Silberschatz in der Kieler Förde: Sensationsfund kommt nach Hamburg

Stand: 03.05.2023 12:05 Uhr

Das knapp 160 Meter lange, in Hamburg gebaute Schiff "Monte Olivia" hatte in den 1920er-Jahren Tausende Passagiere an Bord. 1945 wurde es von einer englischen Fliegerstaffel versenkt - und viele Schätze landeten in der Kieler Förde.

Es sollte ein normaler Tauchgang werden im vergangenen Sommer: Vier Taucher der Scientific Diving Association (SDA) hatten von einem Angler gehört, dass er immer wieder mit seinem Haken an einer bestimmten Stelle am Grund des Kieler Scheerhafens hängenblieb. Vielleicht ein liegengebliebenes Netz? Die Taucher wollten gucken, was da los ist - und stießen auf einen ungewöhnlichen Fund: Auf dem Meeresgrund lag Tafelsilber, teilweise im Faulschlamm verborgen, teilweise schwarz verfärbt oder durch Öl verdreckt. 30 Gegenstände hielten die Männer am Ende in den Händen.

Silbergeschirr mit Hamburg-Aufdruck

Fotografie der Monte Olivia in einem Hafen. © SDA
Die "Monte Olivia" wurde Mitte der 1920er-Jahre in Hamburg gebaut und diente auch als Kreuzfahrtschiff für Touristen.

Auf manchem Silbergeschirr und Besteck befand sich ein Stempel mit dem Aufdruck HSDG. Das steht für die "Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrtgesellschaft". Nach kurzer Recherche war klar: Das Tafelsilber stammt von Bord der "Monte Olivia". Mit dem einst prächtigen Schiff fuhren in den 1920er-Jahren Touristen zum Beispiel zum Nordkap. Im Zweiten Weltkrieg diente es als Wohnschiff für die Kriegsmarine, 1945 wurde es schließlich als Lazarettschiff eingesetzt. Nach einem Bombentreffer kenterte es am 3. April 1945 im Kieler Scheerhafen - verletzt wurde niemand. Ein Jahr später wurde das 160 Meter lange Schiff geborgen.

20 Tauchgänge - 300 Schätze gefunden

Vom Grund der Förde geborgenes Tafelsilber liegt auf einem Tisch. © SDA
Für Sammler hat das Tafelsilber der "Monte Olivia" einen hohen Wert.

Die Taucher waren natürlich begeistert und wollten mehr finden. Mit Erfolg: Monatelang suchten sie die Ostsee ab und fanden bei insgesamt 20 Einsätzen rund 300 Artefakte. Krüge, Teller oder Kellen kamen zum Vorschein, und auch ein Motorrad aus dem Zweiten Weltkrieg war unter den Fundstücken. Der Sammlerwert sei hoch, sagt der Präsident der SDA, Hubert Pinto de Kraus. Tatsächlich werden einzelne Gegenstände aus der Vergangenheit der HSDG im Internet hoch gehandelt. So findet sich ein silbernes Trinkbecherset auf einer amerikanischen Plattform für 16.000 Euro.

Kein kommerzielles Interesse: Fund kommt ins Museum

Aber ein kommerzielles Interesse haben die Taucher nicht. "Den Mitgliedern ist klar, dass dieser einmalige Schatzfund in die Öffentlichkeit gehört", sagte Hubert Pinto de Kraus. Der Silberschatz der "Monte Olivia" kommt nun nach Hamburg ins Internationale Maritime Museum in der Koreastraße.

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Schleswig-Holstein Magazin | 03.05.2023 | 19:30 Uhr

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