Ein Strommast steht unter einem wolkenverhangenen Himmel. © NDR Foto: Julius Matuschik

Hansewerk: Fast 1,2 Milliarden Euro für Energienetze

Stand: 10.05.2022 14:43 Uhr

Hansewerk aus Quickborn will umfangreich in den Netzausbau und in Wasserstoff investieren. Das Ziel ist die Unabhängigkeit von Gas aus Russland und langfristig auch Klimaneutralität.

Der Energiedienstleister Hansewerk aus Quickborn (Kreis Pinneberg) will in den kommenden drei Jahren fast 1,2 Milliarden Euro in seine Energienetze und deren Digitalisierung stecken. Das sei das größte Investitionspaket der Unternehmensgeschichte, teilte der Netzbetreiber am Dienstag mit. Der größte Teil des Geldes fließe nach Schleswig-Holstein. Ziel sei es, bis 2045 klimaneutral Strom und Wärme zu liefern. "Unser Ziel ist es, unser aller Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu beenden und gleichzeitig den Klimaschutz noch stärker voranzutreiben", sagte Vorstandschef Matthias Boxberger.

Energiequellen sollen regenerativ sein

Es gehe darum, mit Strom aus heimischen, regenerativen Energiequellen die Bereiche Wärme, Mobilität und Produktion zu bedienen, so Boxberger. Zusammen mit ihren Tochtergesellschaften SH Netz, Hansegas, Hansewerk Natur und Elbenergie will Hansewerk in den kommenden drei Jahren konkret zwischen 380 und 400 Millionen Euro pro Jahr in die Energienetze und deren Digitalisierung investieren.

Netz an Belastungsgrenze

Schleswig-Holstein exportiere bereits jetzt zwei Drittel des Stroms aus Wind und Photovoltaikanlagen deutschlandweit, dies bringe das aktuelle Netz an seine Belastungsgrenze, sagte Boxberger. Im Netz der Hansewerk-Tochter SH Netz seien 2021 rund 15,1 Millionen Megawattstunden "grüne Energie" produziert worden. Davon seien etwa acht Millionen Megawattstunden im Land selbst verwertet und rund sieben Millionen Megawattstunden exportiert worden. Das entspreche dem Strombedarf von mehr als 1,9 Millionen Durchschnittshaushalten. Die Erneuerbaren im Netzgebiet von SH Netz speisten im vergangenen Jahr etwa 1,56-mal so viel Grünstrom ein, wie zur rechnerischen Vollversorgung nötig gewesen wäre.

Hansewerk rechnet mit 280.000 E-Autos

Da vor allem Solarstrom einen Boom erlebe, habe es seit Jahresbeginn so viele Anträge gegeben wie noch nie, so Boxberger. Deshalb müsse das Stromnetz dringend gestärkt werden. Das Unternehmen rechnet auf der Verbraucherseite mit 280.000 Elektroautos und 100.000 zusätzlichen Wärmepumpen.

Hansewerk will sich auch am Ausbau der Wasserstoffwirtschaft beteiligen. Das Unternehmen plant fünf sogenannte Mobilitätszentren mit Wasserstofftankstellen für Lkw zu bauen, unter anderem in Neumünster, Lübeck und Itzehoe. Sämtliche Pläne sollen bis Ende 2024 umgesetzt werden.

Boxberger: Politik sendet falsche Signale

An die Politik gerichtet sagte Boxberger: "Es kann nicht sein, dass das Vorreiterland der Energiewende trotz aller Effizienz der hiesigen Netzbetreiber weiter die höchsten Netzentgelte und damit die höchsten Strompreise in Deutschland bezahlt. Damit sendet die Politik völlig falsche Signale."

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 10.05.2022 | 13:00 Uhr

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