Der Monitor des Abbiegeassistenten eines Lkws zeigt einen grünen Rahmen, wenn die Außenkameras keine Bewegung im toten Winkel registrieren. © picture alliance/dpa | Annette Riedl Foto: Annette Riedl

Abbiegeassistenten für Lkw sollen schwere Unfälle verhindern

Stand: 17.11.2023 11:49 Uhr

Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, wenn Lastwagen beim Abbiegen Radfahrer übersehen. Elektronische Abbiegeassistenten sollen das in Zukunft verhindern. Doch der Einbau ist nur für neue Fahrzeuge Pflicht.

von Daniel Krull

Die schweren Unfälle zwischen Lkw und Radfahrern passieren meist, weil Lkw-Fahrerinnen und Fahrer beim Rechtsabbiegen eine eingeschränkte Sicht haben. Schuld ist der sogenannte tote Winkel: In den hohen Führerhäusern wird der Bereich seitlich des Fahrzeugs zu einem blinden Fleck. Dort fahrende Radfahrerinnen und Radfahrer werden nicht oder zu spät gesehen.

Neuregelung soll Abbiegeunfälle mit Lkw verhindern

Auch wenn solche Unfälle nicht häufig vorkommen, enden sie leider meistens tödlich. Im Jahr 2023 sind bislang alleine in Deutschland schon 20 Radfahrer bei Tote-Winkel-Unfällen ums Leben gekommen. Um diese oft schweren Unfälle zu verhindern, hat die EU ab dem Jahr 2024 den verpflichtenden Einbau sogenannter Abbiegeassistenten beschlossen.

Abbiegeassistent: Technisches System für mehr Sicherheit

Abbiegeassistenten für Lastwagen sind elektronische Sicherheitssysteme, die Unfälle beim Abbiegen verhindern sollen. Sie überwachen die Bereiche um das Fahrzeug, die der Fahrer trotz seiner vielen verschiedenen Spiegel nicht sehen kann. Wenn sich eine Person neben dem Führerhaus des Fahrers aufhält, schlägt das System Alarm.

Radar und Kameras: Verschiedene Techniken im Einsatz

Es gibt verschiedene Arte von Abbiegeassistenten für Lkw, die Abbiegeunfälle verhindern sollen. Der radarbasierte Assistent erkennt Objekte im toten Winkel des Fahrers und warnt mit Signaltönen vor mögliche Kollisionen. Anders arbeitet der kamerabasierte Assistent. Er nutzt Bildverarbeitungstechnologien, um Hindernisse im toten Winkel sichtbar zu machen. Auf einem Monitor sieht der Fahrer, ob sich jemand im toten Winkel befindet. Experten empfehlen eine Kombination beider Systeme, um sowohl optisch als auch akustisch gewarnt zu werden. Außerdem verfügen moderne Systeme auch oft über einen Notstopp-Assistenten, der den Lastwagen automatisch stoppt, wenn Gefahr beim Abbiegen droht.

Verkehrssicherheit: Wesentliche Verbesserung erwartet

Der Einsatz solcher Systeme trägt nach der Einschätzung von Verkehrsexperten wesentlich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit bei, weil sie die Fahrer auf potenzielle Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern aufmerksam machen. Rechtlich entbinden die Assistenzsysteme den Fahrer auch weiterhin nicht von seiner Verantwortung. Kommt es zum Unfall, trägt er in der Regel eine Teilschuld.

Kritik: Regelung gilt nicht für ältere Fahrzeuge

Ab 2024 ist ein Abbiegeassistent in allen Bus- und Lkw-Neufahrzeugen in der gesamten EU Pflicht. Dies gilt aber nur für Fahrzeuge neuester Seriennummern. Weiterhin ausgenommen sind Neufahrzeuge älterer Baureihen, Bestandsfahrzeuge, Gebrauchtfahrzeuge und durch die EU fahrende Fahrzeuge aus Drittstaaten. Experten und Verbände, wie der ADFC und die Deutsche Verkehrswacht, kritisieren die Regelung deswegen als nicht ausreichend.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 20.11.2023 | 20:15 Uhr

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