Special Olympics: Norderstedt erfüllt Goldträume
Darauf hat er das ganze Jahr hin trainiert: Einmal Gold in der Disziplin Weitsprung. Für Robin Schmidt hat sich bei den Special Olympics ein Traum erfüllt.
Aus den Lautsprechern im Hanns-Braun-Stadion in Berlin schallt laute Techno-Musik, als Robin Schmidt zu seinem Startplatz beim Weitsprung geht. Er zeigt seinen Handrücken am Startplatz, 17,20 Meter steht dort dick mit Filzstift geschrieben. Seine Trainerin Maike Rotermund hat ihm die Zahl, die für die Entfernung zur Sandgrube steht, auf der Hand notiert, damit er weiß, von wo er loslaufen muss. Robin Schmidt hat das Downsyndrom und tritt bei den Special Olympics in der Disziplin Leichtathletik für die Norderstedter Werkstätten an. "Du darfst nicht auf den schwarzen Balken treten, wenn du abspringst, sonst ist der Sprung ungültig", ruft seine Trainerin ihm noch mal zu, als er auf den Platz geht. Robin Schmidt nickt, er ist hoch konzentriert. Das ganze Jahr hat er auf diesen Tag gewartet, will unbedingt Gold holen. Er reiht sich in die Gruppe der Athleten ein. Ob er sehr aufgeregt ist? "Es geht", sagt der 24 -Jährige und wippt mit der Musik mit. Drei Versuche hat er, um sich seinen Traum von der Medaille zu erfüllen. Dann kommt das Startsignal, er läuft los.
Gemeinsam sind wir bärenstark
Sein ganzes Team hat sich hinter dem Weitsprungbereich versammelt, hält ein Banner in die Luft, auf dem handgemalt "Team Norderstedt - bärenstark" steht. Seit fünf Jahren ist Robin Schmidt in den Norderstedter Werkstätten. Er trainiert dort einmal die Woche in der Disziplin Leichtathletik: Aufwärmen, Verbesserung der Lauftechnik und natürlich eigene Zeiten und Bestmarken toppen. Nebenbei spielt er auch noch Basketball. "Robin ist ein sehr guter Typ und er macht immer ganz exakt das, was man ihm sagt", erzählt sein Trainingspartner Jan Philipp Brueckner vom ISN (Inklusiver Sportverein Norderstedt). Fairness wird ohnehin großgeschrieben im Team. Nach jedem Lauf, nach jedem Sprung wird abgeklatscht und angefeuert.
Ein Traum wird wahr
Es sind knapp 30 Grad, auf den blauen Bahnen im Stadion flirrt die Hitze. Bevor Robin Schmidt starten kann, sind noch vier Athleten vor ihm. Während er ein- und ausatmet, bewegt sich seine Startnummer 853 langsam auf dem Trikot auf und ab. Er wird aufgerufen, geht zu seiner Markierung. Vor ihm sind 17,20 Meter Anlaufstrecke. Lässig dreht er seine weiße Baseballkappe nach hinten, er wartet auf das Startzeichen. Die weiße Flagge geht hoch, er rennt los. Sein ganzer Körper ist unter Spannung, er zieht die Beine an und landet im Sand: 2,92 Meter beim ersten Sprung - ein super Ergebnis.
Robin will noch weiter
Ganz zufrieden ist er aber noch nicht, er will es noch besser machen. Doch beim zweiten Sprung tritt er auf das schwarze Brett, die rote Fahne zeigt an: ungültig. Robin Schmidt ärgert sich, schüttelt den Kopf. So nah an den drei Metern wie er ist allerdings sonst noch keiner. Ein letztes Mal läuft er los, kurz vor der Markierung ein kurzer Blick nach unten, er tritt perfekt vor der schwarzen Linie auf, reißt einen Arm in die Luft, um allen Schwung mitzunehmen. Ratternd wird das Maßband ausgerollt. "2,97 Meter!", verkündet die Kampfrichterin. Robin Schmidt hat sich noch mal selbst übertroffen. Die letzten Teilnehmer springen zu Ende, doch niemand kommt an sein Ergebnis heran.
Gold für Robin - womöglich nicht das letzte Mal
Trainerin Maike Rotermund kommt zu ihm gelaufen, nimmt ihn in den Arm und sagt: "Du hast Gold geholt!" Robin Schmidt schaut sie an, er kann es noch gar nicht glauben. "Ich hab' alles gegeben", strahlt er und reckt die Fäuste in die Luft. Danach wird abgeklatscht, sein Team ist stolz auf ihn. Bevor er seine Gold-Medaille bekommt, geht es aber noch mit dem Staffellauf weiter - mitten in der Mittagshitze. Während im Publikum wohl manche überlegen, wie man bei mehr als 30 Grad 100 Meter sprinten soll, erzählt er, dass er als nächstes noch Speerwerfen lernen will.