Giftig, klimaschädlich und trotzdem erlaubt: Sulfuryldifluorid
Das Gas Sulfuryldifluorid ist hilfreich für den Export von Holz, denn es tötet schädliche Insekten ab. Es ist aber auch sehr klimaschädlich. Umweltschützer fordern den Einsatz von Alternativen.
Über den Hamburger Hafen werden jedes Jahr Hunderttausende Tonnen Holz exportiert - ein großer Teil davon in Form von Baumstämmen. Importierende Länder wie China bestehen darauf, dass das Holz frei von Schädlingen ist, wie zum Beispiel dem Borkenkäfer. Aus diesem Grund werden die Holzstämme noch in Deutschland durch zertifizierte Unternehmen mit einem Gas behandelt, das alle Insekten töten soll: Sulfuryldifluorid. Es ist hochgiftig und mehr als 4.600 Mal so schädlich für das Klima wie CO2.
Schädliche Holzbegasung: Hohe Dunkelziffer vermutet
Im Hamburger Hafen wurden nach Angaben des Hamburger Senats im Jahr 2019 mehr als 200 Tonnen Sulfuryldifluorid verwendet - das entspricht dem jährlichen CO2-Fußabdruck von mehr als 115.000 Deutschen.
Wie viel Sulfuryldiflourid in Deutschland pro Jahr in die Atmosphäre gelangt, ist unklar. Die offiziellen Zahlen des zuständigen Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) decken sich nicht mit denen der Länder. So meldet das BVL für das Jahr 2019 für ganz Deutschland einen Verbrauch von circa 150 Tonnen, der Senat gibt hingegen schon allein für Hamburg einen Verbrauch von mehr als 200 Tonnen an. Zudem veröffentlichen nicht alle Bundesländer Zahlen. Umweltschützer vermuten eine hohe Dunkelziffer.
Das Verfahren: Holzstämme werden in Containern begast
Die Holzstämme werden meist zusammen mit einer Gaskartusche in den Container gelegt. Die Türen werden dann fest verschlossen und das Gas tritt aus der Kartusche aus. Nach 24 Stunden Einwirkzeit werden die Türen wieder geöffnet, die leere Kartusche entnommen und das Gas entweicht in die Umwelt. Es wird nicht abgesaugt oder gefiltert, da es dazu derzeit keine erprobten und zugelassenen Verfahren gibt. Das Gas ist auch für den Menschen gefährlich, deswegen müssen Fachkräfte bei der sogenannten Begasung des Holzes Schutzkleidung tragen.
Alternativen scheitern in Deutschland an Bürokratie
Alternative Gase, die eine deutlich geringere Wirkung auf das Klima haben, sind für die Behandlung von Rundholz in der EU nicht zugelassen. Nach Angaben des BVL ist derzeit kein Antrag eines Mittels als Alternative zu Sulfuryldifluorid in Prüfung. Das liegt offenbar auch an bürokratischen Hürden: Eine Zulassung zu erhalten, sei zeit- und kostenintensiv, bemängelt der Grünen-Politiker Karl Bär. Zudem seien nur wenige Institutionen berechtigt, überhaupt einen Antrag zu stellen.
Andere Länder sind hier weiter: In Serbien und Tschechien ist Phosphorwasserstoff als Begasungsmittel für Rundholz zugelassen. Die Nutzung ist jedoch gefährlich, weil es explosiv ist. Auch andere Gase wie Ethandinitril, das bereits für die Behandlung von Lebensmitteln wie Kaffee oder Kakao zugelassen ist, sind in der Diskussion.