Unterschiedliche Kleidungsstücke hängen auf einer Kleiderstange in einem hellen Raum. © Colourbox Foto: Pressmaster

Nachhaltige Mode: Kleidung kaufen mit gutem Gewissen

Stand: 19.01.2024 10:17 Uhr

Fast Fashion hat massive ökologische und soziale Auswirkungen. Doch Verbraucher können zum Schutz der Umwelt und vor Ausbeutung beitragen. Tipps für nachhaltige Mode.

60 Kleidungsstücke kaufen deutsche Konsumenten im Schnitt jedes Jahr, 40 Prozent der Kleidung wird laut Bundesumweltministerium nie oder nur selten getragen. Die Produktion und der Kauf von schnelllebiger Billigmode (Fast Fashion) hat sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt - und steigt weiter, mit massiven Auswirkungen für Mensch und Umwelt.

Qualität statt Quantität: Auf Fast Fashion verzichten

Ein Frau in sommerlicher Kleidung trägt in beiden Händen Einkaufstüten. © Colourbox Foto: -
Viele Menschen kaufen mehr Kleidung als sie benötigen. Oft wird sie nicht einmal getragen.

Doch Verbraucherinnen und Verbraucher können zum Schutz der Umwelt und vor Ausbeutung beitragen - durch bewussten Modekonsum. Das bedeutet weniger Quantität und mehr Qualität: weniger Kleidung kaufen, dafür aber Stücke, die besser verarbeitet sind und damit länger halten. Sie sind zwar teurer in der Anschaffung als Billigware, der Preis relativiert sich aber mit der Zeit. Kleidung sollte zudem idealerweise zeitlos sein. Nicht zuletzt lebt es sich entspannter, wenn man sich nicht ständig wechselnden Modetrends unterwirft.

Auf Kleider-Siegel und Bio-Qualität achten

Wer Kleidung kauft, die mit einem empfehlenswerten Siegel gekennzeichnet ist, trägt dazu bei, dass die Umwelt weniger belastet wird und höhere Löhne gezahlt werden. Leider ist der Siegel-Markt unübersichtlich. Am einfachsten ist es deshalb, bei Baumwollkleidung zunächst auf Bio-Qualität (organic cotton) zu achten. Die gibt es inzwischen auch bei großen Handelsketten. Auf dem Waschzettel sollte stehen: "aus ... % biologisch angebauter Baumwolle hergestellt".

Einen Überblick empfehlenswerter Kleidersiegel gibt das Portal Siegelklarheit, das die verschiedenen Siegel im Hinblick auf Glaubwürdigkeit, Umweltfreundlichkeit und Sozialverträglichkeit bewertet. Als empfehlenswert gelten unter anderen "Blauer Engel", "EU Ecolabel", "Fairtrade" für Baumwolle und Textilproduktion, "GOTS" oder auch "Naturland".

Secondhand kaufen und verkaufen oder Kleider tauschen

In Secondhand-Läden und auf Flohmärkten lässt sich Kleidung kaufen und verkaufen. Auf Kleiderbasaren gibt es eine große Auswahl an gebrauchten Kindertextilien. Das schont die Umwelt, weil weniger produziert werden muss, und gleichzeitig den Geldbeutel. Auch modeinteressierte Menschen finden dort günstige Markenkleidung, ältere wertige Kleidung (Vintage) und besondere Stücke. Auch über Online-Portale kann man gut erhaltene Kleidung kaufen und aussortierte weiterverkaufen.

Außerdem kann man Kleider tauschen. Was aus dem Kleiderschrank verbannt wird, gefällt vielleicht Freunden, Familie oder Arbeitskollegen - oder umgekehrt. In vielen Städten finden sich öffentliche Kleidertauschbörsen mit größerer Auswahl oder private Kleidertauschpartys. Informationen und Tipps gibt es im Internet.

Ausleihen und mieten statt kaufen

Gerade für besondere und oft einmalige Anlässe wie Hochzeiten, festliche Partys oder Feiern lohnt es sich oft nicht, Kleidung zu kaufen. Stattdessen sollte man schauen, ob es das Stück im Freundes- oder Bekanntenkreis auszuleihen gibt. Textilien kann man auch mieten, im Geschäft oder online. Einige Online-Portale bieten Mitgliedschaften an, wenn man Kleidung häufiger oder länger ausleihen möchte.

Reparieren, ändern, Upcycling und DIY-Fashion

Eine gehäkelte und und eine genähte Blüte auf bunten Stoffen. © photocase Foto: kallejipp
Ob Kleid oder Tasche: Aus aussortierten Kleidungsstücken lassen sich neue Teile nähen.

Früher galt Kleidung als wertvoll, sie wurde repariert und aufgetragen. Wer Kleidung wertschätzt, für den gilt das auch heute noch. Bei gut verarbeiteten Textilien lassen sich kleinere Schäden leicht beheben. Ausgemusterte Teile können abgeändert oder zu neuen Stücken verarbeitet werden. Selbst Löcher gelten heute als angesagter Look.

Ob kürzen, umnähen oder aufnähen: Alte Teile umzugestalten und umzufunktionieren liegt im Trend. Aus einem T-Shirt und einem Rock lässt sich ein Kleid nähen oder aus einer Hose eine Tasche machen. Im Internet gibt es unzählige Anleitungen und Tutorials unter den Stichworten "Upcycling" oder "DIY Fashion".

Wer nicht selbst näht: Änderungsschneidereien übernehmen Reparaturen oder Umgestaltungen. So unterstützt man zugleich kleine Läden in der Nachbarschaft. Sind Kleidungsstücke stark abgetragen, lassen sich oft Teile wie Knöpfe oder Reißverschlüsse noch verwenden.

Aussortierte Kleidung weitergeben

Gut erhaltene Kleidung, die man nicht mehr trägt, kann verschenkt oder an gemeinnützige Organisationen gegeben werden. Diese betreiben Kleiderkammern oder Sozialkaufhäuser. Vermeiden sollte man illegale Kleidersammlungen, die Altkleider an der Straße abholen oder Container ohne Genehmigung aufstellen. Geeignete Container finden sich über FairWertung e.V., einem Zusammenschluss gemeinnütziger Organisationen mit eigenem Siegel, oder über die Kommune. Achtung: Billigmode, die oft aus minderwertiger Chemiefaser oder Fasermixen besteht, eignet sich weder als Secondhandware noch für die Weiterverwendung im Alttextilrecycling.

Kleiderschrank klein halten

Weiße Hemden auf jedem zweiten Bügel an einer Kleiderstange. © photocase Foto: Annebel146
Wer seinen Kleiderschrank regelmäßig aufräumt, hat eine gute Übersicht über das, was er wirklich braucht.

Empfehlenswert ist es, seinen Kleiderschrank radikal auszumisten und sich regelmäßig einen Überblick über den Kleiderbestand zu verschaffen. Das schafft Platz, wirkt befreiend und schützt davor, unnötige neue Kleidungsstücke zu kaufen. Mindestens einmal im Jahr sollte man seine Garderobe in Augenschein nehmen und sich kritisch fragen, was man tatsächlich noch trägt. Mit einer guten Übersicht kann man nur das kaufen, was man wirklich braucht. Und das sollten idealerweise wenige zeitlose Lieblingsteile sein, die sich ergänzen und vielfältig kombinierbar sind. Im Internet gibt es unter dem Begriff "Capsule Wardrobe" Informationen zum Konzept einer minimalistischen Garderobe.

Nachhaltiger Modekonsum: Worauf noch achten

  • Wäsche richtig waschen: Damit man lange etwas von seinen Lieblingsstücken hat, sollte man sie nur so oft wie nötig waschen, das schont die Fasern. Mit diesen Tipps zum Wäschewaschen haben Sie länger Freude an der Kleidung.

  • Online gezielt auswählen: Beim Onlineshopping ist grundsätzlich Zurückhaltung geboten, bei Bestellungen sollte man auf Größenangaben achten. Denn Versand und Zustellung belasten die Umwelt, vor allem wenn Ware zurückgeschickt wird. Zudem werden Retouren zum Teil als sogenannte Ausschussware vernichtet.

  • Bei fairen und ökologischen Marken kaufen: Am nachhaltigsten ist es, Textilien gleich bei Modemarken einzukaufen, die ausschließlich faire und ökologische Kleidung anbieten. Im Internet geben Seiten wie Get Changed oder Utopia einen Überblick.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 22.01.2024 | 20:15 Uhr

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