Außenansicht Musée d’art moderne de la Ville de Paris © NDR

"Kunstverbrechen": Die Jagd nach dem Spiderman-Kunstdieb von Paris

Stand: 02.01.2024 06:58 Uhr

In einer neuen Folge "Kunstverbrechen", dem True-Crime-Podcast von NDR Kultur blicken Lenore Lötsch und Torben Steenbuck auf den spektakulären Diebeszügen des "Spiderman" von Paris durch Musen und Wohnungen reicher Kunstliebhaber.

In der Nacht vom 19. auf den 20. Mai 2010 ist es frisch in Paris. Gegen 3.00 Uhr betritt eine Gestalt das Musée d’art moderne de la Ville de Paris kurz: MaM. Das städtische Museum liegt im 16. Arrondissement in der Nähe des Eiffelturms und beherbergt moderne, zeitgenössische Kunst. Am frühen Morgen des 20. Mai werden fünf Werke berühmter Künstler fehlen.

Sechs Nächte lang wurden unbemerkt 20 Schrauben im Metallrahmen eines Fensters bearbeitet, wie die Polizei später feststellen musste. Durch dieses stieg der Dieb in das Museum ein.

Werke von Picasso und Matisse werden gestohlen

Außenansicht Musée d’art moderne de la Ville de Paris © NDR
8.000 Kunstwerke aus dem 20. Jahrhundert besitzt das Pariser Museum für moderne Kunst.

Der Täter betritt das Museum, allerdings nur kurz. Er klettert noch einmal heraus und wartet am nahegelegenen Ufer der Seine, ob sein Einbruch nicht doch einen sogenannten stummen Alarm ausgelöst hatte. Nach 15 Minuten betritt er das Museum erneut durch das offene Fenster. Aufnahmen der Überwachungskamera zeigen eine Gestalt mit Kapuzenpullover, rotem Rucksackbeutel und knielangen Cargohosen.

8.000 Kunstwerke aus dem 20. Jahrhundert besitzt das Pariser Museum für moderne Kunst. Fünf wählt der Einbrecher aus: Picassos "Taube mit grünen Erbsen", "Pastoral" von Henri Matisse, von Amadeo Modigliani nimmt er "Die Frau mit Fächer" mit. Dazu George Braques Gemälde mit dem Titel "Der Olivenbaum bei L'Estraque" und Fernand Légers "Stillleben mit Kerzen". Die Rahmen dieser fünf Gemälde findet die Polizei am nächsten Morgen an einer kleinen Mauer außerhalb des Museums. Der Wert der Bilder liegt bei etwa 100 Millionen Euro.

Diebstahl im Museum: Von Eile keine Spur

Die drei Wächter, die in dieser Nacht Dienst haben, merken nichts vom Spaziergang des Täters durch das Museum. Dieser schnappt sich im ersten Raum den Léger und bringt ihn erst einmal nach draußen und lehnt ihn an eine Mauer. Wieder im Museum bewegt er die großen Museumstüren, lässt sie offen stehen und holt die restlichen Bilder. Die Bilder der Überwachungskamera zeigen: In Eile war er dabei nicht.

Räumlichkeiten eines Museums © NDR
Sechs Nächte lang präparierte der Dieb die Fenster, um in das Museum einsteigen zu können.

Der Täter befreit die Bilder aus ihren Rahmen, nimmt sie unter den Arm und spaziert damit über eine mehrspurige Straße zu seinem Renault, mit der er noch in eine Polizeikontrolle gerät, aber durchgewunken wird.

Dieb klettert über Dächer von Paris

In den folgenden Tagen steht die Pariser Polizei vor einem Rätsel. Es gibt keinen Fingerabdruck oder DNA. Lediglich eine schlechte Videoaufzeichnung eines vermummten schätzungsweise 1,90 Meter großen Täters.

Parallel zu dem Einbruch ins MaM treibt ein Dieb, der "Spiderman" genannt wird, sein Unwesen in Paris. Er klettert - wie sein Namensgeber - über Dächer und Vorsprünge und stiehlt wertvolle Kunst von Wänden reicher Pariser - manchmal aus dem 10. Stock. Sein Diebesgut macht er mit Hilfe des Antiquitätenhändlers Jean-Michel Corvez zu Geld.

Was hat der "Spiderman" von Paris mit dem Diebstahl zu tun?

Corvez ist der erste Hehler nach dem Einbruch des Diebes mit dem Kapuzenpullover und der Cordhose ins MaM. Ist er hier der Auftraggeber? Und ist auch "Spiderman" der Dieb im MaM? Sind die gestohlenen Gemälde wieder aufgetaucht? Wie steht es um die Sicherheit im Museum heute und was hat es mit einer mysteriösen Dame mit toten, blauen Augen auf sich?

Das erfahrt ihr in einer neuen Folge Kunstverbrechen, dem True-Crime-Podcast von NDR Kultur.

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Museen

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