Personalmangel in der Gastronomie: In Ostholstein kocht bald der Roboter

Stand: 14.01.2023 18:00 Uhr

Fachpersonal zu finden wird immer schwieriger, gerade auch in der Gastronomie. Ein Unternehmer geht deshalb einen ungewöhnlichen Weg. Er setzt in der Küche auf eine Maschine, einen Kochroboter.

Es gibt sie bereits, die kleinen fahrenden Roboter mit freundlichem Gesicht. Das befindet sich zwar auf einem Display, allerdings servieren die mit Strom betriebenen Servicemitarbeiter zuverlässig Milchkaffee, Eisbecher und sogar ganze Menüs an die Tische der Restaurantgäste. Ein Investor aus Grömitz (Kreis Ostholstein) geht jetzt sogar noch einen Schritt weiter. Ab dem Frühjahr soll ein Roboter an der Lübecker Bucht kochen.

Roboter soll menschliches Personal entlasten

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Nils Battenfeld plant das für Schleswig-Holstein völlig neue Gastronomie-Konzept. Die Gäste bestellen per Handy-App, dann legt der kochende Roboter los. Zutaten werden in einen kleinen Kochtopf gefüllt und weiterverarbeitet. 60 Essen schafft der Roboter nach Herstellerangaben pro Stunde. Im Restaurant von Nils Battenfeld werden in wenigen Wochen mehr als 300 Menschen einen Platz finden.

"Der Roboter entlastet die Stammcrew. Indem er die einfachen Handgriffe übernimmt, das Zusammenwürfeln von einzelnen Zutaten, von links nach rechts eine Pfanne zu schwenken", sagt Battenfeld. Er verspricht, dass sich das Restauranterlebnis für die Gäste nicht ändern wird. "Der Roboter nimmt ja nicht die Seele, er nimmt uns ja nicht die Persönlichkeiten, die vorne arbeiten, mit dem Gast kommunizieren."

Technik soll Work-Life-Balance in der Gastronomie ermöglichen

Der Gastronom hatte nach der Corona-Zeit große Schwierigkeiten vor allem Küchenpersonal zu finden. Außerdem wollen viele junge Bewerber lieber in Teilzeit arbeiten. Auch das soll der Roboter möglich machen. "Wir wollen zufriedene Mitarbeiter haben. Wir wollen unsere Mitarbeiter so weit entlasten, dass sie trotz Saisonbetrieb - den sie ja viel haben an den Küsten - auch Freizeit haben", sagt Battenfeld. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen so auch mal am Wochenende frei machen können.

Damit würde die Gastronomie in die Zukunft gehen und könne dem Personal eine gewisse Work-Life-Balance in der Dienstleistung anbieten. Denn der Roboter kann ohne Pause arbeiten, das Küchenpersonal muss so nicht die ganze Zeit im Restaurant sein.

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"Roboter wird Fachkräfteproblem nicht lösen können"

"Aber die Logistik muss auch der Mensch übernehmen. Das heißt, welche Ware, wann kommt sie, wie wird sie bestückt, die Maschine sozusagen", erklärt der Gastronom von der Lübecker Bucht. Kochen kann der Roboter Pasta, Suppen oder Bowls. Die Anschaffung des Roboters ist nicht billig, kostet laut Hersteller 250.000 Euro. Deshalb hofft der Investor, dass sein innovatives Konzept auch genug Gäste anlockt.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ist vom Konzept bislang weniger überzeugt. Den Fachkräftemangel würden Roboter allein nicht lösen können, sagt der SH-Chef der Dehoga, Stefan Scholtis. "Das wird zu Beginn sicherlich nur für ganz einfache Rezepte möglich sein. Nicht schwere Rezepte, nicht langwierige Rezepte oder Kochvorgänge. Aber das bleibt es auszuprobieren und zu gucken, ob es sich in den nächsten Jahren vielleicht etwas mehr durchsetzt."

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 14.01.2023 | 19:30 Uhr

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