VIDEO: Eine Nisthilfe für Wildbienen bauen (3 Min)

Wildbienen: Kleine Helfer im Garten

Stand: 10.05.2023 15:47 Uhr

Wenn im Frühling die ersten Kirschen blühen, locken sie Wildbienen an und bestäuben die Blüten. Passende Behausungen können die fleißigen Tiere in den Garten locken.

Ein natürliches Gleichgewicht an Insekten im Garten ist wichtig für die Vermehrung vieler Pflanzen sowie für die Bestäubung von Bäumen, Blumen und Nutzpflanzen. Ein besonderer Helfer ist die Wildbiene. Allein in Deutschland gibt es mehr als 500 Arten, viele davon sind bedroht. Einige Wildbienen-Arten ernähren sich ausschließlich von Pollen und Nektar einer Pflanzenart. Ist diese nicht vorhanden, bleibt die Wildbiene dieser Region fern.

Wildbienen benötigen heimische Pflanzen

Die Insekten suchen ihre Nahrung maximal in einem Radius von 400 Metern. Honigbienen fliegen vergleichsweise bis zu fünf Kilometer, um Futter zu finden. Im Gegensatz zur Honigbiene und einigen Hummelarten benötigt die Wildbiene zum Überleben ausschließlich heimische Pflanzen, die nicht durch Zucht verändert wurden.

Gefüllte Blüten sind für Wildbienen wertlos

Blühende apricotfarbene Duftrose. © NDR Foto: Kathrin Weber
Gefüllte Blüten wie bei dieser Rose bieten Wildbienen und anderen Insekten keine Nahrung.

Pflanzen bestehen aus drei Grundorganen: Wurzel, Spross, und Blatt. Die Blüten werden durch Metamorphosen, also Umwandlungen, des Grundorgans Blatt gebildet. Eine Blüte besteht aus Kelchblättern, Blütenblättern, Staubblättern (Pollen) und Fruchtblättern (Fruchtknoten und Stempel).

Bei Pflanzen mit gefüllten Blüten wurden die Staubblätter und die Fruchtblätter nicht ausgebildet. Stattdessen haben sich weitere Blütenblätter entwickelt. Für Wildbienen und auch Honigbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen, die Pollen und Nektar suchen, ist eine gefüllte Blüte wertlos, da beides nicht vorhanden ist. Diese Tiere fliegen ausschließlich ungefüllte Blüten an.

Eine Biene fliegt im Berggarten an den Herrenhäuser Gärten auf einen Krokus. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte
AUDIO: Bienen in Not: Mit diesen Tipps können Menschen helfen (40 Min)

Mit Sand gefüllter Kübel dient als Nisthilfe für Sandbienen

Eine Sandlinse steht auf einem Beet. © NDR
Der mit lehmigem Sand gefüllte Kübel kann im Winter im Beet eingegraben werden.

Viele Wildbienen wie die Sandbienen nisten im Erdboden. Mit einem Kübel an einem sonnigen Standort können sowohl Garten- als auch Balkonbesitzer den Tieren einen Nistplatz schaffen. Der Kübel muss mindestens 25 Zentimeter hoch sein und einen großzügigen Wasserabzug (circa fünf Zentimeter) haben. Auf den Boden kommt eine Schicht Blähton, aufgefüllt wird mit lehmigem Sand. Spielkistensand eignet sich nicht, da die Röhren, die die Bienen graben, sonst immer wieder zusammenfallen.

Um ihn im Winter vor Kälte zu schützen, stellt man den Kübel dicht an die Hauswand oder gräbt ihn im Beet ein. Einige Bienen nisten auch im Sand unter Terrassen. Durch kleine Sandtrichter in den Fugen gelangen sie in ihr circa 20 Zentimeter tiefes und verzweigtes Gängesystem.

Wildbienenhotels mit Legeröhren bieten Platz zum Nisten

Löcher werden in einen Holzklotz gebohrt © NDR Foto: Udo Tanske
Nisthilfen können selbst gebaut werden. Dafür eignet sich ein Holzklotz, in den Löcher quer zur Faser gebohrt werden.

Wildbienenhotels sind beliebte Dekorationselemente im Garten. Doch sie sind weitaus mehr. Ein Wildbienenhotel mit Lochtiefen von mindestens zehn Zentimetern und Lochdurchmessern von vier bis acht Millimetern sind aktiver Arten- und Wildbienenschutz. Die Löcher, die späteren Legeröhren für die Eier der Bienen, müssen sauber gebohrt sein, damit sich die Wildbienen nicht ihre Flügeldecken aufreißen. Am besten wird quer zur Holzfaser und nicht durchgehend gebohrt, denn so bilden sich keine Risse. Diese begünstigen nämlich die Ausbreitung von Pilzen und Parasiten. Für das Wildbienenhotel eignet sich hartes Laubholz.

Wildbienenhotels sollten sonnig und mit den Legeröhren Richtung Süden aufgestellt werden. Wichtig ist, dass das Hotel nicht schwingt. Ein kleines Vordach hält Regen ab. Gemeinschaftsunterkünfte mit anderen Insekten sind nicht empfehlenswert, da andere Insekten sich von den Gelegen der Wildbienen ernähren. Auch Gartenvögel stellen eine Gefahr dar. Dünne senkrecht gespannte Drähte (Abstand circa drei Zentimeter zum Holz und in der Reihe) halten die gefiederten Freunde ab.

Markhaltige Stängel als Nisthilfe für Mauerbienen

Wer keinen großen Aufwand betreiben, aber dennoch helfen möchte, kann Mauerbienen eine Nisthilfe aus Reet, markhaltigen Zweigen oder hohlen Stängeln von Brennnesseln oder Königskerzen anbieten. Besonders geeignet sind Brombeerstängel oder junge Triebe vom Holunder. Diese werden in 10 bis 20 Zentimeter lange Stücke geschnitten und senkrecht, am besten einzeln, zum Beispiel in einen Blumenkasten auf dem Balkon gesteckt oder am Gartenzaun befestigt. Mauerbienen bohren ihre Brutgänge nämlich vorzugsweise in senkrechten Stängeln.

Kokons der Wildbienen im Kühlschrank überwintern

Als Behausung können auch fertige Nistblöcke gekauft werden. Der große Vorteil an einer fertigen Nisthilfe ist, dass die einzelnen Bretter auseinander genommen werden können. So kann im Winter geprüft werden, wie es dem Bienennachwuchs geht und ob sich Parasiten, Milben oder Pilze eingenistet haben. Eine bessere Überlebensquote haben die Wildbienen, wenn die Kokons im Winter vorsichtig herausgenommen und bei gleichmäßiger Temperatur von ein bis fünf Grad im Kühlschrank aufbewahrt werden. Die Kokons werden dann im Frühjahr etwa zwei Wochen vor der Obstblüte ausgebracht.

Bienen als Starterkultur bestellen

Eine Biene schlüpft aus einem Kokon. © NDR Foto: Udo Tanske
Wildbienen sind sehr friedlich und für Menschen meist ungefährlich.

Um die Ansiedlung der Wildbienen im eignen Garten zu beschleunigen, können die fleißigen Helfer per Post bestellt werden. Dafür eignen sich zum Beispiel rote und gehörnte Mauerbienen. Sie gehören zu den häufigsten heimischen Wildbienenarten. Sobald es warm wird, schlüpfen die Insekten aus ihren Kokons. Das dauert zwischen zwei Tagen und zwei Wochen.

Sind schon Bienen geschlüpft, sollte der Karton noch einmal für eine Stunde in den Kühlschrank gestellt werden. Die heruntergekühlten Bienen sind dann träger und fliegen nicht sofort weg. Sie haben Zeit sich zu orientieren, den Ort einzuprägen und die Nisthilfen wiederzufinden. Damit die Bienen vor Vögeln geschützt sind bis sie ihre ideale Temperatur erreicht haben, können etwa erbsengroße Löcher in den Karton geschnitten oder gestochen werden.

Da sie kein Volk zu verteidigen haben, sind Wildbienen sehr friedlich. Stiche sind sehr selten. Bei den meisten Arten ist der Stachel so kurz, dass er nicht durch die Haut des Menschen reicht. Deshalb keine Angst, wenn es im Garten kräftig summt.

Weitere Informationen
Eine Wildbiene fliegt vor strahlend blauem Himmel zu einer Blüte auf einer Wiese. © dpa-Bildfunk Foto: Frank Rumpenhorst

Weltbienentag: Wie können wir den Wildbienen konkret helfen?

Viele Arten sind vom Aussterben bedroht, im Garten oder auf dem Balkon können wir ihnen aber dabei helfen, zu überleben. mehr

Gelb blühende "Honey Funny" (Bidens) © NDR Foto: Udo Tanske
3 Min

Bienenfreundliche Pflanzen für Balkonkästen und Terrasse

Elfenspiegel, Fächerblume, Salvie oder Bärenschnute: Die richtige Auswahl an Pflanzen zieht bis in den Herbst Bienen an. 3 Min

Eine Hummel sitzt auf einer lilafarbenen Bienenweide. © NDR Foto: Anja Deuble

Pflanzen für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge

Viele Insekten haben Probleme Nahrung zu finden. Als Unterstützung können Gartenbesitzer bestimmte Blumen pflanzen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Rasch durch den Garten | 29.05.2023 | 10:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Artenschutz

Balkon und Terrasse

Zierpflanzen

Ein selbst gebauter Hummelkasten aus Holz. © NDR Foto: Udo Tanske

Hummelhaus selbst bauen: Eine Anleitung für den Garten

Hummeln finden immer schlechter einen Platz zum Nisten. Gärtner Peter Rasch zeigt, wie man einen Hummelkasten baut. mehr

Ein Insektenhotel an der Holzwand eines Schuppens. © Colourbox Foto: -

Mit einem Insektenhotel Nützlinge schützen

Für Insekten wird es immer schwieriger, Platz zum Nisten zu finden. Ein Insektenhotel bietet den Tieren Unterschlupf. mehr

Mehr Gartentipps

Lila blühender Edelflieder © Colourbox Foto: Tatiana & Alexander

Flieder schneiden, vermehren und pflegen

Flieder besticht mit schönen Blüten und herrlichem Duft. Da er unempfindlich ist, passt er in fast jeden Garten. mehr

Eine Blaumeise sitzt auf einem blühenden Forsythien-Zweig © picture alliance / blickwinkel Foto: M. Kuehn

Gartentipps für April

Zeit für die Neugestaltung: Gehölze lassen sich pflanzen, Rasen benötigt viel Pflege. Tipps für die Gartenarbeit im April. mehr

Frühlingsblumen in einer Kiste und Übertöpfen © fotolia Foto: Jeanette Dietl

Gartenkalender: Tipps von Januar bis Dezember

Jeden Monat gibt es im Garten etwas zu erledigen. Ein Überblick mit den wichtigsten Tipps, nach Monaten sortiert. mehr