehen sein soll, als die Geburtsstunde unseres Universums. Mit diesem Versprechen ist das James-Webb-Space-Teleskop (JWST) am 25. Dezember 2021 ins Weltall gestartet. Mit entwickelt hat es auch ein gebürtiger Deutscher: Ralph Mollerick. Der heute 91-Jährige lebte als Kind kurze Zeit in Hamburg, ehe er mit seiner Schwester vor den Nazis in die USA flüchtete. Am Dienstag wurden einige Bilder, die das Teleskop gemacht hat und die laut der NASA die Wissenschaft für immer verändern werden, erstmals gezeigt.
James-Webb-Space-Teleskop: Entwicklung dauerte 20 Jahre
Spricht man vom James-Webb-Space-Teleskop kommt man um Superlative nicht herum. Es besitzt mit sechs einhalb Metern Durchmesser den größten Spiegel, den die Menschheit je ins All geschossen hat. Seine Instrumente arbeiten bei Temperaturen von minus 223 Grad Celsius, kurz vor dem absoluten Nullpunkt. Über 20 Jahre hat seine Entwicklung gedauert. 10 Milliarden Dollar hat es gekostet. Das James-Webb-Space-Teleskop ist das größte, mächtigste und komplexeste Teleskop, das jemals gebaut wurde, erklärte NASA-Sprecherin Laura Betts im Oktober 2021, knapp drei Monate vor dessen Reise ins All. Mit mehreren extrem sensiblen Messgeräten, nimmt das JWST Infrarotstrahlung aus dem All auf und kann dadurch quasi in die Vergangenheit schauen. Es kann Licht aufnehmen, das 13 Milliarden Jahre durch das ganze Universum gereist ist. "Das heißt, es liefert Bilder und Messdaten aus der Zeit kurz nach dem Urknall, als sich das Universum mit seinen Galaxien und Planeten zu formen begann", erklärte NASA-Sprecherin Betts.
James-Webb-Space-Teleskop zeigt Bilder, die weiter ins Weltall reichen, als jemals zuvor
Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der europäischen ESA, der kanadische CSA und der US-amerikanische NASA. Und alle drei Raumfahrtorganisationen sind sich sicher, die Bilder, die das JWST geliefert hat und noch liefern wird, werden die Wissenschaft grundlegend verändern. "Es wird der Menschheit einen Blick auf das Universum geben und zwar einen, den wir bisher noch nie gesehen haben", sagte NASA-Chef Bill Nelson in einer Telefonkonferenz. Darunter ist eine Aufnahme, die weiter in das Weltall hineinreicht, als jemals zuvor. Zu sehen sind auch Hunderte von Sternen, die noch nie zuvor zu sehen waren.
Der Weg bis zu diesem Moment war voller Hürden. Einen Monat nach dem Start erreichte das JWST seinen Arbeitsplatz. Den Lagrange Punkt 2. 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, 'steht' das Teleskop. Die Anziehungskraft zwischen Sonne und Erde ist an diesem Punkt exakt so groß, wie die Fliehkraft des Teleskops. Von der Erde aus betrachtet, steht es quasi still. Es bewegt sich zusammen mit der Erde um die Sonne und wird vom Erdschatten vor den Lichtstrahlen der Sonne geschützt.
300 Schritte waren nötig, um Teleskop auszurichten und zu synchronisieren
300 einzelne Schritte waren von Januar bis Anfang Juli notwendig, um die 18 hexagonalen Spiegel, die zusammen einen großen ergeben auszurichten und zu synchronisieren. Ein Fehler, bei einem dieser Schritte hätte das JWST zu 10 Milliarden teurem Weltraumschrott gemacht. Der 12. Juli markiert damit den Start des ersten Forschungsjahres für das Weltraumteleskop. 19 weitere sollen folgen. So lange reicht der Treibstoff für die Schubdüsen, die dabei helfen, das Teleskop auszurichten, sagte die stellvertretende NASA-Chefin und Ex-Astronautin Pamela Melroy. "20 Jahre, in denen sich verschiedene Wissenschaftsteams nun abwechseln werden, um erstmals auf Bildern und Messdaten zu sehen, wie unsere Welt, unsere Galaxie und alles um uns herum, entstanden sind."