Migration in SH: Landtag debattiert über den richtigen Weg

Stand: 12.10.2023 13:12 Uhr

Die Ministerpräsidenten beraten darüber - und auch der Landtag kommt in seiner Sitzung am Freitag nicht am Thema Migration vorbei. Der richtige Umgang mit der hohen Zahl an Geflüchteten bleibt umstritten.

von Constantin Gill

Die FDP hat in ihrem Antrag eine ganze Reihe von Forderungen aufgelistet: Unter anderem soll das Land bei Asylbewerbern stärker auf Sachleistungen statt auf Geld setzen. Und sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass Sozialleistungen für Asylsuchende an die europäischen Standards angeglichen - sprich: gesenkt - werden.

Denn, so das Argument, in Deutschland lägen die derzeitigen Sätze deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Der FDP-Abgeordnete Bernd Buchholz sieht darin einen klaren Anreiz für Asylbewerber, nach Deutschland zu kommen. "Diese sogenannten Pull-Faktoren können wir schlicht und ergreifend nicht negieren", sagt Buchholz.

Weitere Informationen
Vertreter der Kommunen sitzen bei einem Integrationsgipfel an einem Tisch, davor stehen zwei Kameramänner © Imago Images Foto: Sylvio Dittrich

Migrationsgipfel in SH: Land schafft Platz in Landesunterkünften

Die Kapazitäten werden von 7.800 auf 10.000 Plätze erhöht. Einen Verteilungsstopp werde es nicht geben, so Ministerin Touré. mehr

Wie viele neue Plätze brauchen die Erstaufnahmen?

Andere Forderungen aus dem FDP-Antrag, wie die nach der Aufstockung der Kapazitäten in den Erstaufnahmen, sind auf dem Migrationsgipfel vor drei Tagen gerade vereinbart worden. Buchholz mahnt aber, dass die beschlossene Aufstockung schon im nächsten Frühjahr nicht mehr reichen könnte.

Die SPD-Abgeordnete Serpil Midyatli findet, dass die Zahl der Plätze in den Erstaufnahmen nicht auf 10.000, sondern auf 15.000 erhöht werden müsste. "Seit mehr als einem Jahr drängen wir Sie dazu. Jetzt reagieren Sie endlich", sagt Midyatli an Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) gerichtet. "Der Preis dafür war zu hoch, die Stimmung im Land dahin, die Kommunen frustriert."

Integrationsministerin Touré dankt den Kommunen

Touré hatte in ihrem Bericht über das Gipfeltreffen den Kommunen gedankt: "Die Unterstützung der kommunalen Ebene in der aktuellen Fluchtsituation ist herausragend. Vor Ort wird großartige Arbeit geleistet, um die Unterbringung und Integration geflüchteter Menschen zu gewährleisten." Das Vertrauen in die politisch Verantwortlichen hänge von der Handlungsfähigkeit des Staates in Krisenzeiten ab, so Touré.

Weitere Informationen
Vertreter der Kommunen sitzen bei einem Integrationsgipfel an einem Tisch, davor stehen zwei Kameramänner © NDR Foto: Fabian Boerger

Nach Migrationsgipfel in SH: Kommunen zufrieden mit Ergebnissen

Neue Plätze in Landesunterkünften seien eine effektive Entlastung. Kritik kommt von der Opposition: Maßnahmen kämen zu spät. mehr

Seyran Papo von der CDU will "das Signal an die Menschen im Land senden, dass wir dem Thema und dem Ausmaß der Situation mit einer großen Ernsthaftigkeit begegnen und die Augen vor Problemen nicht verschließen. Uns hat die Botschaft erreicht, dass dringender Handlungsbedarf besteht, und diesem kommen wir nach."

Landtag beschließt Antrag der Regierungsfraktionen

Der SSW befürchtet, dass der FDP-Vorschlag für mehr Sachleistungen zusätzliche Bürokratie verursachen könnte. Fraktionschef Lars Harms fragt sich auch, ob es sinnvoll ist, Geflüchtete mit schlechter Bleibeperspektive - wie beim Gipfel vereinbart - zentral unterzubringen: "Die meisten werden bleiben und sollten deshalb auch in den Kommunen integriert werden", sagt Harms.

Am Ende einer engagierten, zweistündigen Debatte wird ein Antrag der Regierungsfraktionen mit den Stimmen von CDU, Grünen und SSW verabschiedet. Darin wird gefordert, dass das Land sich weiter für freiwillige Ausreisen von Menschen ohne Bleibeperspektive einsetzt. Außerdem sollen Asylverfahren beschleunigt, Kapazitäten in DAZ-Klassen erhöht und Geflüchteten der Zugang in den Arbeitsmarkt erleichtert werden. Und auch von "Respekt und Anerkennung" für die Kommunen ist dort die Rede.

Weitere Informationen
Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, spricht während einer Aktuellen Stunde mit dem Titel "Solidarität mit Israel" im Kieler Landtag. © dpa Foto: Frank Molter

Günther sieht Bund beim Thema Migration in der Bringschuld

Vor der Ministerpräsidentenkonferenz hat Daniel Günther seine Erwartungshaltung an den Bund bekräftigt. mehr

Kleine Holzbuchstaben bilden das Wort Migration mit Fragezeichen auf Fahne von Deutschland. © Christian Ohde / IMAGO Foto: Christian Ohde

Migration: Sorgen und Kritik an Landesregierungen groß

Die Mehrheit einer #NDRfragt-Umfrage ist besorgt über die hohe Zahl der Geflüchteten und sieht zu wenig Integrationsmöglichkeiten. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 12.10.2023 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Landtag Schleswig-Holstein

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Kiels Spieler bejubeln den SIeg gegen den HSV © Witters Foto: Tim Groothuis

Holstein Kiel: Auch bei Aufstieg kein großer Umbruch

Wie könnte die Kieler Mannschaft in der 1. Fußball-Bundesliga aussehen? Sportchef Wehlmann gibt die Leitlinien vor. mehr

Videos

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage: Demokratie unter Druck?