Rasensamen im Vergleich: Welches Saatgut ist das richtige?

Stand: 06.03.2024 12:11 Uhr

Bei der Auswahl von Rasensamen gibt es einiges zu beachten. Welche Saat eignet sich für welchen Zweck und welchen Standort? Und was ist wichtig bei der Aussaat des Rasens?

Im Frühjahr oder Sommer ist es wieder so weit: Alles grünt und blüht, doch der Rasen sieht häufig sehr mitgenommen aus. Dann ist es oft das beste, die Rasenfläche komplett oder teilweise neu auszusäen. Bei der Wahl der Rasensamen lässt sich allerdings viel falsch machen. Im schlimmsten Fall sieht der neue Rasen nach einem Jahr sogar schlechter aus als der alte.

Hände weg von billigen Rasensamen

Im Prinzip kann jeder Saatguthersteller Rasensamen unter jeder beliebigen Bezeichnung verkaufen, denn es existieren in diesem Bereich keinerlei gesetzliche Standards. Bezeichnungen wie "strapazierfähig", "besonders trittfest" oder "pflegeleicht" müssen also nicht viel heißen. Sie sagen nichts über die Zusammensetzung der Mischungen aus. Im Prinzip können alle möglichen Grassorten in einer Mischung vorhanden sein, auch wenn diese für den Nutzungszweck überhaupt nicht geeignet sind. Vor allem in billigem Saatgut finden sich in großer Anzahl Grassorten, die in einem Rasen nichts zu suchen haben.

Günstige Rasensaat enthält oft Futtergras

Manuelle Unkrautentfernung (Löwenzahn auf einer Wiese). © fotolia.com Foto: amyinlondon
Billiges Saatgut kann den Wuchs von Löwenzahn und Unkraut auf dem Rasen begünstigen.

Diese Billigmischungen, die vor allem in Baumärkten angeboten werden, versprechen eine Neuanlage der Rasenfläche zum halben Preis. In der Tat: Der neue Rasen wird sehr schnell sehr grün. Doch das böse Erwachen folgt spätestens im nächsten Jahr. Der Grund: Viele dieser Mischungen verwenden Grassorten, die eigentlich als Futtergras für Weidetiere gezüchtet worden sind und sehr schnell wachsen. Doch diese Sorten vertragen wöchentliches Rasenmähen überhaupt nicht.

Die Konsequenz: Direkt nach der Aussaat verdrängen die schnell wachsenden Futtersorten die langsam wachsenden Rasengräser und am Ende des Sommers bleiben große Löcher in der Narbe zurück. Dort siedeln sich bevorzugt Wildkräuter wie Löwenzahn an, die kaum mehr aus der Rasenfläche zu verdrängen sind.

Gutes Rasensaatgut muss teurer sein

Die Herstellung von gutem Rasensamen ist teuer. Grassorten, die den Anforderungen eines Rasens entsprechen, müssen verschiedene Eigenschaften haben: Sie sollten trockenresistent sein, langsam wachsen und spät blühen. Aus solchen Sorten Samen zu gewinnen, ist zeitaufwendig und die Erträge sind wesentlich geringer als etwa bei Futtersorten.

Regelsaatgutmischungen versprechen Qualität

Dichter grüner Rasen © photocase Foto: danii
Saatgut ist nicht gleich Saatgut. Es gibt 21 verschiedene Regelsaatgutmischungen.

Wer eine Qualitätsmischung kaufen will, sollte auf der Verpackung unbedingt auf die Bezeichnung RSM (Regelsaatgutmischung) achten. Eine Rasenmischung, die diese Bezeichnung trägt, wurde von unabhängigen Labors getestet - und zwar nicht nur die einzelnen Grassorten, sondern die gesamte Mischung. Somit ist gewährleistet, dass sie auch tatsächlich für den gewünschten Nutzungszweck geeignet ist. Es werden 21 verschiedene Regelsaatgutmischungen unterschieden. Sie wurden für Ausschreibungen und öffentliche Bauvorhaben entwickelt und sind der einzige Qualitätsstandard für Rasensaatgut:

  • RSM 1.1 Zierrasen
  • RSM 2.1 Gebrauchsrasen Standard
  • RSM 2.2 Gebrauchsrasen Trockenlage
  • RSM 2.3 Gebrauchsrasen Spielrasen
  • RSM 2.4 Gebrauchsrasen Kräuterrasen
  • RSM 3.1 Sportrasen Neuanlage
  • RSM 3.2 Sportrasen Regeneration
  • RSM 4.1 Golfrasen Grün
  • RSM 4.2 Golfrasen Vorgrün
  • RSM 4.3 Golfrasen Abschlag
  • RSM 4.4 Golfrasen Spielbahnen
  • RSM 4.5 Golfrasen Halbrauhflächen
  • RSM 4.6 Golfrasen Verbindungswege
  • RSM 5.1 Parkplatzrasen
  • RSM 6.1 Extensive Dachbegrünung
  • RSM 7.1.1 Landschaftsrasen Standard ohne Kräuter
  • RSM 7.1.2 Landschaftsrasen Standard mit Kräutern
  • RSM 7.2.1 Landschaftsrasen Trockenlagen ohne Kräuter
  • RSM 7.2.2 Landschaftsrasen Trockenlagen mit Kräutern
  • RSM 7.3.1 Landschaftsrasen Feuchtlagen ohne Kräuter
  • RSM 7.4.1 Landschaftsrasen Halbschatten ohne Kräuter

Nutzung und Standort: Die richtige Rasenmischung wählen

Als erstes sollten sich Gartenbesitzer über die gewünschte Nutzung im Klaren sein: Gute Rasenmischungen liefern im besten Fall genaue Angaben auf der Verpackung. Der Standard ist der gewöhnliche Gebrauchsrasen für eine sonnige Fläche. Wessen Rasen viel von Bäumen oder Häusern beschattet wird, sollte sich unbedingt für eine Schattenrasenmischung entscheiden. Wer den Rasen intensiver nutzt, sollte spezielle Sport- und Spielrasenmischungen wählen. Soll der Rasen eher ein Schmuckstück werden, empfiehlt sich eine Zierrasenmischung.

Gebrauchsrasen, Sport- und Spielrasen: Robust und pflegeleicht

Ein Junge besprüht sich mit einer Gartendusche © photocase.de Foto: altanaka
Sport- und Spielrasen eignen sich besonders, wenn der Rasen stark beansprucht wird.

Die meisten Gartenbesitzer entscheiden sich für einen Gebrauchsrasen. Er zeichnet sich durch eine höhere Trockenverträglichkeit und einen geringeren Pflegeaufwand aus. In der Wachstumsphase sollte zwar auch einmal die Woche gemäht werden, in den Sommermonaten reicht es aber, nur alle zwei Wochen zu schneiden.

Eine Sonderform des Gebrauchsrasens ist der Sport- und Spielrasen. Die verwendeten Grassorten sind besonders robust gegenüber Belastungen. Der Pflegeaufwand ist allerdings ein wenig höher als beim Standard-Gebrauchsrasen: Im Sommer sollte man im Wochenrhythmus mähen.

Zierrasen: Erst nach zwei Jahren trittfest

Zierrasen, etwa der englische Rasen, sollte anfangs sehr pfleglich behandelt werden. Spielende Kinder oder ein permanentes Auf- und Abbauen der Gartenmöbel sind vor allem in den ersten zwei Jahren nach der Aussaat Gift für die empfindlichen Gräser. Ist danach die Grasnarbe dicht, so ist der englische Rasen allerdings besonders trittfest.

Er braucht aber enorm viel Pflege: Nur bei kurzen Schnittintervallen (alle fünf bis sieben Tage) und häufigem Düngereinsatz wird ein englischer Rasen seinem Namen gerecht. Wichtig: Das Rasensaatgut braucht mindestens 15 Grad Bodentemperatur zum Keimen, eine Aussaat wird frühestens Anfang Juni empfohlen.

Schattenrasen sind lichtempfindlich

Eine Schattenrasen-Mischung enthält Grassorten, die mit wenig Sonneneinstrahlung gut zurechtkommen. Doch Vorsicht: Schattenrasengräser vertragen längere direkte Sonne nur sehr schlecht. Wer nur ein paar dunkle Ecken in seinem Garten hat, sollte auch nur dort Schattengräser aussäen und sich bei der übrigen Fläche für einen normalen, nicht lichtempfindlichen Samen entscheiden. 

Rasen richtig aussäen

Die Empfehlungen der Hersteller bezüglich der Aussaatmenge unbedingt einhalten. Wer nicht mit der Hand aussäen möchte, kann einen Aussaatwagen für etwa 20 Euro zu Hilfe nehmen. Das Saatgut sollte unbedingt kräftig durchgemischt werden, da sich die unterschiedlich großen Grassamen in den Beuteln leicht entmischen. So ausgebracht, sähe der Rasen wie ein Flickenteppich aus. Wichtig: nicht zu früh aussäen. Je höher die Bodentemperatur ist, desto besser keimt das Saatgut. Experten empfehlen, mit der Aussaat bis Mitte Mai zu warten.

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Dieses Thema im Programm:

Rasch durch den Garten | 07.04.2024 | 16:00 Uhr

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