Cyberangriff auf Webseiten des Landes geht weiter

Stand: 06.04.2023 11:48 Uhr

Der Cyberangriff auf die Webseiten der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern geht weiter. Nach Angaben von Innenminister Christian Pegel (SPD) sind die betroffenen Seiten aber wieder online. Mittlerweile werden aus mehreren Bundesländern Angriffe gemeldet. Offenbar steht eine russische Cybergruppe hinter der Attacke.

Die Computer-Spezialisten des Landes verzeichneten weiterhin extrem viele Zugriffe auf die Seiten, die das Ziel hätten, diese lahm zu legen, teilte das Innenministerium in Schwerin am Mittwochabend mit. Die Experten der eigens eingerichteten Task Force arbeiten nach Pegels Worten am Schutz der Server. Gleichzeitig würden sie den Zugriff für die IP-Adressen sperren, von denen Angriffe gestartet würden. In diesem Zusammenhang könne es weiter zu verzögerten Reaktionszeiten der Webseiten kommen.

Cyberangriff: Server-Attacken mit gekaperten Geräten

Methode: Angriffe auf Online-Services wie im Moment laufen oft als D-Dos-Attacken: Die Täter überfluten einen Server mit sinnlosen Anfragen.
Ziel: Der angegriffene Server soll unter der Menge der Anfragen den Dienst einstellen.
Mittel: Die Attacken kommen von tausenden Geräten gleichzeitig. Dazu bestücken die Täter ungeschützte Geräte wie fremde Telefone, Computer und Smart-Home-Geräte mit einer Schadsoftware. Die Besitzer bemerken das in der Regel nicht.
Auf ein Kommando hin schicken diese gekaperten Geräte Anfragen an den Server.
Schutz: Spezielle zusätzliche Systeme erkennen anhand von Mustern in Sekundenbruchteilen, ob eine Anfrage Teil eines Angriffs ist - oder harmlos, zum Beispiel von einem User, der sich die Internnetseite des Servers ansehen will.
Update: Alle Online-Dienste können Ziel einer Attacke werden: Regierungsseiten, Online-Shops, Portale. Während die Betreiber ihre Systeme durch zusätzliche Tools sichern, sollten Privatnutzer ihre Telefone und Rechner auf dem neuesten Stand halten: Updates schließen Sicherheitslücken, die Cyber-Täter sonst für ihre Zwecke nutzen können.
Problem: Bei vielen Smart-Home-Geräten stellen die Hersteller keine verbesserte Systemsoftware bereit.

Ermittlungen wegen Computersabotage

Die Arbeit von Polizei und Landesregierung sei durch die Angriffe nicht beeinträchtigt, versicherte Pegel. Seit Dienstag läuft der Cyberangriff, der vor allem die öffentlichen Webseiten von Ministerien und der Landespolizei betreffe. Das Landeskriminalamt hat unterdessen Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Rostock als Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Straftaten im Zusammenhang mit Informations- und Kommunikationstechnik ermittelt nun wegen des Verdachts auf Computersabotage.

Russisches Bekennerschreiben - Angriff auch in anderen Ländern

Eine russische Cybergruppe hatte sich am Dienstag laut Pegel auf Social-Media-Kanälen zu dem Angriff bekannt. Angriffe werden aus mehreren Bundesländern gemeldet. Nachdem am Dienstag Angriffe auf Webseiten von Ministerien oder der Polizei auch in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen bekannt geworden waren, gab es am Mittwoch auch Störungen auf Internetseiten öffentlicher Stellen in Schleswig-Holstein und Brandenburg. "Wir gehen davon aus, dass die Angriffe in den verschiedenen Bundesländern koordiniert waren", sagte Sachsen-Anhalts Digitalministerin Lydia Hüskens (FDP). Auch auf Seiten des Bundesentwicklungsministeriums gab es einen solchen Angriff. Dort sei versucht worden, eine neue Plattform für den Wiederaufbau in der Ukraine zu stören.

Weitere Informationen
Ein Mann tippt auf der beleuchteten Tastatur eines Laptops, auf dem Bildschirm ist ein Hackerprogramm geöffnet. © picture alliance/dpa | Silas Stein Foto: Silas Stein

Cyberangriff auf Webseiten des Landes - russische Gruppe?

Laut Innenministerium hat sich eine russische Hackergruppe zu der Attacke bekannt. Eine Taskforce wurde gegründet, die Polizei ermittelt. mehr

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) © NDR Foto: NDR

Attacken auf Behörden-Internetseiten: "Angriff ist nicht beendet"

Das sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Pegel. Im Norden sind SH, Niedersachsen und MV betroffen. Eine pro-russische Gruppe soll sich zum Angriff bekannt haben. mehr

Schwerin: Auf dem Monitor eines Informationsterminals im Bürgerbüro klebt ein Zettel mit der Aufschrift "Außer Betrieb". © dpa Foto: Jens Büttner

Cyberangriffe in MV: Jedes dritte Unternehmen laut Umfrage betroffen

Das Thema IT-Sicherheit wird nach Einschätzung einiger Industrie- und Handelskammern noch nicht in allen Unternehmen ausreichend behandelt. mehr

Hände tippen auf einem Notebeook.

Nach Cyberangriff: IHKs in MV wieder am Netz

Nach dem Cyberangriff vor zwei Monaten fahren die Industrie- und Handelskammern in MV ihre Systeme wieder hoch. mehr

Auf einem Bildschirm tippt eine Hand, das Bild ist farblich verfremdet. © photocase Foto: przemekklos

Cyberangriffe auf Verwaltungen in MV: Ermittlungen laufen noch

Vor knapp einem Jahr hatten Unbekannte die Computer der Schweriner Stadtverwaltung und des Landkreises Ludwigslust-Parchim lahmgelegt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Mittagsschau kompakt | 06.04.2023 | 12:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Waldbrand Lübtheen © NDR Foto: Ralf Drefin

Waldbrand bei Lübtheen: Restliche Glutnester weitgehend gelöscht

Seit Mittwochnachmittag standen bei Jessenitz-Werk bis zu acht Hektar Wald in Flammen. Inzwischen konnte das Feuer weitgehend gelöscht werden. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr