CDU-Chef Liskow: "Nicht jeder der kommt, darf bleiben"

Stand: 12.07.2023 18:47 Uhr

CDU-Fraktionschef Liskow sieht in der Migration ein "Verlustgeschäft" für den Staat. Für seine Aussagen während der Flüchtlingsdebatte im Landtag hat er massive Kritik geerntet.

Der Landtag Mecklenburg-Vorpommerns hat erneut kontrovers über die Flüchtlingspolitik debattiert. CDU-Fraktionschef Franz-Robert Liskow sorgte mit Äußerungen zu gestiegenen Asylbewerberzahlen und deren Folgen für Empörung bei SPD und Grünen. Liskow sagte unter anderem, Migration sei für den Staat ein "Verlustgeschäft". Zudem nannte er das Asylrecht "dysfunktional", also mangelhaft und voller Fehler.

Liskow: Nicht jeder Asylbewerber ist gesuchte Fachkraft

Die politische Agenda von SPD, Linken und Grünen laute, so Liskow: "Jeder der kommt, darf bleiben." Das sei auch die Haltung der rot-roten Landesregierung. Der CDU-Fraktionschef, der auch Landesvorsitzender seiner Partei ist, sagte dagegen, er wolle nicht, "dass jeder in der EU leben kann, der das wünscht". Er sei auch nicht bereit, "die Geschichte zu erzählen, dass jeder, der hierher kommt, eine gesuchte Fachkraft ist". Liskow meinte, es müsse eine "ehrliche Debatte" geben, ob der deutsche Sozialstaat ein Anziehungspunkt für Flüchtlinge sei.

Die AfD reagierte verwundert, ihr Abgeordneter Jan-Phillip Tadsen sprach von "AfD-Tonalität" in der Rede des CDU-Fraktionschefs. Die Grünen kritisierten, Liskow entmenschliche die Debatte. Die CDU müsse Brandmauer gegen Rechts sein, aber nicht Brandbeschleuniger werden, so die Vize-Fraktionschefin Anne Shepley. Am Ende würden die Menschen ohnehin das Original wählen. Mit Liskows Äußerungen sei keinem Flüchtling geholfen und auch keine Kommune unterstützt. Auch die offene Gesellschaft stärke Liskow nicht.

SPD verweist aufs Grundgesetz

Die SPD erklärte, von christlichen Werten sei bei Liskow wenig zu spüren. Das Herz der CDU sei offenbar nur groß, solange die Menschen, die es benötigen "weit, weit weg sind", sagte die migrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dagmar Kaselitz. Sie erinnerte daran, dass die Union auf Bundesebene bis 2021 lange Jahre die Innenminister gestellt habe. Liskow beklage das Scheitern der eigenen Politik, zumal auch in Mecklenburg-Vorpommern das Innenressort lange in der Hand der CDU gewesen sei.

Kaselitz erklärte, die rot-rote Koalition werde im Land, im Bund und auch mit den europäischen Partnern "daran arbeiten, dass all jene, die auf das Asylrecht angewiesen sind, dieses auch in Anspruch nehmen können". Die Basis dafür sei das Grundgesetz, die Landesverfassung und die christliche Nächstenliebe. Für die SPD-Fraktion stehe die Würde der Betroffenen im Mittelpunkt. In der Debatte erklärte sie: "Menschen begeben sich nicht grundlos auf die Flucht." Mecklenburg-Vorpommern hat im vergangenen Jahr rund 4.900 Asylbewerber aufgenommen. Gemessen an der Gesamtbevölkerung entspricht das einem Anteil von etwa 0,3 Prozent.

Weitere Informationen
Vor dem Schweriner Schloss weht während der Landtagssitzung neben der Europa-, der MV- und der Deutschlandflagge die Fahne der Ukraine. © NDR Foto: Stefan Ludmann

Asylpolitik, Demokratie und Solidarität im Landtag MV

Die CDU unterstützt die Prüfung auf Asylansprüche an den Außengrenzen, Grüne und Linke sehen darin ein Signal der Abschottung. mehr

Erwin Sellering auf einer Pressekonferenz © dpa Foto: Jens Büttner

Klimaschutzstiftung MV: Landtag stellt Sellering Ultimatum

Neue Runde im Dauerstreit um die Klimaschutz-Stiftung MV: Der Untersuchungsausschuss stellt Stiftungschef Sellering ein Ultimatum. mehr

Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel von außen © NDR Foto: NDR Screenshots

Landtag debattiert Flüchtlingspolitik und einen gelöschten Tweet

Der Landtag hat auf Antrag der FDP über die Flüchtlingspolitik diskutiert. CDU und Grüne blieben sich uneins. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.07.2023 | 17:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Das LNG-Terminal Mukran von See aus. © dpa-Bildfunk Foto: Stefan Sauer/dpa-Bildfunk

LNG-Terminal in Mukran: Widerspruch vor geplantem Regelbetrieb

Die Gemeinde Binz auf Rügen und die Deutsche Umwelthilfe gehen juristisch gegen das umstrittene LNG-Terminal vor. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr