Europawahl: Gregor Voht verpasst Einzug ins Europaparlament
Der Lübecker Gregor Voht macht Kommunalpolitik in Lübeck - und wollte jetzt für die Freien Wähler ins EU-Parlament. Listenplatz fünf reichte aber nicht.
Gregor Voht stand mit seinem Listenplatz 5 bei den Freien Wählern genau auf der Kippe: Nach dem Wahlergebnis von 2024 reichte es dann aber nicht für einen Sitz im Europaparlament. "Ich werde bis zum Schluss wackeln, doch es ist möglich", sagte Voht, Bundesgeneralsekretär und Landesvorsitzender der Freien Wähler und Mitglied der Lübecker Bürgerschaft, vor der Wahl. Zuvor hatte er auch schon ohne Erfolg für den Bundestag kandidiert.
Freie Wähler: Angebot eines politischen Vollsortiments der Mitte
Jetzt will der gelernte Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen weitermachen wie bisher. Lieber aber wollte er in Brüssel etwas in Bewegung bringen. Vor der Wahl sagte er NDR Schleswig-Holstein: "Mir geht es um die Themen Infrastruktur und Handel. Und das ist für uns in Schleswig-Holstein wichtig." Er blickte dabei auf Themen wie Häfen und die Feste Fehmarnbeltquerung. Außerdem gehören bezahlbares Wohnen und Energiesicherheit zu seinen Kernthemen. Im Kommunalwahlkampf 2023 sagte Voht über die Ausrichtung der Freien Wähler: "Wir machen ein Angebot eines politischen Vollsortiments der Mitte."
Name: Gregor Voht
Alter: 34
Beruf: Unternehmer
Familienstand: ledig
Hier ist mein Zuhause: Lübeck
Europäisch an mir ist: Meine Begeisterung für die europäischen Grundwerte Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte.
Davon habe ich mit 16 geträumt (Alter vieler jetziger Erstwähler*innen): Meinen 16. Geburtstag habe ich im Jahr 2006 gefeiert. Damals habe ich angefangen als Auszubildender täglich von Lübeck nach Hamburg zu pendeln. Meine Träume waren bescheiden. Angesichts der damaligen Rekordarbeitslosigkeit habe ich vor allem von einer sicheren beruflichen Zukunft für mich und meine Freunde geträumt.
So schaffe ich es, Erstwähler*innen für die Europawahl zu begeistern: Begeisterung ist ansteckend. Ich bringe meine Themen mit viel Energie in den Europawahlkampf ein und bin mir sicher: der Funke springt über. Demokratie lebt von aktiven Demokraten und besonders die Erstwählerinnen und Erstwähler möchte ich davon überzeugen, dass ihre Begeisterung und ihr Engagement angesichts der Bedrohungen für Demokratie, Freiheit und Frieden gerade besonders gebraucht werden.
Dieser Ort ist für mich sinnbildlich für Europa - und warum: Meine Heimatstadt, die Hansestadt Lübeck, erinnert mich jeden Tag an den europäischen Gedanken. Die Hanse prägte mit einer gemeinsamen Handels- und Verteidigungspolitik die wirtschaftliche und politische Entwicklung Nordeuropas im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Damit war die Hanse ein geistiger Vorläufer der Europäischen Union und des europäischen Einigungsprozesses.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich angefangen, mich politisch zu engagieren: Zur Kommunalwahl 2008 bin ich als damals landesweit jüngster Kandidat angetreten und habe nach der Wahl angefangen, mich in verschiedenen kommunalen Gremien für meine Mitmenschen zu engagieren. Ein Engagement, das mir bis heute - inzwischen als Mitglied der Lübecker Bürgerschaft - große Freude bereitet.
Das war der Auslöser dafür: Die großen globalen Themen der geplatzten Immobilienblase und der weltweiten Bankenkrise gaben einem als junger Mensch damals das Gefühl der Machtlosigkeit. Dennoch glaubte ich fest daran, zumindest vor Ort in meiner Heimatstadt, wenn auch nur im kleinen Rahmen, etwas zum Positiven verändern zu können. Also habe ich die Chance ergriffen. Denn kleine Veränderungen sind der erste Schritt zum großen Wandel.
Die wichtigste Aufgabe der EU ist in meinen Augen: Autokratische Systeme sind weltweit auf dem Vormarsch. Dagegen müssen wir Europa und das freiheitlich-demokratische Gesellschaftsmodell des Westens stärken. Wir müssen die globale Wettbewerbsfähigkeit der EU auf allen Ebenen, von der Wirtschaft bis zur Verteidigung, ausbauen. Europa muss ein Anker für Frieden und Freiheit bleiben und seine Werte verteidigen.
Das müsste dringend anders laufen in der EU: Diese EU muss sich um die großen Fragen kümmern und die Menschen vor Ort selbst ihr Leben gestalten lassen. Es braucht weniger Eingriffe in das tägliche Leben der Menschen und mehr Aufmerksamkeit für die Zukunftsthemen, welche auf nationaler Ebene nicht gelöst werden können. Dazu zählen Friedenssicherung, Energiesicherheit, Migration und Verteidigung - dafür braucht es mehr europäische Zusammenarbeit.
Und das läuft ganz gut: Das Europäische Parlament bildet die Vielfalt der politischen Meinungen in Europa ab und ist dabei trotzdem ein handlungsfähiges Arbeitsparlament. Diesen Schatz eines lebendigen Parlamentarismus sollte man wertschätzen und in den europäischen Verträgen, z.B. durch ein Initiativrecht, weiter stärken.
Am liebsten wäre ich EU-Kommissar für: Kommissar für Handel. Wir FREIE WÄHLER wollen nicht, dass China fernab unserer Werteordnung versucht, uns die zukünftigen Regeln des Welthandels zu diktieren. Wir wollen alles daransetzen, dass Europa im internationalen Handel seine bisherige Stärke behauptet und Freihandelsabkommen im Sinne seiner Bürger abschließt.
Was ich als EU-Abgeordnete*r umsetzen möchte: Ich möchte eine wertebasierte Neubegründung der europäischen Handelspolitik, insbesondere im Handel mit Afrika, erreichen. Handels- und Fischereiabkommen, die Armut und Elend verursachen und damit die wachsende Migration nach Europa befördern, müssen endlich von fairen und nachhaltigen Abkommen abgelöst werden.
Was ich für Schleswig-Holstein erreichen möchte: Durch die Feste Fehmarnbeltquerung, auch wenn nicht jeder sie gewollt hat, hat Schleswig-Holstein jetzt die Möglichkeit mit dem skandinavischen Raum wirtschaftlich und kulturell noch enger zusammenzuwachsen. Die konkreten Chancen dafür müssen vor Ort in der Landes- und Kommunalpolitik ergriffen werden. Zur dafür weiterhin nötigen Unterstützung von der europäischen Ebene will ich beitragen.