Autofahrer mit Smartphone © fotolia.com Foto: victorpr
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AUDIO: Sind Auto-Abos der Vertriebsweg der Zukunft? (4 Min)

Auto-Abo: Für wen lohnt sich die Kauf-Alternative?

Stand: 02.05.2023 06:00 Uhr

Wer ein neues Auto kaufen möchte, braucht derzeit viel Geduld: Neun Monate muss man im Schnitt auf ein neues Auto warten. Bei manchen Modellen liegt die Lieferzeit sogar bei bis zu zwei Jahren. Aber: Wem Besitz nicht so wichtig ist, der kann auch mieten - oder abonnieren. Auto-Abos sind gewissermaßen eine flexiblere Form des Leasings.

von Astrid Kühn

Patrick Beck wohnt mit seiner Familie in Hamburg-Ottensen. Seit über fünf Jahren besitzt die Familie kein eigenes Auto mehr. Eine Zeitlang nutzten sie Carsharing - doch hin und wieder brauchen sie ein Auto auch mal für längere Zeit. Beck will, "dass man für einen gewissen Zeitraum wie vier Wochen ein Auto haben kann, wenn man gerade unterwegs sein möchte, und ansonsten schnell sagen kann, jetzt will ich keins". Er wünsche sich die Flexibilität, im Jahr zwei, drei Monate lang ein Auto zu haben.

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"Keinen Ballast im Kopf"

Bei dem Unternehmen Lynk & Co, das zum chinesischen Autokonzern Geely gehört, wurde er fündig. Dort kann man das Auto im Abo monatlich bestellen und so lange laufen lassen, wie man möchte. "Große Vorteile sind für uns: ein planbarer Kostenaufwand, denn ich weiß ganz genau, wie viel ich in den nächsten ein bis zwei Monaten ausgebe. Kein großer Wartungsaufwand, denn ich benutze es einfach nur und habe sonst keinen Ballast im Kopf. Wenn ich kein Auto brauche, habe ich kein Auto vor der Tür stehen." Für Beck ein Rundum-Sorglos-Paket - in dem monatlichen Betrag von rund 500 Euro ist von Versicherung bis Reparatur alles inklusive, außer die Kosten fürs Tanken.

Start-ups, Hersteller und Autovermietungen bieten Abos an

Autos im Abo - das bieten viele Start-ups an, aber auch die großen Autohersteller und Autovermietungen mischen längst mit. Kleinwagen-Abos kosten je nach Anbieter und Laufzeit ab 300 Euro im Monat, für Spitzenmodelle zahlt man bis zu 1.000 Euro. Zum Vergleich: ein eigenes Auto kostet nach Angaben der Allianz Versicherung im Schnitt zwischen 200 und 400 Euro im Monat. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer beobachtet zunehmendes Interesse an den Auto-Abos. "Letztes Jahr gab es 80.000 Fahrzeuge im Privatkundenbereich mit Abo. Wir gehen davon aus, dass es in diesem Jahr die 100.000-Grenze übersteigt und weiter so geht." Das ist ein starkes Wachstum - wenn auch noch auf geringem Niveau. Insgesamt kaufen pro Jahr rund 1,5 Millionen Privatleute ein neues Auto.

Abo-Autos sind schneller verfügbar als Neuwagen

Wichtiger Vorteil der Abos ist aber, dass die Fahrzeuge in der Regel schnell verfügbar sind. Auf Wunsch werden sie sogar geliefert und nach Ende der Laufzeit wieder abgeholt. Dudenhöffer kann sich vorstellen, dass sich der Vertriebsweg etabliert. "Das ist ein junges Geschäft, aber es hat eine gute Perspektive, weil die Transparenz für Kunden gut ist. Um das Jahr 2030 rechnen wir damit, dass 30 bis 40 Prozent der Neuwagen bei den Privatkunden über Abos ihre Abnehmer finden." Besonders viele Abos würden für Elektroautos abgeschlossen, denn das sei eine Möglichkeit für Kunden, zu testen, ob etwa Reichweite und Komfort den Ansprüchen genügen, bevor sie selbst einen Stromer kaufen.

Bedingungen genau prüfen

Simone Bueb von der Verbraucherzentrale rät dazu, individuell zu prüfen, ob ein Abo eine sinnvolle Alternative wäre und welches Modell passt. Es gebe einige Fallstricke, auf die man achten sollte. "Es können Anmeldegebühren anfallen, Kilometerbeschränkungen, Selbstbeteiligungen bei einem möglichen Unfall - das sollte ich mir alles vorher anschauen", so Bueb. Interessenten sollten auch bedenken, dass das Auto - genau wie beim Leasing - nicht ihnen gehöre und entsprechend pfleglich damit umgehen. Interessant sei es vor allem für Menschen, die gerne neue Modelle testen - oder eben nur zeitweise ein Auto haben wollen.

Auto weiter vermieten möglich

Wie der Hamburger Familienvater Patrick Beck. Er ist zufrieden mit seinem Abo. Bei seinem Anbieter gefällt ihm zudem die Möglichkeit, das Auto mit anderen zu teilen, wenn er es selbst gerade nicht benutzen will. Das stellt er in der App ein. "Dann können andere das sehen. Den Tagessatz, den ich einstelle, bekommen sie angezeigt. Das Geld bekomme ich dann zu 100 Prozent." Möchte jemand sein Auto leihen, kann Beck dies per App bestätigen. Theoretisch. Das Problem sei nur, dass die Bekanntheit noch nicht so groß sei. Schon oft hat er sein E-Auto als frei markiert, aber niemand habe es je gebucht. Das könnte sich aber bald ändern. Denn viele Mobilitätsforscher glauben, dass der Trend zum Leihen, Mieten und Teilen auch bei Autos anhält.

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