Europawahl: FDP-Kandidat Helmer Krane verpasst Einzug ins Parlament
Eine überwältigende Mehrheit hatte sich auf einem FDP-Landesparteitag für Helmer Krane als Europawahl-Kandidaten ausgesprochen. An der EU übte der Kommunalpolitiker aus dem Kreis Segeberg dabei deutlich Kritik. Für einen Einzug ins Parlament reichte es bei der Wahl 2024 nicht.
Helmer Kranes Blick auf die EU ist der eines Kommunalpolitikers: "Das, was wir in Europa entscheiden, muss hier vor Ort funktionieren. Das muss möglichst einfach sein." Er wollte in der EU eine Stimme für den Mittelstand sein. Eins seiner Themen: aus erneuerbaren Energien den Wohlstand von morgen machen. Nach der Europawahl ist klar: Für einen Einzug ins Parlament hat es nicht gereicht.
Krane: Weniger Bürokratie, mehr soziale Marktwirtschaft
"Wir können mit dem Zustand der EU nicht zufrieden sein", sagte Krane vor der Wahl NDR Schleswig-Holstein. Besonders stört ihn, dass die Kommission den kleinen und mittelständischen Unternehmen so viel Bürokratie und Dokumentation abverlangt. Aber man wisse um die Werte und Potentiale, um das Leben von Millionen Menschen besser zu machen. Die EU sei mehr als ihre Fehler, obwohl die Menschen oft die Seiten sehen würden, die nicht gut funktionieren. Der 33-jährige Anwalt aus Bad Bramstedt fordert Bürokratieabbau auf europäischer Ebene, weniger Subventionen und mehr soziale Marktwirtschaft.
Bereits zum zweiten Mal hatte sich die FDP in Schleswig-Holstein für einen guten Listenplatz für Helmer Krane eingesetzt: Auf der Bundesliste belegte er immerhin den 9. Platz - und war damit unter den "Top Ten für Europa" mit denen die FDP im Europawahlkampf warb.
Steckbrief
Name: Helmer Krane
Alter: 33 Jahre
Beruf: Syndikusrechtsanwalt bei einem Mobilitätsunternehmen mit dem Schwerpunkt europäische Subventionskontrolle.
Familienstand: ledig
Hier ist mein Zuhause: Bad Bramstedt. Ein paar Jahre habe ich in Brüssel gelebt.
Europäisch an mir ist: Dass ich einer guten Diskussion nie aus dem Weg gehe und offen bin für Argumente.
Davon habe ich mit 16 geträumt (Alter vieler jetziger Erstwähler*innen): Mit 16 war ich neben Schule und Computerspielen mit meinem Führerschein für begleitetes Fahren ab 17 beschäftigt. Währenddessen habe ich von einer Reise nach Japan geträumt. Diesen Traum habe ich mir ein paar Jahre später auch erfüllt.
So schaffe ich es, Erstwähler*innen für die Europawahl zu begeistern: Ich spreche über die Zukunft. Viele junge Menschen machen sich Sorgen um die Zukunft. Mit Europa können wir dafür sorgen, dass es ihnen mal besser geht als den Eltern. Wir können Klimaschutz mit guter Wirtschaftspolitik verbinden und so eine nachhaltige Entwicklung erreichen. Wir können uns gemeinsam gegen ein faschistisches Russland wehren und Frieden, Freiheit und Demokratie beschützen.
Dieser Ort ist für mich sinnbildlich für Europa - und warum: Der Place de Luxembourg in Brüssel. Gerade im Sommer treffen sich da viele junge Menschen aus ganz Europa, die bei der EU ein Praktikum machen. Sie diskutieren und feiern zusammen. Europa hat aus Erbfeinden Freunde gemacht. Wir sind alle im selben Team. Wo immer Europäerinnen und Europäer zusammenkommen und gemeinsam ihre Freiheit in Frieden genießen - da spürt man Europa ganz besonders.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich angefangen, mich politisch zu engagieren: Ich war in der Schülervertretung aktiv, später Schülersprecher. Mit 18 bin ich dann bei den Freien Demokraten eingetreten.
Das war der Auslöser dafür: Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen. Aus Dankbarkeit wusste ich früh, dass ich mich politisch für das Gemeinwohl einsetzen will. Für die FDP habe ich mich aber erst spät entschieden, weil mein Zuhause eher sozialdemokratisch und konservativ war. An der FDP hat mir das Menschenbild gefallen: der tiefe Respekt vor jedem Menschen - mit den jeweiligen individuellen Bedürfnissen und Träumen.
Die wichtigste Aufgabe der EU ist in meinen Augen: Aus Vielfalt Stärke machen. Das Europäische Motto ist nicht ohne Grund "In Vielfalt geeint". Europa ist die Heimat für das Zusammenleben freier Menschen.
Das müsste dringend anders laufen in der EU: Die EU sollte sich daran erinnern, dass 99 Prozent ihrer Unternehmen Klein- und Mittelständler sind. Statt der "von der Leyen"-Kommission, die ohne Zurückhaltung neue Berichts- und Dokumentationspflichten auf den Weg bringt, braucht Europa weniger Bürokratie, mehr Binnenmarkt und neue Freihandelsabkommen, insbesondere mit anderen Demokratien.
Und das läuft ganz gut: Dass Europa sich weniger auf der Nase herumtanzen lässt. In der auslaufenden Legislaturperiode haben gerade wir Liberale im Europäischen Parlament für die Einführung des Rechtsstaatsmechanismus gekämpft. Wenn ein Mitgliedsstaat, wie Ungarn, Gerichte an die Kette legt und Korruption freien Lauf lässt, können jetzt europäische Steuergelder eingefroren werden. Ich möchte den Mechanismus stärken.
Am liebsten wäre ich EU-Kommissar für: Binnenmarkt und Wettbewerb. Mit dem Amt würde ich mich dann um faire Wettbewerbsbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen sowie Bürokratieabbau kümmern.
Was ich als EU-Abgeordneter umsetzen möchte: Weil ich als EU-Abgeordneter über viele Rechtsakte abstimmen werde, sage ich, wofür ich stehe: Die Demokratieproteste haben die Stärke der Demokratie gezeigt. Aber wir müssen jetzt auch handeln. Mit mir werden die Menschen jemanden mit klarer Haltung für unser Leben in Freiheit und Demokratie haben. Europa muss handlungsfähig sein: von Verteidigung über Migration bis zur Wettbewerbsfähigkeit.
Was ich für Schleswig-Holstein erreichen möchte: Ich möchte zeigen, wie viel Zukunft in unserem Mittelstandsland Schleswig-Holstein mit seinen erneuerbaren Energien steckt. Dafür möchte ich daran mitwirken, die Bürokratielasten in Europa zu halbieren. Zudem möchte ich den Strombinnenmarkt vorantreiben und private Stromproduktion erleichtern. Der Strom soll günstiger werden.