VIDEO: Einmal raus mit der "Cap San Diego" (5 Min)

Als die "Cap San Diego" 1986 nach Hamburg zurückkam

Stand: 23.07.2024 09:30 Uhr

Am 31. Oktober 1986 bereiten die Hamburger ihrem künftigen Museumsschiff einen begeisterten Empfang. Tausende pilgern an die Elbe, die "Cap San Diego" zu begrüßen. Heute gehört das weltweit größte fahrtüchtige Museums-Frachtschiff zum Hafen-Panorama.

Das Tuten von Schiffshörnern, ein Blasmusik-Konzert der Luftwaffenkorps und rund 6.000 jubelnde Schaulustige heißen am 31. Oktober 1986 im Hafen eine alte Hamburgerin willkommen: Die "Cap San Diego" ist in ihren Heimathafen zurückgekehrt. Der weiß-rote Stückgutfrachter war 1961 für die Reederei Hamburg Süd in der Hansestadt vom Stapel gelaufen, nun übergibt Kapitän Manfred Stroncik das Schiff feierlich an Hamburgs Ersten Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD). Seinem Engagement und dem des Hamburger Senats ist es zu verdanken, dass es dazu überhaupt kommen konnte.

Vergangenheit als "weißer Schwan des Südatlantiks

Die "Cap San Diego"vor New York auf einer Aufnahme aus den 1960er-Jahren © Hamburg Süd
Auf ihrem Weg nach Südamerika lief die "Cap San Diego" auch den Hafen von New York an.

Zunächst ist die "Cap San Diegeo" ab 1961 wie ihre fünf Schwesternschiffe mehr als 120 Mal im Dienst der Reederei Hamburg Süd auf der Route nach Südamerika unterwegs. Wegen ihrer eleganten Form werden die Frachter der Cap-San-Klasse auch als "weiße Schwäne des Südatlantiks" bezeichnet. Eine Besonderheit: Die Schornsteine hatte der Architekt und Schiffsdesigner Cäsar Pinnau in den zwei schmalen Masten "versteckt", sodass die Schiffe eher an schnittige Jachten als an behäbige Frachter erinnerten.

Hamburger Senat rettet "Cap San Diego" vor Verschrottung

Hamburgs ehemalige Erste Bürgermeister Klaus von Dohnanyi und Henning Voscherau (beide SPD) 2006 auf der "Cap San Diego" anlässlich einer Feierstunde für das Museumsschiff. Gefeiert wurde der 20. Jahrestag nach der Ankunft der "Cap San Diego" als Museumsschiff in Hamburg. © picture-alliance/ dpa Foto: Kay Nietfeld
2006 wurde der 20. Jahrestag der "Cap San Diego"-Rückkehr feierlich begangen - unter anderem mit Hamburgs ehemaligen Bürgermeistern von Dohnanyi und Voscherau.

Ende 1981 verkauft Hamburg Süd den Stückguttransporter an eine spanische Reederei, die ihn bis 1986 einsetzt und anschließend weiterverkauft. Zu diesem Zeitpunkt ist der 160 Meter lange Stückgutfrachter schon der letzte der bekannten Cap-San-Klasse. Sämtliche Schwesterschiffe sind bereits verschrottet.

Der "Cap San Diego" hingegen bleibt dieses Schicksal erspart: Der damalige Senat unter Bürgermeister von Dohnanyi kauft das Schiff für umgerechnet 2,45 Millionen Mark seinem Vorbesitzer ab - trotz zahlreicher Widerstände in der Bürgerschaft und in der Bevölkerung. "Am 31. Oktober habe ich dann das Schiff - mit wehendem Mantel auf dem Bug stehend - zurückgebracht", erinnerte sich von Dohnanyi 2006 auf der 20-jährigen Jubiläumsfeier zur Rückkehr der "Cap San Diego" nach Hamburg.

Letzter "weißer Schwan" kommt heim

An Bord der "Cap San Diego" befinden sich am Tag ihrer Rückkehr nach Hamburg 200 Gäste und eine Besatzung aus rund 70 Freiwilligen - darunter etliche, die bereits früher auf der "Cap San Diego" zur See gefahren waren. Zuvor hat man das Schiff in Cuxhaven notdürftig wieder hergerichtet und ihm mit 400 Litern weißer Farbe einen neuen Anstrich verpasst.

Der Plan der Hamburger Schiffsfreunde: Die "Cap San Diego" soll das Panorama des Hamburger Hafens als Museumsschiff zu ergänzen. Zum 800. Hafengeburtstag im Mai 1989 wird der Frachter als große Attraktion eingeplant. Doch nicht nur das: Er soll auch auf Dauer fahrtüchtig bleiben und regelmäßig Törns mit Passagieren an Bord unternehmen.

"Cap San Diego" wird zum fahrtüchtigen Museumsschiff

Die eigentliche Sanierung und der Umbau zum Museumsschiff ziehen sich über einige Jahre hin. 1995 ist es endlich so weit: Die umgebaute "Cap San Diego" ist wieder fahrtüchtig. Mit 300 Gästen an Bord nimmt sie an den Feiern zum 100. Jubiläum des Nord-Ostsee-Kanals teil und fährt durch die Wasserstraße.

Ehrenamtliche Helfer sichern den Erhalt

Längst ist die "Cap San Diego" - seit 2003 maritimes Denkmal und schwimmendes Hotel - ein Wahrzeichen Hamburgs geworden. Gemeinsam mit dem Großsegler "Rickmer Rickmers" prägt sie das Hafen-Panorama. Und noch immer ist sie fahrtüchtig. Das Schiff ist im Besitz der Stiftung Hamburger Admiralität. Neben der Crew kümmern sich rund 45 ehrenamtliche Helfer liebevoll um den Erhalt und die Fahrtüchtigkeit des Frachters. Grundlegende Sanierungen und Werft-Besuche werden mit Mitteln der Stiftung, Übernachtungs- und Eintrittsgeldern und Spenden bestritten.

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Die "Cap San Diego" an der Überseebrücke, Hamburgs Wahrzeichen - je nach Standpunkt vor oder hinter dem Michel. © NDR/Jan Peter Gehrckens
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Mehrmals im Jahr legt das Schiff mit seinem Liegeplatz an der Überseebrücke zu Gästefahrten auf der Elbe ab. An den anderen Tagen können Besucher die "Cap San Diego" an ihrem Liegeplatz an der Überseebrücke besuchen und vom Maschinenraum bis zur Kommandobrücke erkunden.

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