Stand: 08.11.2019 11:03 Uhr

Ostprodukte im Trend: Was ist das Besondere?

von Wiebke Neelsen
Eine Spreewälderin bietet Gurken in den verschiedensten Geschmacksrichtungen an. © picture alliance / dpa Foto: Wolfgang Kumm
Spreewälder Gurken sind auch in westdeutschen Supermärkten beliebt.

30 Jahre nach dem Mauerfall sind bekannte Marken aus der ehemaligen DDR wie Rotkäppchen Sekt, Zetti Knusperflocken und Spreewälder Gurken auch im Westen beliebt. Das Besondere an den Lebensmitteln: Sie stammen zum Teil aus traditionsreichen, unabhängigen Firmen aus den fünf ostdeutschen Bundesländern. Bei den Inhaltsstoffen unterscheiden sich viele Ostprodukte von entsprechenden Lebensmitteln aus dem Westen.

Bekannte Ostprodukte: Was ist an ihnen anders?

Inzwischen bieten auch viele Supermärkte in Westdeutschland Ostprodukte an:

  • Der Schokoladen-Brotaufstrich Nudossi ist vergleichbar mit Nutella und wird in Radebeul bei Dresden produziert. Das Ostprodukt hat einen besonders hohen Haselnuss-Anteil von 36 Prozent - im Vergleich zu 13 Prozent in Nutella. Neben Sorten mit Kokos oder schwarzer und weißer Schokolade gibt es eine Nudossi-Variante "ohne Palmöl". Das kommt dem Bedürfnis vieler Verbraucher entgegen, auf das umstrittene Fett zu verzichten.

  • Halloren-Kugeln sind kleine kuchenähnliche Pralinen in verschiedenen Sorten. Der Klassiker ist "Sahne-Kakao". Die Kugeln werden in Deutschlands ältester Schokoladenfabrik in Halle an der Saale produziert. Seit zwei Jahren verwendet die Firma Fairtrade-Schokolade. Es gibt auch vegane Kugeln.

  • Zetti Knusperflocken bestehen aus geraspeltem Knäckebrot mit Schokolade ummantelt. Sie entstanden in der Mangelwirtschaft der DDR als ostdeutsche Antwort auf die westdeutschen Choco Crossies mit Cornflakes. Zetti Knusperflocken werden in Zeitz in Sachsen-Anhalt gefertigt und sind bundesweit die einzigen Knusperflocken mit Knäckebrot.

  • Filinchen ist ein sogenanntes Waffelbrot - eine leichte Variante des Knäckebrots, die in großen Waffeleisen gebacken wird. Die Firma aus Weißenfels an der Saale produziert in Apolda in Thüringen die Brote in verschiedenen Sorten und auch als kleinere, handliche Snacks ("Pixels") für unterwegs oder zum Dippen.

  • Krügerol Halsbonbons stammen ebenfalls aus einer traditionsreichen Firma. Sie werden seit 1866 in Leipzig hergestellt. Neben Kräutern enthalten die Bonbons Birnenaroma und schmecken daher fruchtiger als vergleichbare Produkte. Es gibt sie auch in einer zuckerfreien Variante.

  • Vita Cola aus Schmalkalden in Thüringen schmeckt fruchtiger als Coca Cola, weil dem Getränk Vitamin C und Citronensäure zugesetzt wird. Die Firma wirbt mit dem "Citrus-Kick". In Thüringen ist Vita Cola Marktführer vor Coca Cola.

  • Bautzner Senf ist der Klassiker unter den ostdeutschen Senfen. Er schmeckt etwas herber als zum Beispiel Thomy Senf von Nestlé und sieht blassgelb aus. Es gibt ihn in verschiedenen Sorten.

Warum Ostmarken erfolgreich sind

Der Hamburger Markensoziologe Dr. Arnd Zschiesche beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Ostprodukten. Ihm zufolge gibt es mehrere Gründe, warum die in der DDR bekannten Marken noch immer erfolgreich sind - in ganz Deutschland:

  • Nostalgie: Viele Menschen aus den sogenannten neuen Bundesländern verknüpfen Kindheitserinnerungen mit den Produkten.

  • Identität: Nach der Wende sind viele DDR-Bürger in die sogenannten alten Bundesländer gezogen und freuen sich über die identitätsstiftende Wirkung der Ostprodukte.

  • Qualität: Die Hersteller der erfolgreichen Ostprodukte haben laut Dr. Zschiesche auf teure Werbekampagnen verzichtet und sich dafür ganz auf ihre Leistung und die Qualität der Produkte konzentriert.

Dieses Thema im Programm:

Markt | 11.11.2019 | 20:15 Uhr

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