Das schwierige Geschäft mit den seltenen Wildblumen

Stand: 23.09.2023 06:00 Uhr

Die Blütenmeer GmbH kümmert sich um den Erhalt von bedrohten Wildblumen - auch dann, wenn es nicht wirtschaftlich ist. Die Firma ist aus einem Naturschutzprojekt entstanden.

von Mirja Pape

Reihen von lila Blumen, Reihen von gelben Blumen und dazwischen fliegen Bienen und Hummeln. Auf einem zwei Hektar großen Feld in Eggebek (Kreis Schleswig-Flensburg) vermehrt und erntet die Blütenmeer GmbH Wildblumen - wie zum Beispiel "rauer Löwenzahn", "Teufelsabbiss", "nickende Distel" und "gewöhnlicher Natternkopf". All diese Pflanzen stehen auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands.

"Wir haben hier 60 inzwischen sehr seltene Arten, die früher landschaftsprägend waren und jetzt kaum mehr zu finden sind, weil Gräser, Brennnesseln und Brombeeren dominieren", sagt Wiebke Busch von der Blütenmeer GmbH.

Nur heimische Arten dürfen in die Natur ausgebracht werden

Damit an den Straßenrändern und anderswo im Land auch wieder seltene heimische Arten wachsen, wurde das Bundesnaturschutzgesetz vor gut drei Jahren geändert. Man darf seitdem nur noch heimische Saat in der Natur ausbringen. Und genau dafür hat man die Blütenmeer GmbH gegründet. Sie ist aus einem Naturschutzprojekt der Stiftung Naturschutz entstanden und hat sich zum Ziel gesetzt, heimische Wildblumen zu erhalten.

"Wir ernten Wildsaat in der freien Landschaft mit einer Sammelgenehmigung", berichtet Wiebke Busch. Wie sich die Pflanze verhält oder wann die ersten Keimlinge kommen, wisse man dabei nicht, so Busch weiter. "Wildblumen können echte Zicken sein", gibt ihr ihre Kollegin Angela Neumann recht.

Ausprobieren, beobachten, Geduld haben

Wildblumen vermehren und groß ziehen sei etwas anderes als Pflanzen züchten, sagen sie. Es bedeute ausprobieren, beobachten, Geduld haben. Nicht einfach für einen Betrieb, der wirtschaftlich produzieren muss.

"Wir haben inzwischen 14 Mitarbeiter und wir haben ein richtig tolles Team und wenn wir nicht so motivierte Leute hätten, die auch mal mehr machen, als man sich vorstellt in einem Job zu machen, würden wir das nicht packen." Wiebke Busch, Blütenmeer GmbH

Etwa eine Tonne Saatgut produziert die Blütenmeer GmbH im Jahr - für den Naturschutz, aber auch für Gemeinden und Privatgärten. Außerdem betreibt sie am benachbarten Standort Klappholz eine Gärtnerei. Dort ziehen die Wildblumengärtner Stauden groß. Hier sind es sogar mehr als 200 Wildblumenarten. Jeder Gartenbesitzer kann dort hinkommen und durch den Kauf von heimischen Wildblumen beim Artenschutz mithelfen - und dadurch auch gleich den heimischen Insekten helfen, sagen die Gärtnerinnen und Gärtner. Denn manche Insekten können sich nur von einer bestimmten Pflanze ernähren.

Beinahe ein botanischer Garten

Aber nicht alle Blumen, sagt Wiebke Busch, werden gleichermaßen nachgefragt. Trotzdem produziere die Blütenmeer GmbH auch die Saat, die sich eigentlich nicht lohne. "Wir schleppen zum Beispiel den kriechenden Sellerie seit Jahren durch." Denn vielleicht bekomme er irgendwann eine Chance, in die Landschaft zu gelangen, so Busch. "Bis dahin wohnt er bei uns." Man pflege im Unternehmen eine "große Erhaltungskultur", sagt die Gärtnerin. "Im Grunde sind wir fast so etwas wie ein botanischer Garten." Schließlich kümmere man sich um Aufgaben, die eigentlich Bund und Land übernehmen müssten.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 23.09.2023 | 19:30 Uhr

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