Mann bringt Heuler in Plastiktüte zur Seehundstation
Ein Mann aus Nordfriesland hat einen verlassenen jungen Seehund auf der Insel Neuwerk gefunden und ihn in einer Plastiktüte mit dem Zug zur Seehundstation nach Friedrichskoog gebracht. Diese kann dem Tier nun zwar helfen, kritisiert aber die Aktion.
Diese Aktion hätte auch schief gehen können: Mehrere Stunden war ein Mann aus Nordfriesland mit einem jungen Seehund offenbar im Zug unterwegs, um ihn zur Seehundstation nach Friedrichskoog zu bringen. "So einen Fall haben wir noch nicht erlebt", sagte Stationsleiterin Tanja Rosenberger am Dienstag. Zuerst hatte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (shz) darüber berichtet.
Demnach hatte der Mann mitten im Wattenmeer einen Heuler entdeckt. Ohne die Behörden zu informieren, packte er den Seehund in eine Plastiktüte und fuhr mit mehreren Regionalzügen nach Nordfriesland. Am Bahnhof in Lunden (Kreis Dithmarschen) hatte er sein Auto geparkt, von dort ging es weiter nach Friedrichskoog. In der Seehundstation drückte er das tierische Findelkind zwei Besucherinnen in die Hand. Diese informierten sofort die Mitarbeiter der Station, die sich schnell um den Heuler kümmerten.
Seehundstation warnt vor eigenmächtigen Rettungsaktionen
Die Mitarbeiter der Station versorgen den abgemagerten Heuler nun, er soll nach NDR Informationen in einem kritischen Zustand sein. Zwar habe der Mann in guter Absicht gehandelt, die Seehundstation rät dennoch dringend von solchen Hilfsaktionen ab. Spaziergänger, die verlassene Seehunde entdecken, sollten die Tiere auf keinen Fall anfassen, sondern über die Polizei den nächsten Seehundjäger informieren. Laien könnten nicht beurteilen, ob ein Tier tatsächlich Hilfe brauche, sagte Rosenberger. Sie sollten daher immer professionelle Hilfe holen. Die speziell ausgebildeten Seehundjäger können entscheiden, was zu tun ist und gegebenenfalls den Transport in speziellen Boxen zu einer Seehundstation veranlassen. Nordfrieslands Seehundjäger Armin Jeß erklärte, beim Transport in einer Plastiktüte könne ein Seehund zum Beispiel lebensgefährlich überhitzen.
In diesem Fall war außerdem besonders schwierig, dass der Heuler über Bundeslandgrenzen hinweg transportiert wurde, sagte ein Seehundjäger dem shz. Denn die Insel Neuwerk gehört zu Hamburg, die Seehundstation Friedrichskoog liegt im Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein.
So handeln Sie richtig, wenn Sie einen verlassenen jungen Seehund finden:
- Das Tier auf keinen Fall anfassen
- Hunde fernhalten
- Abstand halten oder den Fundort verlassen
- Die nächste Seehundstation oder die Polizei anrufen